Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Yvee13
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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Yvee13 » 5. Juni 2021, 08:48

Bukterer1 hat geschrieben:Einigermaßen Glück mit Kollegen und Vorgesetzten. In der Vergangenheit Probleme mit Groll und Mobbing vor allem bei einem Kollegen. Dieser ist versetzt. Versuche mich zu integrieren. Versuche mich zu öffnen. Gelingt bis zu einem gewissen Grad. Habe noch Probleme mit angebrachter Kommunikation wegen langer Isolation. Mit besuchen bei meiner Mutter und Verwandten habe ich einen gewissen Ausgleich.



Huhu,

bei mir ist es mal wieder soweit, vorher war scheinbar alles gut, es kam eine neue Kollegin hinzu u nun sitze plötzlich mit reaktiver Psychose zu Hause und weiß nicht wie es weiter gehen soll u ob überhaupt :( ich habe keinen Bock mehr.. So endet es immer...

AllEinSein
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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon AllEinSein » 3. Juli 2021, 21:05

@Yvee13
Was ist denn eine reaktive Psychose? Eine Psychose als Reaktion auf diese neue Kollegin?
Das ist ja hart.
Vor ca. 10 Jahren hatte ich eine lange schwere Krise und bekam in dem Zusammenhang die Diagnose SPS; und dann auch bald volle Erwerbsminderungsrente auf Zeit. Die Rentenversicherung meint also, dass ich (befristet) nicht mehr arbeiten kann. Da aber die Höhe der Rente nicht ausreicht, habe ich immer mal wieder mit Minijobs zu tun.
Es fällt mir sehr schwer, am Arbeitsplatz mit Menschen zu tun zu haben, sowohl Kollegen als auch Kunden. Deswegen bin ich froh, wenn ich nicht arbeiten muss. Derzeit habe ich gar keine Arbeit und damit geht es mir gut (was das Thema Alleinsein betrifft).
Eigentlich habe ich immer gerne gearbeitet.... wenn die Menschen nicht gewesen wären. Es gab auch nette, verständnisvolle Menschen, sogar solche mit denen ich mich gerne unterhalten habe, weil es kein Smalltalk war, sondern diese Leute haben sich für Probleme interessiert und für Sachen, die auch ich wichtig finde. Solche Menschen waren aber die große Ausnahme. Da ich viel und an vielen verschiedenen Arbeitsplätzen war, erinnere ich mich doch an den ein oder anderen für mich "guten" Menschen. Natürlich weiß ich, dass Menschen, mit denen ich mich nicht verstehe, deswegen nicht "schlecht" sind!!!
Da ich meine Diagnose erst bekam, nachdem ich die meisten Jobs hinter mir hatte, hätte ich nicht gewusst, wie ich Vorgesetzte oder Kollegen darüber informieren könnte, dass ich nunmal "anders" bin. Ich war es und musste irgendwie damit klarkommen.
Anfangs war ich auf einem Arbeitsplatz oft offen und kommunikativ, bis ich irgendwann die Nase voll hatte und mich mehr und mehr zurückzog und soviel wie möglich das Alleinsein suchte; je nach Arbeitsplatz geht das ja, man kann sich begrenzt "verstecken". Das veränderte Verhalten kam dann immer nicht gut an, führte auch zu Mobbing.
Ich glaube, dass ich die Rente hauptsächlich wegen der SPS-Diagnose immer wieder (bisher jedenfalls) verlängert bekam. Ich bekomme sie derzeit für 2 Jahre, es läuft gerade wieder ein neuer Antrag auf Verlängerung. Drückt mir die Daumen.... wenn ich keine Rente mehr bekäme und zum Arbeitsamt müsste.... das könnte die Hölle werden....
Es lohnt sich also, die Diagnose offiziell zu bekommen; so schätze ich es jedenfalls ein. Als ich erstmals befristete Rente bekam, hatte ich allerdings eine schwere Depression und Alkoholmissbrauch zusätzlich zu SPS und schwere Erschöpfung...

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Eisregen » 5. September 2021, 13:50

Ich habe nie lange auf Arbeit durchgehalten…die Durchhaltezeit wurde immer kürzer. Von maximal 2 Jahren bis zu zwei Tagen war alles dabei. Es endete immer in der Klapse :( Ich bin jetzt 47 Jahre und vor elf Jahren habe ich meine Rente bewilligt bekommen. Hätte ich damals gewusst was oder wer ich bin, hätte ich mein Leben anders darauf eingerichtet. So war es ein fröhliches dauerhaftes gegen die Wand anrennen. Ich bin jetzt dauerhaft berentet und brauche nie wieder arbeiten

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon 2ost » 5. September 2021, 23:52

Würd jetzt gerne mit "Neid!" antworten, der ich morgen früh raus muss, aber… nicht um den Preis.

Hoffe, inzwischen geht's aber wieder besser (also das Leben jetzt, nicht das Arbeiten!)?

