Ambivalenz und Einsamkeit

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Alice

Re: Ambivalenz und Einsamkeit

Beitragvon Alice » 26. Dezember 2019, 12:30

Hallo Bahnhof (interessanter Name)

Du kennst mich überhaupt nicht aber scheinst schon viel über mich zu wissen.. Denkst du!

Skurril bin ich nicht, ich bin ambivalent. Und ja, ich habe große Probleme damit, meine Dinge zu lösen. Und nicht nur ich, sondern Therapeuten scheint es ähnlich zu gehen. Du kennst weder mich noch mein Leben aber scheinst sehr viel Ahnung von.. Ja genau, gar nichts zu haben, was mich angeht. Selbstmitleid habe ich nicht, es ist Hoffnungslosigkeit. Es sind deine Annahmen zum Thema, die aber in der Tat gar nicht so sein müssen, wie du annimmst. Ja, ich habe wenig Kontakt zu mir und mir fällt es sehr schwer da wieder rauszukommen.
Hätte ich mal mehr Selbstmitleid, dann könnte ich mich vielleicht mal ne Runde beheulen und es würde weitergehen. Nein, meine Hoffnungslosigkeit quält mich und ich drehe mich im Kreis. Vielleicht hattest du diese Art von Dasein noch nicht und kannst das nicht nachempfinden..
Und nein, ich suche hier nicht neue Freunde oder sonstiges. Ich kann mich hier austauschen, wenn ich möchte und gegebenfalls verstehen mich hier vielleicht einige, denen es ähnlich gehen mag wie mir. Ich finde deinen Beitrag nicht provokant oder so.. Ich lese daraus sehr viel Unwissenheit, was ich dir nicht krumm nehme, denn du kennst mich wie gesagt nicht. Es gibt nicht immer schwarz und weiß zu allem zu sagen. Also somit nicht immer gleich eine Lösung für alles. Hast du schonmal überlegt, das Medis nicht immer gegen Depressionen helfen? So ist das bei mir. So einfach ist das alles leider nicht.

Alice

Re: Ambivalenz und Einsamkeit

Beitragvon Alice » 26. Dezember 2019, 13:00

Danke Kalliope, für deinen Beitrag. :)

Du hast mehrere Sachen geschrieben, die sogar passen. Aber ich habe neben der Schizoiden/Schizotypen Geschichte noch andere psychische Erkrankungen, meine Gesundheit spielt dazu auch noch eine Rolle. Wenn man, wie ich, dauerhaft zu kämpfen hat, möchte man einen neuen Weg einschlagen, denn so möchte man (bzw. ich) nicht weitermachen, auch wenn Ängste eine Rolle spielen, was ja auch mitunter normal ist. Neue Wege machen ja bekanntlich immer Angst.
Nur so kann es nicht weitergehen. Aber was, wenn man diesen Weg nicht sieht?! Da braucht man ja Hilfe von außen. Vielleicht wäre Klinik was für mich...

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Re: Ambivalenz und Einsamkeit

Beitragvon novembernebel » 26. Dezember 2019, 15:13

Medikamente heilen keine Depressionen, bahnhof, sie lindern allerhöchstens Symptome, wenn sie überhaupt wirken. Und wenn man nur Bahnhof versteht, sollte man vielleicht nicht mit altklugen Ratschlägen daherkommen, die genau das Wiederspiegeln, was die unwissende und unbetroffene Masse der Leute von Depressionen denkt. Depression ist eine Krankheit, bei der man nicht einfach nur den Arsch hochkriegen muss. Das kann man gar nicht. Man ist dazu nicht fähig in einer Depression. Mit Selbstmitleid hat das ebenso wenig zu tun, wenn man schlicht selbstreflektiert ist. Nur, weil man weiß, was schiefläuft, heißt das noch lange nicht, dass man auch die Lösung kennt.
Was bei körperlichen, schweren Erkrankungen übrigens genauso ist. Da benötigt es auch Hilfe von außen. Depression ist da nicht anders, die kann man nicht mal eben so allein in den Griff bekommen.

Der Satte sollte den Hungernden nicht belehren. Apathie in einer Depression hat rein gar nichts mit Bequemlichkeit zu tun.

