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orinoco
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Re: Hallo

Beitragvon orinoco » 4. August 2022, 19:49

bremser hat geschrieben:[vor allem dass dort Angst ein dominierender Faktor ist und dass sie das auch nicht einfach abstellen kann,]
Das sie ständig mit Angst leben muss beschäftigt mich sehr, denn Angst ist nicht unbedingt das Gefühl das man dem Menschen wünscht den man liebt.


Es ist auch wichtig zu verstehen was Angst für eine Emotion ist und dass das nicht Liebe nur mit umgekehrten Vorzeichen ist.
Angst ist die Emotion des Überlebens. Von den Menschen die keine Angst hatten, stammen wir nicht ab, denn die sind vom Säbelzahntiger gefressen worden (bildlich gesprochen).

bremser hat geschrieben:Ich habe auch nie gedacht dass sie das einfach abstellen kann, jedoch gehofft, dass es Strategien gibt, um diese Angst wenigstens etwas minimieren zu können.


Normalerweise lernt man bzw. das eigene Gehirn während der Phase der emotionalen Geburt, so zwischen 1½ und 3 Jahren mit seinen Emotionen insbesondere Angst unbewußt umzugehen. Wenn das aber schief läuft, was eben sehr leicht passieren kann, da man in dieser Phase ein "sitting duck", ein leichtes Ziel für Traumatisierung ist, dann hat man unbewußt nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten seine Ängste zu regulieren, sprich wieder runterzufahren: nach einem stressigen Ereignis schläft man schlecht, grübelt tage- oder gar wochenlang, kann sogar depressiv werden, Drogen und anderes selbstverletzendes Verhalten und sind dann auch häufig beliebt, was ein anderer schon abends nach einem Bierchen beim Fernsehen schon wieder vergessen hat. Ganz vermeiden lässt sich Angst und Stress nicht, aber man kann selbst und das soziale Umfeld versuchen sich anzupassen, indem man stressige Situationen vermeidet, und andererseits die Resilenzfaktoren wie
– Selbst- und Fremdwahrnehmung
– Selbststeuerung
– Selbstwirksamkeit
– soziale Kompetenz
– Umgang mit Stress
– Problemlösungskompetenz
stärkt.

bremser hat geschrieben:Das ist so ein unglaublicher Stressfaktor und ich weiß nicht wie man damit leben kann. Angst kostet doch so unheimlich viel Kraft. Rational ist oft dagegen nicht anzugehen - vor allem da meine Frau darin eine Expertin ist und auch sehr intelligent und logisch denkt.


Da ist für sie vielleicht der Weg, der für mich erfolgreich war (immer im Rahmen der Umstände), auch der richtige. Mein Traumablog ist (nur) ein Einstieg in die Materie mit den wichtigsten Erkenntnissen hinsichtlich frühkindlicher Traumatisierung und der phylo- und ontogenetischen Hirnentwicklung beim Menschen. Das Thema hat aber beliebige Tiefe wie man anhand der vielen Verweise erahnen mag. Da kann man ein kleines Selbststudium absolvieren und weiß hinterher als die meisten schulgescheiten Psychologen.

bremser hat geschrieben:Was mich überfordert ist, dass kein (ich nenn das jetzt mal so:) Schutzsystem in ihr ist, kein Verdrängungs- oder Relativierungsmechanismus o.ä.. Erst einmal kann eine erhaltene Email oder eine nicht erhaltende Email eine riesige Gewühlswelle auslösen - die sie "lahmlegt". Sie hat sich schon Strategien zugelegt um diese Gefühle wieder los zu werden - ähnliche Vorgehen habe ich bereits in anderen Chats hier im Forum gelesen. Es kostet sie nur so unheimlich viel Kraft - wie soll das in ein funktionsbasiertes Leben passen ? - Du brauchst Kraft und Mut und Zeit - im normalen Alltag ist kein Platz dafür. Leider kann sich meine Frau diesen Platz nicht nehmen und sie ist zu stolz jemanden zu sagen, dass sie andere Bedingungen braucht. Gedanklich kann sie zum Glück schon einiges durchdenken.


