Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Yvee13
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Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Yvee13 » 20. Februar 2021, 13:19

Huhu,

mich würde bei den erfahrenen interessieren, ob der Chef bescheid weiß, was eure Erkrankung angeht.. Welche Strategien ihr habt, wenn es euch mal schlecht geht.. Kommt ihr mit euren Kollegen klar oder kommt es zu Problemen..Wie Ablehnung, Groll, Mobbing?

Bei denen die vllt Frühberentet sind, warum ging es nicht?

Ich freue mich sehr auf eure Erfahrungen..

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon 2ost » 20. Februar 2021, 15:13

Ich wurde schon von Kollegen und Schwerbehindertenvertretung separat angesprochen, behalte das alles aber weiterhin für mich.

Man gibt mir dennoch alle Freiräume, die ich brauche, solange die Arbeit nur irgendwie getan wird.

Strategien, als relativ frisch Diagnostizierter, habe ich leider noch keine.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Yvee13 » 20. Februar 2021, 15:19

Danke für deine Antwort :) .. Eure Firma hat eine Schwerbehindertenvertretung?

LG

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon 2ost » 20. Februar 2021, 15:45

Yvee13 hat geschrieben:Danke für deine Antwort :) .. Eure Firma hat eine Schwerbehindertenvertretung?
Muss!
§ 177 Abs. 1 SGB IX hat geschrieben:(1) 1 In Betrieben und Dienststellen, in denen wenigstens fünf schwerbehinderte Menschen nicht nur vorübergehend beschäftigt sind, werden eine Vertrauensperson und wenigstens ein stellvertretendes Mitglied gewählt, das die Vertrauensperson im Falle der Verhinderung vertritt.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Yvee13 » 20. Februar 2021, 15:54

Interessant, das wusste ich nicht...

LG

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Distanzierte » 13. März 2021, 22:36

Nein, ich spreche auf der Arbeit nicht darüber. Ich habe mehrere Diagnosen/Anteile von Persönlichkeitsstörungen. Selbst wenn ich wollte, wüsste ich nicht, wie ich meine Probleme für Außenstehende verständlich auf den Punkt bringen soll. Ich frage mich allerdings ständig, was ich antworten könnte, falls mal jemand konkret nachfragt, was mit mir los ist.

Ich habe meine Arbeit schon so gewählt, dass ich nicht in Teamwork involviert bin und nicht 9 Stunden pro Tag in einer Firma sein muss. Das wäre für mich der absolute Horror.

Aber auch bei meiner jetzigen Arbeit ist es schon schwer genug, wenn ich Kollegen nur ein paar Minuten begegne. Ich weiß einfach nichts mit ihnen anzufangen, Gespräche interessieren mich kaum, ich will einfach nur meine Ruhe, mich zurückziehen, nicht in das reizüberflutende Smalltalk-Durcheinander involviert sein.

Gleichzeitig verurteile ich mich für mein Desinteresse an anderen Menschen stark und habe immer den Druck in meinem Kopf: Du musst höflich sein, du musst dich verstellen, du musst aus Nettigkeit Gespräche anfangen, du darfst dir auf keinen Fall anmerken lassen, dass du kein Interesse hast!

Das erschöpft mich total. Es ist also wirklich eher ein „Überleben“.

Mein Traum wäre, dauerhaft von Zuhause arbeiten zu können und unabhängig von irgendwelchen Orten und realen Begegnungen zu sein.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon orinoco » 19. März 2021, 19:45

Distanzierte hat geschrieben:Selbst wenn ich wollte, wüsste ich nicht, wie ich meine Probleme für Außenstehende verständlich auf den Punkt bringen soll. Ich frage mich allerdings ständig, was ich antworten könnte, falls mal jemand konkret nachfragt, was mit mir los ist.


Ich reduziere das im Zweifelsfall auf
"Ich bitte um Verständnis, dass ich emotional anders gestrickt bin und es Dinge gibt, die für andere normal sind, mir aber nicht gut tun"
Je nach individueller Verständnisbereitschaft erkläre ich dann mehr oder auch nicht.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
t+ - mein Traumablog (nichtkommerziell und werbefrei)
Disclaimer "Lesen auf eigene Gefahr!" - unbedingt lesen!

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Mondmann » 27. März 2021, 11:43

Hallo.
Also ich halte es heutzutage so, daß ich in Zeiten ,in denen es ganz schwer für mich ist Kontakte zu ertragen, mich ganz bewusst
versuche auf die kommende "Berufsrolle" einzustellen. Bin danach jedoch auch sehr stark darauf angewiesen wieder Luft zu kriegen.
Funktioniert bei mir z.B. durch alleine wandern auf abgelegenen Waldwegen oder auch Individualsport.
Solange dieser Ausgleich da ist, kann ich auch mein Gleichgewicht halten.
Ist nur eine Rolle in die ich schlüpfe, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten ,also Mittel zum Zweck.
Funktioniert bei mir soweit ganz gut bis jetzt.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Bukterer1 » 29. Mai 2021, 22:59

Einigermaßen Glück mit Kollegen und Vorgesetzten. In der Vergangenheit Probleme mit Groll und Mobbing vor allem bei einem Kollegen. Dieser ist versetzt. Versuche mich zu integrieren. Versuche mich zu öffnen. Gelingt bis zu einem gewissen Grad. Habe noch Probleme mit angebrachter Kommunikation wegen langer Isolation. Mit besuchen bei meiner Mutter und Verwandten habe ich einen gewissen Ausgleich.

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Re: Wie "überlebt" ihr auf Arbeit?

Beitragvon Eule » 1. Juni 2021, 03:34

Ehemals: Von Minijob zu Minijob, angefangen was ich bekommen habe und entweder nach vier Monaten aufgegeben, weil ich stets nervöser wurde aufgrund meiner Eigenheiten angesprochen zu werden und mich die Kundenkontakte immens gestresst haben, oder ich wurde tatsächlich angesprochen (Und ein Mal dann auch mit der Begründung "weil ich mich irgendwie nicht ins Team einfüge" entlassen).

Jetzt: Immernoch nur nebenbei, da Studium (Hart genug und mit """"""sozialem"“"""" Studienfach arbeiten wir ja sicher alle gerne im Team! ... Öh, ne du).
Dazu Hiwijob und sehr viel Toleranz von meinen Vorgesetzten, ich erledige gefühlt zu 80% Homeoffice, habe aber dennoch unseren Hiwi-Raum als eine Art zweites Wohnzimmer besetzt. Der Raum ist tatsächlich zwei Mal so groß wie meine Wohnung.

Dazu Zweitjob in der Recherche, ebenfalls ortsunabhängig, aber mit sehr sozialer Kultur, die mir überhaupt nicht zusagt und Vorgesetzten, mit denen ich jeden überflüssigen Kontakt vermeide. Vor allem, da dort gerne Aufträge auf den letzten Drücker und ohne jegliches Verständnis für ein Vollzeitstudium, körperliche Einschränkungen oder private Termine gepusht werden. Mittlerweile bin ich gewissermaßen so frustriert, dass ich mich nicht einmal mehr wirklich davon abhalte etwas unterkühlte Mails abzuschicken.


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