Wer weiß mehr?

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Wer weiß mehr?

Beitragvon ScratchyItchy » 13. Januar 2021, 17:50

Hallo Alle zusammen,

ich bin neu hier und erhoffe mir, Beratungsstellen/Psychologische Hilfe/Körpertherapie/Ratgeber zur Schizoiden Persönlichkeitsstörung zu finden.
Mein größtes Problem liegt, wie wahrscheinlich bei allen Menschen dieses Typs, in der allgemeinen Gefühlsleere und Taubheit und in einer nach außen erscheinenden, emotionalen Kälte/Affektlosigkeit, die mit Ängsten einhergehen.

Ich habe den Eindruck, dass es viel therapeutische Hilfe und Informationen im Bereich der Schizophrenie gibt. Über das schizoide Feld konnte ich allerdings kaum etwas finden.
Ich würde mir wünschen, Erfahrungen von sogenannten "geheilten" Schizoiden zu bekommen, die aus einer Therapie erfolgreich rausgegangen sind und ihre Erfahrungen teilen möchten.


Viele Grüße,
Eva

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon Insuffizienz » 13. Januar 2021, 18:14

Hallo ScratchyItchy.

Mir fällt dazu ein: Hast du einmal überlegt, ob deine Symptome "allgemeine Gefühlsleere und Taubheit", "eine nach außen erscheinende, emotionale Kälte/Affektlosigkeit" von einer Depression herrühren könnten?
Und was meinst du bei dir mit Ängsten?

Gruß

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon ScratchyItchy » 13. Januar 2021, 18:43

Hi Insuffizienz,

ich denke, dass die Diagnose schon zutreffen könnte. Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr in Therapie. Mit elf Jahren wurde eine Depression vermutet. Ich habe aber seit meinem elften Lebensjahr quasi keine Gefühle mehr und denke, dass die Depression in meinem Fall eine typische Begleiterscheinung der SPS ist.
Seit einem guten Jahr habe ich, dank der Verhaltenstherapie, fast keine depressive Phasen mehr, aber die Gefühlsleere ist geblieben.
Auch habe ich eine reihe von Büchern gelesen: "Freude- Die Hingabe an den Körper und das Leben" (Alexander Lowen, Begründer der Bioenergetik), was mir die Augen geöffnet hat. Ich würde sagen, es ist das beste Buch, was ich je gelesen habe. Danach kam "Die Charakteranalyse" (Wilhelm Reich, von dem Lowen ausgebildet wurde). Derzeit lesen ich "Der Verrat am Körper" von Alexander Lowen, indem das Thema SPS als Hauptschwerpunkt thematisiert wird.

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon ScratchyItchy » 13. Januar 2021, 18:54

Das Problem was ich sehe ist, dass Menschen mit einer SPS überwiegend mit ihrem Verstand denken, handeln und kommunizieren (Affektlosigkeit). Die Verhaltenstherapie hat mir zum ersten mal geholfen, da ich mein Leben (vom Groben ins Feine) ordnen und grob ausrichten konnte. Das war sehr hilfreich, kratzt aber auf Dauer eher an der Oberfläche.
Diese Befürchtung habe ich auch im Hinblick auf Kassenärztliche Psychotherapie (Gesprächstherapie, Tiefenpsychologie, etc.), denn wie soll man ausschließlich über Worte und Gedanken Zugang zu seinem Körper finden?
Ich habe große Hoffnungen in Körpertherapie/Bioenergetik, denn diese Form ist z.B. zur Traumabewältigung geeignet und auch, um Geist und Körper zu vereinigen.
Leider ist dies eine teure Angelegenheit und im Raum Hamburg gibt es fast keine Angebote.

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon orinoco » 13. Januar 2021, 21:00

Hallo ScratchyItchy,
wenn du generell gegenüber einer therapiekritischen Haltung offen bist und an einem tieferen, wissenschaftlichen Verständnis des Problemkomplexes "Trauma" interessiert bist, insbesondere bevor du viel Geld für eine teure Therapie ausgibst und das vielleicht vergeblich, hilft dir vielleicht mein Blog (Link unten) weiter.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon Insuffizienz » 13. Januar 2021, 21:17

ScratchyItchy hat geschrieben:... ich denke, dass die Diagnose schon zutreffen könnte.