Die Situation ist sicher keinesfalls einfach, auch weil es immer auf die genauen Umstände ankommt. Jeder Jurist weiß: jeder Fall ist anders. Trotzdem haben wir Gesetze die für alle gelten (sollten). Das ist auch ein Prozess den ich "frei schwimmen" nenne. Vieles wird sie schon intuitiv richtig machen, denn eine SPS ist eigentlich keine Störung sondern schon eine Anpassungsstrategie, eine Angst-Vermeidungsstrategie. Wichtig ist herauszufinden: was tut mir gut und was nicht? Und dann das Gute fördern und das andere meiden so gut es geht. Ich empfinde es z.B. auch als eine Frechheit, wenn mir erst auf Nachfrage auf eine E-Mail geantwortet wird und mir dann auch noch mit dummen Ausreden gekommen wird. Unter neurotypischen scheint das normaler Umgang zu sein, für mich nicht. Für mich sind das toxische Kontakte und die breche ich dann auch immer ab. Und so muss man konsequent sein Leben durchforsten und alle aus der eigenen Sicht unguten sozialen Kontakte eliminieren. Sich dann sozial negativ zu verhalten ist auch nicht immer angenehm, aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und irgendwann hat man da auch Routine drin und kann sich seiner IFZ (idiotenfreien Zone) erfreuen.

bremser hat geschrieben:[Da fällt dir als Partner eine besondere Verantwortung zu, nicht nur ihre keinen Stress zu bereiten, sondern auch von stressenden Faktoren abzuschirmen (ohne sie zu bevormunden)]
Das würde ich sehr gerne tun - ich weiß nur leider kein bisschen wie.


Deswegen denke ich ist das so wichtig, dass ihr gemeinsam die Probleme zu lösen angeht. Jeder Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt. Und immer wie Beppo Straßenkehrer (aus Momo): ein Schritt nach dem anderen.
Auch immer dran denken, dass es die Gefahr der Co-Abhängigkeit gibt und deine Bedürfnisse und Interessen auch ihre Berechtigung haben. Deswegen ist die Paar-Kommunikation so wichtig.

bremser hat geschrieben:Danke für den Tipp mit dem Partner-Zwiegespräch - wir führen ein gemeinsames Tagebuch - aber die Regeln aus dem Paargespräch lassen sich vielleicht auch auf das gemeinsame Schreiben anwenden. Wir reden viel - aber wie gesagt bin ich leider sehr emotional und daher haben wir festgestellt, dass uns das Schreiben in schweren Zeiten besser gelingt als reden.


Wenn das für euch der bessere Weg des Austausches ist, warum nicht? Ich kommuniziere häufig auch lieber schriftlich, weil ich da Gedanken besser entwickeln kann. Das Paargespräch nach Lukas Möller hat durch seinen Aufbau auch etwas von schriftlicher Kommunikation, wenn nur einer redet und der andere nur zuhört und dann umgekehrt. Wichtig ist nur mMn die Offenheit der Kommunikation, also Denken und Fragen ohne Handbremse im Kopf (naja. ein bisschen Diplomatie und Takt ist vielleicht nicht verkehrt).
Ganz wichtig vielleicht in der aktuell wohl sehr angespannten Situation herauszufinden, was tut ihr gut/nicht gut? was tut dir gut/nicht gut?
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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Re: Hallo

Beitragvon bluemoon » 4. August 2022, 23:10

bremser hat geschrieben:[Da fällt dir als Partner eine besondere Verantwortung zu, nicht nur ihre keinen Stress zu bereiten, sondern auch von stressenden Faktoren abzuschirmen (ohne sie zu bevormunden)]
Das würde ich sehr gerne tun - ich weiß nur leider kein bisschen wie.


