Missgeschick = leben

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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ToWCypress81
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Missgeschick = leben

Beitragvon ToWCypress81 » 17. Dezember 2021, 12:51

Out of the Comfort-Zone..
heißt für mich mittlerweile Leben.

Permanent in einer komfortablen Situation zu leben, hat eigentlich nichts mit Leben zu tun.

In einer Komfort-Zone begeht man keine Fehler, es passieren einem keine Missgeschicke.

Dadurch entsteht auch keine Entwicklung.

Entwicklung heißt leben.
Der Weg ist das Ziel.
Das "Ziel" heißt Stillstand, geistig und körperlich.
Der "Weg" heißt Entwicklung.

Bisher dachte ich immer, wenn ich anstrengende Wege hinter mir hatte:
Das war scheiße, umsonst, zermürbend usw.

Nun denke ich:
Das hat alles einen Sinn.
Denn man lernt von jeder neuen Situation.
Jede Situation die anstrengend war bedeutet - man hatte diese Situation (Art, Länge, Umweg, Wiederholung) noch nicht. Sonst wäre sie für einen ja auch nicht anstrengend.
Situationen die leicht von der Hand gehen, also komfortabel sind, sind deswegen so, da man weiß was man bereits weiß was man tut damit es einem gut geht.

Wenn man nicht weiß was man tut, wie man die Situation gestalten/bewältigen kann - lernt man.
Aus Missgeschicken die man aus Unwissen begeht und erlebt, entwickelt man einen Weg der zu einer komfortablen Situation = dem Ziel hin führt.

Sich immer weiter und weiter in neue Situationen begeben, dadurch immer wieder neue Missgeschicke durchleben und diese immer wieder neu bewältigen zu müssen = Entwicklung.

Leben: Missgeschick = erkennen eigener Fehler = Bewältigung = Entwicklung.

Fazit:
Anstrengungen jeglicher Art sind NIE umsonst, NIE vergebens.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

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Re: Missgeschick = leben

Beitragvon 2ost » 17. Dezember 2021, 17:34

Für mich heißt "raus aus der Komfortzone" (berufsbedingt quasi ein Dauerzustand) immerwährender Stress, keine Energie auch nur Kleinigkeiten abseits der Verpflichtungen (Hobbies, etc.) genießen, teilweise auch nur begehen zu können. Für mich bringt dieser immerwährende Stress gesundheitliche Belastungen (Tinitus) etwa mit sich. Ins Grüne, wandern, hab ich früher gerne gemacht, ist nicht mehr. Da aufgrund der Dauerbelastung "außerhalb der Komfortzone" auch meine Konzentration leidet, fällt mir vieles unnötig schwer, weswegen die Verpflichtungen noch mehr Energien kosten, dürftige Ergebnisse dabei erbringen und Freizeit noch mehr einschränken.

Wenn "raus aus der Komfortzone" die Generierung von Eustress bewirkt, dann mag das top sein.
Wenn es aber nur Distress hervorruft, ist ein "Na los, raus aus der Komfortzone mit dir!" mir nichts weiter, denn Hohn.

Mein Fazit drum: Distress ist niemals, also wirklich NIEMALS gut.

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Re: Missgeschick = leben

Beitragvon ToWCypress81 » 17. Dezember 2021, 18:25

2ost hat geschrieben:Für mich heißt "raus aus der Komfortzone" (berufsbedingt quasi ein Dauerzustand) immerwährender Stress, keine Energie auch nur Kleinigkeiten abseits der Verpflichtungen (Hobbies, etc.) genießen, teilweise auch nur begehen zu können. Für mich bringt dieser immerwährende Stress gesundheitliche Belastungen (Tinitus) etwa mit sich.(...)
Da aufgrund der Dauerbelastung "außerhalb der Komfortzone" auch meine Konzentration leidet, fällt mir vieles unnötig schwer, weswegen die Verpflichtungen noch mehr Energien kosten

Für mich klingt das was du hier schilderst ganz klar nach einer Reizüberflutung.

Bei einer Reizüberflutung kann man nichts positives "mitnehmen". Es bleibt nur Stress über, und man vermeidet daher möglichst sich immer und immer wieder diesen Situationen auszusetzen.
Wenn man dies nicht tut (Reizüberflutung vermeiden), ist dies Leben klar Leid geprägt, und kann nicht nur zu geistigen, sondern auch zu körperlichen Schäden führen.

Für dich wäre meiner Meinung nach ein Berufswechsel (Berufsumfeld, Arbeitsplatz) dringend bzw wichtig, sowie (aus deinen früheren Schilderungen) auch ein Wohnungswechsel.

