SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon Lemur » 4. September 2015, 10:20

Neulich fand ich diesen Link zur bestehenden Beta-Version der ICD-11, die in ca. zwei Jahren kommen soll:

Personality Disorders

Bemerkenswert finde ich, dass die Kategorie "Persönlichkeitsstörungen" nicht weiter differenziert ist. Gibt es dann künftig nur noch pauschal eine einzige Persönlichkeitsstörung, oder ist die Differenzierung noch in der Mache?

Schizotyp findet sich nach wie vor im Kapitel "Schizophrene Psychosen", Asperger wurde - wie im DSM 5 - zugunsten eines Autismusspektrums aufgegeben.

Inertia

Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon Inertia » 4. September 2015, 17:53

Sieht für mich eher wie ein grobes "Inhaltsverzeichnis" aus, wer weiß was die da noch für Unterpunkte einfügen.
Aber ich hab schonmal irgendwo gelesen dass es schon länger Überlegungen gibt, die schizoide und noch eine andere Persönlichkeitsstörung rauszunehmen.

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Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon Lemur » 5. September 2015, 06:21

Ich habe vor einiger Zeit mal gehört, der Terminus "Persönlichkeitsstörung" sei im praktischen klinischen Alltag längst gleichbedeutend mit "Borderline". Vielleicht trägt man dem jetzt Rechnung und sortiert alles andere, was dereinst irgendwann mal eine Persönlichkeitsstörung war, anderswo ein.

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Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon pesto » 8. Dezember 2015, 11:26

4. Sep 2015, 09:20 » Lemur hat geschrieben:Neulich fand ich diesen Link zur bestehenden Beta-Version der ICD-11, die in ca. zwei Jahren kommen soll:

Personality Disorders

Bemerkenswert finde ich, dass die Kategorie "Persönlichkeitsstörungen" nicht weiter differenziert ist. Gibt es dann künftig nur noch pauschal eine einzige Persönlichkeitsstörung, oder ist die Differenzierung noch in der Mache?

Doch, es gibt weitere Differenzierungen. Etwa mal auf "mild personality disorder" klicken, und dann "all index terms", dann bekommt man 32 Unterpunkte. Allerdings ist schizoid wie auch beim DSM-5 rausgeflogen.

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Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon Hemlock » 14. Dezember 2015, 09:50

Mit ICD-11 hab ich mich zwar noch nicht beschäftigt aber im DSM-V haben sie es schlussendlich nicht rausgenommen - https://books.google.at/books?id=-JivBA ... &q&f=false
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maverick73

Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon maverick73 » 15. März 2019, 14:34

So richtig schlau werde ich auch nicht draus. Aber wenn es rausgenommen wird: Ist doch schön, dann bin ich geheilt. Ähnlich wie ein Auto, das den Defekt mit einer Warnleuchte anzeigt. Anstatt zur Reperatur, einfach draufdrücken, damit es nicht mehr leuchtet.

Wow, das ist ja "Bewußtwerdung" pur!

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Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon orinoco » 15. März 2019, 14:43

maverick73 hat geschrieben:So richtig schlau werde ich auch nicht draus. Aber wenn es rausgenommen wird: Ist doch schön, dann bin ich geheilt. Ähnlich wie ein Auto, das den Defekt mit einer Warnleuchte anzeigt. Anstatt zur Reperatur, einfach draufdrücken, damit es nicht mehr leuchtet.
Wow, das ist ja "Bewußtwerdung" pur!


Böse Zungen behaupten diese "Warnleuchte" (Ölwechsel, Inspektion, etc.) sei nichts weiter als ein Geldabgabeleuchte. Und ich kann da auch irgendwie Parallelen zum Geschäftsmodell der Psychotherapeuten erkennen: ob mit oder ohne Besuch bei der Werkstatt, das Auto fährt eh so weiter wie zuvor. Nur ohne Werkstatt hat man Geld und Zeit gespart.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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maverick73

Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon maverick73 » 15. März 2019, 16:39

Ja, würde passen. Aber letztlich kann mir diese Diagnose eh egal sein, ändert ja nichts an meiner Situation. Aber Wissenschafftler und Mediziner entscheiden wieder, zum Wohle aller, wer mit was in welche Schublade gedrückt wird. Und falls kein Platz mehr da ist, wird Platz für neues geschaffen, damit die Herden-Tiere wieder beruhigt aufatmen können.
Mal wieder: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Allmählich gewöhne ich mich an dieses typische, wiederholende Muster!