Hallo,

da dies der öffentliche Teil des Forums ist, möchte ich hier nur ganz kurz was dazu antworten.

Bei mir ist es so: Wenn es mir nicht gut geht, dann ziehe ich mich unbewusst zurück. Auf meine Partnerin wirkt das, wie Desinteresse oder als ob ich böse auf sie wäre. Manchmal wird das auch wie eine narzisstische Bestrafung wahrgenommen. Alles das ist aber nicht der Fall.

Mir hilft es dann ungemein, wenn ich mich dann nicht auch noch in meiner Partnerschaft erklären muss und meine Partnerin einfach weiß, dass es nichts mit ihr oder meiner Einstellung zu ihr zu tun hat. Alleine das nimmt mir dann viel Stress.
Hilfe gegenüber Anderen würde ich mir gar nicht wünschen.

Wichtig ist mir zu vermitteln, dass ich dabei immer der selbe bin und meine Gefühle zu ihr konstant sind, egal ob ich Stress habe oder nicht.

Ich musste nur leider feststellen, dass ich anders wahrgenommen werde, wenn es mir nicht gut geht. Andere haben dann den Eindruck, meine Persönlichkeit hätte sich verändert.

In Wirklichkeit wird da Ursache mit Wirkung verwechselt. Es geht mir nicht schlecht, weil ich unter einer Störung meiner Persönlichkeit leide. Meine Persönlichkeit erscheint anderen Menschen nur anders, weil es mir gerade schlecht geht. Die Lösung liegt bei mir also nicht darin die Persönlichkeit zu "reparieren" sondern den Grund zu finden, warum es mir gerade nicht gut geht. In Zeiten wo es mir nicht gut geht wird sozusagen die latent immer vorhandene schizoide Persönlichkeit für die Anderen sichtbar, aber sie ist nicht die Ursache der Probleme.

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Re: Hallo

Beitragvon bremser » 5. August 2022, 00:21

Hallo,
vielen Dank bluemoon - Dein letzter Absatz ist so klar und so einleuchtend einfach. Ich hänge vielleicht immer in der Denkschleife fest dass man Probleme doch lösen können - etwas als Lösung anbieten muss, damit es ihr besser geht. Wenn es meiner Frau nicht gut geht komme ich in emotionalen Stress, dann habe ich Angst ihr nichts hilfreiches anbieten zu können, oder sogar ihren Zustand zu verschlimmern - weil ich manchmal ihre Gedanken nicht weiterdenken kann. Damit meine ich (auch wenn es sich sehr tragisch anhört) ich sehe nicht die Tragweite die sie spürt und kann die Konsquenzen daraus nicht ableiten und manchmal fallen mir noch nicht einmal Fragen ein, die ich ihr stellen könnte.
Für mich ist das häufig ein riesen Berg an Problemen von denen eines das andere bedingt und irgendwie bekomme ich es nicht sortiert. Auch wenn ich über die Problematik mit der Menschen mit SPS zu kämpfen haben lese, dann kommt es mir häufig sehr plausibel vor - in der Realität verschwimmt dann alles zu einem riesigen Brei. Vielleicht ist es doch meine ganz eigene Problematik.

Danke orinoco für Deine ausführlichen Zeilen
[Ich empfinde es z.B. auch als eine Frechheit, wenn mir erst auf Nachfrage auf eine E-Mail geantwortet wird und mir dann auch noch mit dummen Ausreden gekommen wird.]
Genau das ist der Punkt an dem ich nicht mitkomme. Wenn mir jemand nicht zeitnah auf eine Email antwortet, dann denke ich er/sie wird schon seine guten Gründe dafür haben - Stress oder mit anderen Dingen beschäftigt, die gerade vordringlicher sind. Das ist ok für mich (ausser jemand ist ein notorischer -Nicht-zurück-Schreiber). Das stürzt mich nicht in eine Krise, es ärgert mich nicht und ich fühle mich dadurch nicht abgewertet. Wenn es mir so wichtig ist, dann ruf ich an und stelle meine Fragen persönlich. Für meine Frau ist das ein Beziehungsabruch und für Dich anscheinend auch. Das kann ich aber nicht denken - und auch nicht fühlen. Ich kann es heute meiner Frau mitteilen - manchmal kann sie es hören und manchal nicht.