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Eisregen » 7. September 2021, 17:30

@ost Ja, der Preis ist zu hoch, viel zu hoch. Sie brauchen nicht neidisch sein, ich glaube nicht, das jemand freiwillig mit mir tauschen will. Ich habe gut gelernt, mit meinen Einschränkungen zu leben. Natürlich gibt es auch gute Seiten, absolut Herr seiner Zeit zu sein, überhaupt keine Verpflichtungen mehr zu haben sind einige davon. Ich freue mich so sehr auf den kommenden Herbst und Winter, wenn ich alleine auf dem Deich spazieren gehen kann in absoluter Dunkelheit und Ruhe. Ruhe ist so wichtig für mich, das sind die Momente, so nah am Ideal. Nur ich, auf den ich mich verlassen will, mit mir im reinen. Ich bin dankbar, angrenzend zum Rheiderland zu wohnen, hier hat man echt seine Ruhe. Man kann sehr lange Fahrradfahren ohne jemanden zu sehen. Ich vermute, dass ich ein ziemlich krasser schizoider bin:) Mir reicht einmal in der Woche Kontakt beim Einkaufen zu haben: Moin, tschüss… Kritisch wird es manchmal mit meiner großen Tochter, wenn sie zu Besuch kommen will, was selten vorkommt. Manchmal muss ich absagen, weil es Zuviel ist. Da sehe ich schon, das das Ganze ziemlich pathologisch ist. Ich telefoniere lieber als das ich echte Kontakte habe. Physische Kontakte machen mich unglaublich müde, tagelang.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon 2ost » 7. September 2021, 19:28

Das "Sie" braucht es mir gegenüber nun aber wirklich nicht. [;)] Außer natürlich, Sie fühlen sich wohler damit! (Manchmal im Alltag, also bei direkten Begegnungen oder Telefonaten kann so ein Sie schon mal ein sicheres Gefühl von Distanz schaffen :knasti:, das ist wohl wahr.) Ja, früher hatte ich auch phasenweise die Energie (weil z. B. arbeitslos), nachts einfach mal zu Fuß oder mit dem Rad raus ins Grüne zu gehen/fahren. Das hat schon was. Bin selbst auch mit mir am hadern weiter raus vielleicht zu ziehen, einzig der letzte Umzug mich schon arg an meine Grenzen gebracht hat und ich das so bald eigentlich nicht mehr wiederholen wollte. Aber wie dem auch sei, ich wünsch dann einfach schon mal eine schöne Herbst- und Winterzeit (und das der eine oder andere Besuch der Tochter ja vielleicht gar beiden Beteiligten zur Freude dabei gereicht)! [:)]

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Geextah » 11. September 2021, 07:33

Bei mir ist es recht einfach, da ich alleine arbeite und nicht wirklich viele Schnittpunkte zu anderen habe.

Wenn es mir mal nicht gut geht, bleibe ich zuhause. Von meiner Erkrankung weiß keiner und soll auch keiner wissen, geht auch niemanden was an.

Ablehnung, Groll oder Mobbing bekomme ich nicht wirklich mit, weil, wie gesagt keine Schnittpunkte zu anderen vorhanden sind und mir deren Meinung auch egal ist. Juckt mich nicht die Bohne.

Meine Chefin hat jedoch gemerkt, dass ich viele Fähigkeiten habe, die bei uns einsetzbar und kreativ sind, ganz im gegensatz zum Rest der Belegschaft, weshalb ich wahrscheinlich auch meinen jetzigen Posten habe
"Erfindungen bedürfen der ungestörten Ruhe, des stillen, beständigen Nachdenkens und eifrigen Erprobens, und all dies gibt nur die Einsamkeit, nicht die Gesellschaft der Menschen."
- Gerolamo Cardano -

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon AllEinSein » 11. September 2021, 21:23

Eisregen hat geschrieben:Ruhe ist so wichtig für mich, das sind die Momente, so nah am Ideal. Nur ich, auf den ich mich verlassen will, mit mir im reinen.

So geht es mir auch. Mit der Rente geht es mir auch so wie dir ("gute Seiten"). Im Moment habe ich Angst, dass meine Rente wieder angezweifelt wird, nachdem sie gerade erst unbefristet genehmigt wurde. Habe so einen komischen Brief bekommen.
Ich bräuchte noch nicht mal den Kontakt beim Einkaufen, aber das geht nicht anders. Andererseits habe ich schon gemerkt, dass es doch schädlich ist, allzu lange niemandem zu begegnen (vor allem wenn die Rente noch nicht ganz sicher zu sein scheint), weil ich dann wirklich alles verlerne und noch mehr Panik vor einer Begegnung bekomme...
Telefonieren fällt mir allerdings auch sehr schwer, fast schwerer als ein direktes Gespräch.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Eisregen » 13. September 2021, 09:30

@Alleinsein, bekommst Du EU Rente auf Dauer? Was meinst Du mit komischen Brief? Ja, manchmal schicken die so einen Überprüfungsbogen. Da sollte man taktischerweise kein Ehrenamt und keine Hobbys angeben und nichts was länger als 3 Stunden pro Tag hat. Die Überprüfungen werden nach meiner Erfahrung seltener, bis sie irgendwann ganz aufhörten.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon andersoderwie » 10. Januar 2022, 21:55

Seit einiger Zeit bin ich in einem neuen Team, das von einem anderen Vorgesetzten geführt wird. Es ist schwieriger, weil die Gruppe homogener und sozialer ist. Beim ersten Meeting blieb ich im Konferenzraum sitzen. Beim zweiten setzte ich mich zu jemanden, den ich vorher kannte und führte ein Gespräch. Ich fühle mich irgendwie eingeengt (das Gebäude ist auch kleiner) und beobachtet. So wie bei anderen Praktika und Stellen.


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