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Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon MeinNameIstHase » 16. März 2019, 14:03

orinoco hat geschrieben:Böse Zungen behaupten diese "Warnleuchte" (Ölwechsel, Inspektion, etc.) sei nichts weiter als ein Geldabgabeleuchte. Und ich kann da auch irgendwie Parallelen zum Geschäftsmodell der Psychotherapeuten erkennen: ob mit oder ohne Besuch bei der Werkstatt, das Auto fährt eh so weiter wie zuvor. Nur ohne Werkstatt hat man Geld und Zeit gespart.


Ich würde das nicht so vergleichen. Sowohl den ersten Teil nicht als auch den zweiten.
Eine Therapie ist keine Werkstatt. Aus einer Werkstatt kommt man mit dem Auto raus, die Ersatzteile sind eingebaut, passen und man bezahlt.
Bei einer Therapie bekommt man die Ersatzteile. Allerdings nicht eingebaut, das muss man selbst tun. Die Kunst darin ist die Selbsterkenntnis, wo das jeweilige Teil hingehört und an welcher Stelle man ölen muss.
Für eine Therapie bin ich auch eher bereit Geld auszugeben, denn es ist mein Körper mit dem ich alles bewerkstelligen muss. Wenn sich dafür jemand mein Leben anhört und mich anleitet mit Tipps, who cares? Im Optimalfall läuft es für mich danach besser, weil ich Fehler erkennen und ein stückweit korrigieren kann. Selbst. Ich muss also nicht nochmal - im Optimalfall - in die Werkstatt. Im Gegensatz zum Auto. Das muss mit ziemlicher Sicherheit immer mal wieder in die Werkstatt und erleichtert meinen eigenen Geldbeutel. Die Therapie wird glücklicherweise von den Kassen übernommen.

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Re: SPS in der kommenden ICD-11 nicht mehr enthalten?

Beitragvon 2ost » 13. August 2019, 20:43

Ich denke, so schlimm wird es schon nicht werden. Auf dieser englischen Seite hier steht, was aus der SPS werden dürfte. Soweit ich das verstehe (also kaum), wird da scheintbar nur noch a) zwischen milden, moderaten und ernsten Persönlichkeitsstörungen unterschieden (siehe Tabelle 3), wobei die 5 einzeln zu bewertende Domämen (=Negative Affektivität, Distanziertheit, Dissozialität, Enthemmtheit und Zwanghaftigkeit (siehe auch Tabelle 5)) als auffällig oder unauffällig jeweils nur bewertet werden müssen. (Wie gesagt nur, wenn ich das gerade nicht falsch verstehe)

Vortteil: Es wird keine Komorbiditäten geben, sondern halt eine/n Betroffene/n "X" mit einer Grad-"y" ausgeprägten Persönlichkeitsstörung in den Domänen 1-5 (mit der Option zu Mehrfachnennungen).

Laut erster verlinkter Tabell 11 würde das Schizoide sich dort beispielsweise in Distanziertheit und einem negativen Affekt halt auszeichnet oder [maschienenübersetzt] in
  1. Distanzierung = Genieße keine Intimität oder soziale Interaktion und interessiere dich nicht besonders für sexuelle Beziehungen; Distanziertheit, emotionale Ausdruckslosigkeit, nicht reaktiv auf negative und positive Ereignisse, mit einer begrenzten Fähigkeit zum Genießen.
    und
  2. Negative Affektivität = Eine Tendenz, ein breites Spektrum negativer Emotionen mit einer Frequenz und Intensität zu erleben, die in keinem Verhältnis zur Situation stehen.
zu Tage treten.

Vielleicht sollte man sich die Domain Distanzierte-negative-Affektivität.de darum besser schnell sichern? (Denn ich hoffe mal sehr, dass das Forum mit der ICD-11 nicht fällt)?

2ost


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