[herauszufinden, was tut ihr gut/nicht gut? was tut dir gut/nicht gut?]
Ich habe manchmal das Gefühl das wechselt in hoher Frequenz.

Danke crisp
[gehe ich nun davon aus, dass sie sich selbst auch als behindert empfindet]
Nein das denke ich nicht. Ich fand das Bild das orinoco aufgemacht sehr anschaulich - es trifft nur glaube ich nicht zu. Sie hat einen enormen Leidensdruck - sie weiß dass sie eine Persönlichkeitsstörung hat die nicht verschwinden wird. Angst und Verunsicherung sind dominierend und ja - das ist das was sie über ihren Zustand berichtet.

Ich bedanke mich bei allen die sich Zeit genommen haben mir zu schreiben.

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Re: Hallo

Beitragvon Chrisp » 5. August 2022, 08:19

Hallo bremser

Deine Beiträge hier beschäftigen mich sehr.
Ich selbst habe die Diagnose SPS, aber ich bin auch die Schwester, die Tochter, die Nichte, die Freundin von Menschen, die psychische Störungen/Krankheiten haben. Ich kenne daher Hilflosigkeit, Verzweiflung, Ohnmacht und (bei mir) teilweise auch diffuse "Schuldgefühle", die ich empfinde, wenn jemand, der mir nahe steht, leidet. Und ich kenne meinen Wunsch, möge ich doch bitte helfen können, etwas tun können, um dieses Leid, diesen Schmerz "wegzumachen". Was kann ich tun? Wie?
Doch, weil ich selbst eben auch auf mich aufpassen muss, kann ICH mich das alles nur fragen, wenn ich etwas hinzufüge:
Was kann ich tun? Wie kann ich helfen -ohne selbst in eine Krise zu geraten? (Denn das wäre für niemanden eine Hilfe)

MIR hilft dann, wenn ich mich darauf besinne, dass ich eben nicht der Arzt, nicht der Psychotherapeut, nicht der "Heiler" bin, sondern, dass ich die Schwester, Tochter, Freundin bin. Nicht der Retter, sondern die Begleiterin, die (diese Menschen) Liebende.
Ich weiß auf gar keinen Fall, was Deine Frau braucht und wünscht!, aber auf Grund meiner eigenen Erfahrungen kann ich mir vorstellen, dass auch sie VIELLEICHT ihren Ehemann, ihren Freund, ihren Begleiter an ihrer Seite wünscht, den, der sie liebt. Der "da" ist. Und der auf sich selbst aufpasst, damit nicht auch dieser Mensch (in einer Krise) "verschwindet".
Und ich GLAUBE (nicht ich weiß), dass Du Dich u.A. hier angemeldet hast, weil all das DICH belastet, Du an Deine Grenzen kommst, auch Du Unterstützung brauchst/suchst.
Mit einfachen Worten:
Hier geht es -vorrangig- um Dich, was Dir hilft, damit Du für Deine Frau "da" sein kannst.

Falls ich mich mit meinen Vermutungen und Annahmen irre, dann nicht, weil ich Dir etwas unterstellen will, sondern, weil ich mich auch etwas hilflos fühle und daher eigentlich (aus meiner Sicht) erst einmal nur eins tun kann: (Dich) fragen.
Und daher frage ich Dich:
Was kann ich, können wir hier tun, um Dich zu entlasten, Dich zu unterstützen, Dir den Rücken zu stärken?
Was könnte Dir helfen? Was brauchst Du? Was wünscht Du Dir?... damit Du für Deine Frau da sein kannst ohne selbst in eine Krise zu geraten.

