Teilzeit Schizoid?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Teilzeit Schizoid?

Beitragvon [[midfing]] » 25. Juni 2020, 22:40

Hallo in die Runde! :grüner hut:

Ich (m/48/verheiratet/Teenager) bin erst vor ein paar Tagen auf die Beschreibung "Schizoid" gestossen, die mich neugierig gemacht hat und ich mich bis zu einem gewissen Grad darin wieder erkenne. Vielleicht habe ich nur gewisse Züge, manchmal ist es Tagesform abhängig und ein anderes Mal nerven mich einfach alle Mitmenschen auf diesem Planeten. Manchmal habe ich Lust gross abzufeiern, an einem anderen Tag kann ich es kaum erwarten mich alleine ins Bett zurück zu ziehen. Grundsätzlich stehe ich mit guter Laune auf, die sich in der Regel mit dem Tagesverlauf im Job verschlechtert. Bin ich Teilzeit schizoid oder einfach "nur" Teilzeit depressiv oder gar nichts davon?

Mühe habe ich eigentlich damit, dass jedes von der Norm abweichende Verhalten gleich als Krankheit tituliert wird. Was wenn ich einfach gerne für mich alleine bin und einen Teil der Mitmenschen entweder doof, langweilig oder selbstverliebt empfinde und darum meide?

Bin echt gespannt, auf eure Antworten...

Yuri87
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Re: Teilzeit Schizoid?

Beitragvon Yuri87 » 28. Juni 2020, 06:20

Das Menschen schwankende Stimmungen haben, ist wohl bei nahezu Allen so. Auch das ein größerer Anteil der Anderen als langweilig, spießig oder sogar als ekelhaft empfunden wird, wird wohl bei sehr viele Leute so sein.
Entscheidend für eine bessere Antwort wäre es zu erfahren was überwiegt, und war es schon immer so? Sollte sich das so nach und nach in den letzten paar Jahren geändert haben, (ich hoffe das klingt nicht zu banal) liest sich das für mich eher nach einer klassischen Midlife-Crisis.

L.G. Yuri

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Re: Teilzeit Schizoid?

Beitragvon [[midfing]] » 28. Juni 2020, 11:48

Danke für deine Antwort, Yuri!

Diese Abschottung hatte ich in jungen Jahren nicht, im Gegenteil habe mich immer ins Leben gestürzt. Denke es sind 1 Mio kleine schlechte Erfahrungen und Enttäuschungen, die mich so geprägt haben. Fühle mich halt umgeben von tausenden Nervensägen, Zeitungen und Politiksendungen sind auch voll damit. Bei der Arbeit möchte ich konzentriert und in Ruhe meine Projekte durchziehen und habe als Dankeschön einen Tischnachbarn gekriegt, der gerne und viel quasselt. Habe ihm meine Situation erklärt und trotzdem erzählt er dauernd Zeugs, dass mich echt NULL interessiert. Ist zwar ein netter und intelligenter Typ, aber er versteht es einfach nicht, dass ich nicht auf solchen Smalltalk stehe. Habe ich auch schon direkt gesagt, dass ich ihm nicht zuhöre. Am liebsten hätte ich einen einsamen Arbeitsplatz im tiefsten Kellergeschoss... :kaffeetrinken:

Oder ist es einfach ein ausgeprägtes Desinteresse gegenüber anderen Menschen? Was meint ihr dazu, macht mich das automatisch zu einem schlechteren Menschen?

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Re: Teilzeit Schizoid?

Beitragvon Distanzierte » 9. Dezember 2020, 12:21

Ist es bei dir denn „nur“ der Wunsch, allein zu sein/abseits von nervenden Mensch/Stress? Oder treffen noch andere Merkmale des Schizoiden auf dich zu?

Es gibt ja eine Reihe von Symptomen. Bei mir ist es z.B. so, dass ich nach außen fast keine Emotionen zeigen kann (lachen/Freude/Ärger), bin total in mich gekehrt. Bin oft aber auch wirklich gleichgültig/desinteressiert, kann nicht mit anderen emotional „mitschwingen“, möchte von anderen schnell weg/allein sein, lebe eher in meiner Fantasie, muss mich stark bemühen/überwinden, Gefühle zu zeigen oder Gedanken auszusprechen.

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Re: Teilzeit Schizoid?

Beitragvon Geextah » 12. Dezember 2020, 23:33

Na ja nur ein gewisses Desinteresse und eine gewisse Introvertiertheit bzw. Abneigung gegen Menschen macht noch nicht unbedingt einen Schizoiden aus.

Für mich liest sich das eher so, als fühltest du dich gestresst vom Leben und deiner Umwelt. Das haben zwar Schizoide auch, aber der Umfang scheint ein anderer zu sein.
Zudem hat kaum ein Schizoider Lust plötzlich groß mit anderen Menschen zu feiern; zumindest wäre mir das neu, aber ich kenne ja auch nicht alle. Dennoch habe ich da eher den Eindruck einer Depression, doch sowas zu diagnostizoieren liegt mir fern und obliegt den Fachkräften.

Was mir in der Beschreibung fehlt ist die Rolle, die man einnehmen muss um zu funktionieren, die "nachgeahmten Gefühle" oder Ausdrücke.

Ich war in meiner Jugend zB schon nicht so wirklich kontaktfreudig, zumindest nicht im Realleben, weil mir dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit nicht klar ist. Ich empfinde es nicht und kann es nicht nachvollziehen.
Wenn man aber früher schon gerne gefeiert hat, dann macht das für mich nicht wirklich einen schizoiden Eindruck.
"Erfindungen bedürfen der ungestörten Ruhe, des stillen, beständigen Nachdenkens und eifrigen Erprobens, und all dies gibt nur die Einsamkeit, nicht die Gesellschaft der Menschen."
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Re: Teilzeit Schizoid?

Beitragvon [[midfing]] » 13. Dezember 2020, 17:22

Danke für eure Antworten @Distanzierte und @Geextah!

Stress = oh ja!
Depression = Tendenz resp. Umstände seit Jahren vorhanden

Zu viele Menschen lösen bei mir einen Fluchtreflex aus, dafür gibt es aber auch einen med. Fachbegriff. Als schlimmsten für mich ist es, wenn ich zugetextet werde. Leute die ohne Punkt und Komma auf mich einreden oder mich ungefragt in ein für mich belangloses Thema verwickeln wollen, sind ein echter Horror für mich. Je nach Situation & Hierarchie sage ich das auch ganz offen, dass es mich nicht interessiert und ich nicht zuhören werde. Ich bin eigentlich alles andere als asozial, aber wenn es mir zuviel wird an Familientreffen oder Geschäftsfeiern, dann verziehe ich mich nach einer Weile.

Bin ja auf dieses Forum gestossen, als ich die Symptome gegogelt habe und diese haben vorderhand gut zu mir gepasst. Ich suche auch nicht wirklich eine Therapie, ging mir mehr drum, was mit mir nicht "stimmen" könnte.


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