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Re: Ambivalenz und Einsamkeit

Beitragvon Kalliope » 26. Dezember 2019, 15:37

Ja (@Novembernebel) und ich möchte auch noch ergänzen, dass insbesondere für intelligente, reflektierte Menschen gerade das besonders quälend und verstärkend wirken kann: a) dass sie selber durchaus intellektuell sich in dieser Situation erfassen und das Problem (des Unvermögens) erkennen und analysieren können und trotzdem diese Hürde nicht (mehr) überspringen können und b) der Vorwurf des Selbstmitleids (dann) doppelt sticht.

Depressionen gehören sicher zu den tödlichsten Erkrankungen.

Die Idee mit den (erstmal) Online-Kontakten finde ich gar nicht mal so schlecht. Auch das kann ja erst einmal sehr unverbindlich passieren. Ich habe durchaus mal Phasen (gehabt, zur Zeit nicht), wo ich es ganz amüsant und interessant fand, hin und wieder einen Online-Kontakt einfach nur auf einen Kaffee mal kennenzulernen. Man trifft dabei die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Lebenswelten und -backrounds. Wenn das anonym geschieht, was ja wg. der Nicks gut geht, ist es nochmal unverbindlicher. Man sieht sich, unterhält sich optimalerweise freundlich und verabschiedet sich wieder freundlich.

@Alice: ja, vielleicht bist Du jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt in einer Klinik gut aufgehoben. Überleg es Dir einfach in Ruhe.
Btw.: es gibt ja auch noch die Telefonseelsorgen. Auch ich habe diese Angebote durchaus schon wahrgenommen und es erleichtert ungemein und hilft bisweilen über tiefe Täler hinweg. Wenngleich es auch direkt zur "Heilung" erstmal nicht beiträgt (aber womöglich gute Anstöße gibt).
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Re: Ambivalenz und Einsamkeit

Beitragvon orinoco » 26. Dezember 2019, 18:08

Hallo Alice,

es wundert mich nicht, dass wir ähnlich ticken, denn so verschieden wie man meinen könnte, sind wir gar nicht. Wir stammen alle von den Menschen bzw. Säugtieren ab, die überlebt haben. Infolgedessen haben wir alle die gleichen Überlebensmechanismen geerbt und folglich auch die gleichen Bedürfnisse. Und meiner einer ja nicht krank sondern reagiert nur normal/natürlich auf unnormale/unnatürliche Verhältnisse.
Wenn du dich also in dem was ich schreibe wiedererkennst, dann kann ich dir nur den heißen Tipp geben mal in mein Trauma-Blog reinzuschauen. Da stehen Sachen drin, die kein Psychofritze weiß und die deswegen eigentlich auch vollkommen rat- und hilflos sind bzw. sich nur mit Symptomdoktorei über Wasser halten.
Und das mit dem Haustier hast du schon automatisch richtig gemacht. Unsereins kompensiert schon automatisch richtig und das schon immer. Nur das passt dem sozialen Umfeld nicht in den Kram und dann kriegen wir den Stempel "krank" aufgedrückt. Krank ist dabei das soziale Umfeld.
Wenn du in die Richtung weiterarbeitest, dann bin ich mir sicher, dass es dir langfristig besser gehen wird. Auch ein heißer Tipp: Selbstwirksamkeit. Wenn wir die Dinge im Griff haben und das Heft (nicht das mit den Blättern, sondern z.B. das einer Feile) des Handelns selbst in der Hand haben, dann geht es uns auch besser. Den Dingen ausgeliefert sein macht Stress und Depression. Es ist im Grunde egal was man macht, Hauptsache man signalisiert der Psyche "Hier wird angepackt und das Schicksal in die eigenen Hände genommen." und sei es der eigene Schopf an dem wir uns selbst münchhausenmäßig aus dem Sumpf ziehen. Besser sind natürlich Dinge, die einem persönlich Spaß machen, ideal wenn man noch eine tolerante Gruppe Gleichgesinnter findet. Ich bin z.B. in einer Fahrradwerkstatt ehrenamtlich aktiv (Ja, Fahrradschrauber sind sehr tolerant). Dort sind auch schwer traumatisierte Flüchtlinge (vermutlich Folteropfer) aktiv und das tut ihnen offensichtlich gut.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
t+ - mein Traumablog (nichtkommerziell und werbefrei)
Disclaimer "Lesen auf eigene Gefahr!" - unbedingt lesen!

Alice

Re: Ambivalenz und Einsamkeit

Beitragvon Alice » 27. Dezember 2019, 17:27

Danke für eure ausführlichen Beiträge.


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