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Re: Hallo

Beitragvon orinoco » 5. August 2022, 15:31

bremser hat geschrieben:[Ich empfinde es z.B. auch als eine Frechheit, wenn mir erst auf Nachfrage auf eine E-Mail geantwortet wird und mir dann auch noch mit dummen Ausreden gekommen wird.]
Genau das ist der Punkt an dem ich nicht mitkomme. Wenn mir jemand nicht zeitnah auf eine Email antwortet, dann denke ich er/sie wird schon seine guten Gründe dafür haben - Stress oder mit anderen Dingen beschäftigt, die gerade vordringlicher sind. Das ist ok für mich (ausser jemand ist ein notorischer -Nicht-zurück-Schreiber). Das stürzt mich nicht in eine Krise, es ärgert mich nicht und ich fühle mich dadurch nicht abgewertet. Wenn es mir so wichtig ist, dann ruf ich an und stelle meine Fragen persönlich. Für meine Frau ist das ein Beziehungsabruch und für Dich anscheinend auch. Das kann ich aber nicht denken - und auch nicht fühlen. Ich kann es heute meiner Frau mitteilen - manchmal kann sie es hören und manchal nicht.

Ich muss das vielleicht noch etwas präzisieren: es ist nicht so, dass ich jemandem eine E-Mail schreibe und gleich am nächsten Tag eine Antwort erwarte und nachfrage. Ich warte schon eine Woche oder sogar länger, auch schon mal Monate, was ganz davon abhängt wie kommunikativ aktiv oder beschäftigt sich jemand gibt oder ich ihn einschätze und vor allem ob er einen Kontakt-Disclaimer wie z.B. ein //Lawrence Lessig// geschrieben hat nach dem Motto "Bitte erwarten Sie keine Antwort" oder ob er seine E-Mail Adresse einfach so kommentarlos ins Internet gestellt hat. Wenn dann auf die - selbstverständlich höfliche - Nachfrage ganz schnell eine faule Ausrede als Antwort kommt, dann sehe ich mich schon persönlich missachtet und zurück gesetzt. Kann ja mal passieren dass man mal eine E-Mail übersieht oder vergisst, aber es kommt da nie eine offen und ehrliche Entschuldigung, sondern eben fast immer uneinsichtige, faule Ausreden bis hin zu Ausfälligkeiten und Unterstellungen. Und dann hake ich so jemanden als jemand der mir nicht gut tut ab. Und das ziehe ich dann auch konsequent durch, nach dem Motto: "Ich bin nicht nachtragend, aber ich vergesse nichts!"
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Re: Hallo

Beitragvon bremser » 5. August 2022, 23:26

Hallo chrisp,
Deine Zeilen machen mich sehr nachdenklich. Du scheinst beide Seiten zu kennen. Die der Betroffenen und der der "Zaungästin", der Angehörigen. Du schreibst etwas sehr wichtiges - die Selbstfürsorge. Es ist nur immer leichter gesagt als getan.
Die wirkliche exentielle Krise haben wir vielleicht (ich hoffe es wenigstens) schon etwas hinter uns und wir haben wie heute einfach schlechte, krisenhafte Tage an denen es meiner Frau nicht gut geht. Wir haben uns beide aber schon an die Krisen als ständiger Begleiter "gewöhnt" und es bekommt allmählich etwas Routine - damit meine ich, jeder von uns weiß was er wann am Besten in welchen Situationen tut, oder lässt und wann wir den anderen in Ruhe lassen.
Ich denke, auch wenn meine Frau sehr unsicher ist und sehr schnell das Vertrauen verliert, weiß sie, dass ich immer so lange Sie es möchte an ihrer Seite sein werde. Das ist keine Frage.