Auch ich hatte eine permanente Reizüberflutung.
Als ich damals die falschen Berufe und/bzw Berufsumfeld/Arbeitsplätze hatte und wählte, sowie reizüberflutende Wohnungssituationen hatte. Sprich: ich keinerlei entsprechende Rückzugsorte zum geistigen und körperlichen runterkommen hatte.

Wenn man diese Rückzugsorte allerdings hat, hat man dadurch auch die Möglichkeit zu leben.
Leben, im Sinne dessen was ich hier oben ausgeführt habe, und durch Entspannung.

Die Grundlage hierfür aber erstmal die ist - entspannen zu können! Rückzugsorte zu haben, in denen man klare Gedanken und Gefühle ertasten, finden und rauslassen kann.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

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Re: Missgeschick = leben

Beitragvon 2ost » 17. Dezember 2021, 19:38

Macht Sinn! :begeistert:

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Re: Missgeschick = leben

Beitragvon Nebelwald » 20. Dezember 2021, 09:29

Und wenn man die reizüberflutung kaum runterschrauben kann, und selbst wenn, dies wiederum zu Depressionen und antriebslosigkeit führt(als arbeitsunfähig eingestuft und in der Wohnung verkriechen)

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Re: Missgeschick = leben

Beitragvon ToWCypress81 » 20. Dezember 2021, 17:16

Nebelwald hat geschrieben:wiederum zu Depressionen und antriebslosigkeit führt(als arbeitsunfähig eingestuft und in der Wohnung verkriechen)

Hallo Nebelwald,
in einer ähnlichen Lage war ich auch.
Man hat mir nach den Psychiatrie-Aufenthalten mit nachfolgender Arbeitserprobungs-Maßnahme gesagt, das ich in ein betreutes Heim soll, wo ich arbeite, wohne und esse.
Dagegen habe ich mich gewehrt und bin stattdessen, wegen meiner Arbeitsunfähigkeit aus eigenen Stücken 3 Jahre in eine Behindertenwerkstatt gegangen. Auch dort ging es mir sehr schlecht, litt an starker Niedergeschlagenheit (Depressionen), starker Antriebslosigkeit und war meiner Umwelt hin äußerst negativ, paranoid und misstrauisch eingestellt.
Man stellte mir dort ein Ultimatum: entweder ich lasse mich in einer Psychiatrie medikamentös einstellen, oder ich muss die Einrichtung verlassen.
Mit dem dann auf mich eingestellten Neuroleptika Zyprexa ging es mir in der Behindertenwerkstatt noch schlechter und schlief dort während der Arbeit oft ein.
So musste ich nach einem halben Jahr wieder neu eingestellt werden.
Dort bekam ich dann das Neuroleptika Sulpirid und 4 Jahre später das Neuroleptika Amisulprid (Solian).
Diese Medikamente änderten alles (Sulpirid war gut, Amisulprid noch besser).

Dadurch war ich nicht mehr niedergeschlagen, und somit auch nicht mehr antriebslos. Sowie dadurch auch meine paranoiden Gedanken den Menschen gegenüber zum größten Teil (bei ca 200mg komplett weg) verschwanden.
Das Misstrauen den Menschen gegenüber blieb zwar, aber durch die positive Stimmung und kaum bis keine paranoiden Gedanken den Menschen gegenüber, ging es mir so gut, das ich durch eine Arbeitsmaßnahme wieder arbeitsfähig geschrieben wurde.
Daher, ich nun seit vielen Jahren in einem für mich passenden Beruf sehr gut klar komme.
Und seit ca 5 Jahren auch mit nur noch 50mg statt 200mg diesen Neuroleptikas (Amisulprid) gut zurecht komme.
Ganz ohne Medikament geht es allerdings nicht.
Da ich dennoch jedesmal nach ca 1 Monat Absetzung wieder sehr negative und paranoide Gedanken habe.
Selbst mit einer lebenslangen Einnahme bin ich mittlerweile mehr ok-mit (im Reinen).
Da es mir damit sehr gut geht und auch keine Nebenwirkungen jeglicher Art habe.

Wenn du daher der Ansicht bist, das es dir durch eine unveränderte Situation sehr schlecht geht bzw du aus der Arbeitsunfähigkeit und derzeitigen Wohnsituation raus willst, wäre vielleicht ein Medikament möglicherweise eine Hilfestellung welche Wirkung zeigen könnte.

Das müsstest du für dich gut abwägen.
Möglicherweise ein Medikament auf Lebenszeit, oder weiterhin eine mögliche Arbeitsunfähigkeit mit Wohnheim (wenig Rückzugsmöglichkeiten), und daher hoher Reizbelastung, zusätzlich zur Depression und Antriebslosigkeit.

Eine Therapie mit einer mehr vertraubaren Therapeutin/Therapeut und guten Therapieform wäre vielleicht ebenfalls eine Möglichkeit/Option (mir brachte das allerdings nichts).
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.


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