Ich bin über meine handlungsunfähige Ohnmachtssituation (bis auf einzelne Situationen) schon etwas hinaus. Ich will verstehen - das warum?, das wie? wie fühlt sich das an? warum haben andere fremde Menschen so eine Macht? was macht einen Menschen, zu einem schizoiden Menschen? wie kann man den Alltag bewältigen, wie kommt man mit Menschen aus, mit den man sich nicht verbunden fühlt, wie mit der Einsamkeit und wie kann man vielleicht trotzdem ein zufriedenes Leben führen.

Über eine Therapie habe ich schon nachgedacht - aber danke für den Hinweis :)

Hallo orinoco,
ich möchte mich entschuldigen, dass ich von etwas ausgegangen bin und nicht nachgefragt habe. Ich hoffe ich habe Deine Gefühle nicht verletzt, denn das wollte ich nicht und das täte mir sehr Leid. Ich muss Dir Recht geben- faule Ausreden bringen mich auf die Palme. Ich verstehe nicht warum manche Menschen so reagieren. Ich denke mir dann: vielleicht solltest Du mal reflektieren und an Deinem Selbstwert arbeiten - und dann ist es für mich aber erledigt.

Danke für Ihre Antworten und eine gute Nacht

Chrisp
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Re: Hallo

Beitragvon Chrisp » 6. August 2022, 08:01

Hallo bremser,

da habe ich mich blöd ausgedrückt. Passiert mir leider oft.
Ich versuche es besser auszudrücken:
Ich wollte eigentlich keinen Hinweis darauf geben, dass Du/Ihr über eine Therapie nachdenken könntet. Ich wollte vorrangig auf den Unterschied hinaus, dass ich als Angehörige eben immer auch -eigene- Gefühle zu und für den Menschen habe und das diese Gefühle sehr wichtig sind. Der Arzt, Therapeut ist "Profi", der hat eine Distanz und be-handelt aus dieser heraus.
Aber ich persönlich denke, man kann ruhig alle Optionen in Betracht ziehen, was für einen selbst hilfreich sein könnte. Daher schwang bei mir vielleicht unterschwellig eben doch ein "Hinweis" mit, dass es das Angebot einer Therapie auch gibt. Du/Ihr habt dieses Angebot aber für Euch auch schon durchdacht. Daher war dieser Hinweis von mir überflüssig, aber eben nicht als "Ihr braucht professionelle Hilfe" gemeint. Wenn ich mich da also blöd ausgedrückt habe, so dass es missverständlich war, dann Danke, dass Du es mir nicht übel nimmst. :)

Dass Du verstehen möchtest, kann ich nachvollziehen und ist wohl einer der Wege, die zu einem besseren Verständnis führen können. Wie gut, dass Du klar benennen kannst, was Dir (hier) wichtig ist. Dazu wirst Du meiner Meinung nach viel Erfahrungen, Beschreibungen und Antworten hier finden. Allerdings GLAUBE ich, dass es vielleicht noch weitere, ausführlichere Beiträge (Antworten) gäbe, wenn Du Deine Fragen in dem "geschützten Bereich" (der nicht öffentlich einsehbar ist) stellst.
Ich würde jedenfalls solch einen Austausch mit großem Interesse verfolgen. Denn ich (mit SPS) möchte meine mir nahe stehenden Menschen auch gern besser verstehen, möchte gern wissen, wie fühlen sie sich? Was denken sie? Wie geht es ihnen-mit mir? Wie können wir zusammen den Alltag bewältigen?

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Re: Hallo

Beitragvon bremser » 6. August 2022, 21:55

Hallo crisp,
Du hast Dich nicht blöd ausgedrückt. Ich mag wenn Menschen ehrlich sind und Dinge beim Namen nennen können. So hat man eine Gesprächsgrundlage. Wir hören uns vielleicht im geschützen Bereich.
Danke und einen schönen Abend


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