Ja klar, das kann schon so sein. Mir fällt das nur so ein, da ich bei mir selbst festgestellt habe, dass Depressionen ähnliche Symptome wie die bei SPS hervorrufen bzw. sie vielleicht verstärken. Diese Information könnte jemandem helfen, der sich mit diesen Symptomen auseinandersetzt - deshalb fiel mir das gerade ein. :breites grinsen:

Ich halte sehr viel von so etwas wie Achtsamkeit(straining) usw.,um damit eine bessere Verbindung zu seinem Körper (oder seinen Gefühlen wie Bedürfnissen) und zur wirklichen Umwelt herzustellen. Ich denke, sowohl bei Depressiven als auch bei SPSler besteht in dem Bereich ein Mangel. Deshalb finde ich es ratsam, sich als Betroffener damit zu beschäftigen - bzw. wird dann schon jeder selbst wissen, inwieweit er daran Interesse hat.

Was hast du denn bisher für Ideen, um mehr Verbindung zu deiner Gefühlswelt herzustellen?

Stichwort Traumabewältigung: Ich kenne mich mit der Wissenschaft dazu nicht aus, aber habe mir anhand meiner Erfahrungen etwas zusammengereimt. Wenn ich meinen Senf dazu geben darf: Ich halte es für wenig sinnvoll, jene Geschehnisse en détail wieder durchzugehen, da man sich damit eigentlich nur herunterzieht (inkl. Stichwort Retraumatisierung). Gerade bei Entwicklungstrauma würde ich eine Mischung aus emotionaler Verarbeitung (ohne großartige, detaillierte Erinnerungen) und Kenntnis der Strukturen/Muster empfehlen, in die man gezwungen wurde; um damit sein eigenes (reaktives) Verhalten von damals zu verstehen und künftig besser handeln zu können. Ich weiß nur nicht genau, wie die emotionale Verarbeitung möglichst ohne Erinnerung gelingen könnte. Oder ob verdrängen und einfach nur emotional stabilisieren dann die bessere Variante ist.
Jedenfalls geht mir das des Öfteren durch den Kopf...

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon ScratchyItchy » 14. Januar 2021, 16:44

@orinoco: Danke! Ich werde mal reinschauen

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon ScratchyItchy » 14. Januar 2021, 17:03

Ich halte es für wenig sinnvoll, jene Geschehnisse en détail wieder durchzugehen, da man sich damit eigentlich nur herunterzieht (inkl. Stichwort Retraumatisierung).
(Zitat)

@Insuffizienz:

Ich habe kein Problem damit, irgendwas nochmal zu durchleben. Ich bin davon überzeugt, dass ich mich in meinem jetzigen, abgestumpften Zustand befinde, WEIL ich traumatisierenden Erlebnisse nicht verarbeitet habe. Verbal habe ich diese schon bis zum Kotzen aufgearbeitet (mit dem Verstand kann ich quasi alles), ohne, dass es mich auch nur im geringsten berührt. Ich bin mir relativ sicher, dass ich mir über (fast) alles bewusst bin. Woher dieses oder jenes Verhalten oder Gefühlszustände kommen. Gefühle waren zum Zeitpunkt der Verdrängung gefährlich. Ich sorgte dafür, dass man mir diese nicht ansehen konnte.

Aus diesem Grunde bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass Emotionen im Körper abgespeichert werden und diesen blockieren. Vor Angst erstarrt. Deshalb wirkt er jetzt unlebendig und wie vom Geist getrennt.
Wie Lowen sagt: "Emotionen sind das Leben des Körpers."

Ich denke, ich muss die Erlebnisse, die zur Verdrängung geführt haben, erneut körperlich und geistig durchleben und das geht nur, indem man den Schmerz zulässt. Mein einziges Problem besteht darin, an ihn überhaupt ranzukommen.
Ich habe kürzlich ein paar Sitzungen bei einer Körpertherapeutin gehabt und diese haben zum ersten Mal Wirkung gezeigt.

Mir hat mal jemand gesagt:
"Jeder Entwicklungsschritt geht durch das Tal der Tränen".

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon ScratchyItchy » 14. Januar 2021, 17:13

@Insuffizienz:

Was hat es eigentlich mit diesem Achtsamkeitsgedanken auf sich? Was heißt das für dich?

Ich habe keine Ahnung davon, aber es kommt scheinbar aus dem Buddhismus.. Was mich am Buddhismus stört, ist diese schon fast unterwürfige, devote Haltung. Es wirkt, als solle man am besten für alles und jeden Verständnis haben, die Hand des Feindes Küssen und jegliche negative Gefühle verleugnen und am besten in allem etwas gutes sehen (Es ist nur mein Eindruck. Das soll keine Behauptung sein).

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Re: Wer weiß mehr?

Beitragvon Insuffizienz » 14. Januar 2021, 18:06

@ScratchyItchy

Mit Achtsamkeit meine ich die simple Sache, die schon beschrieben wurde: Mehr Verbindung zum Körper, zu den eigenen Gefühlen und zur Umwelt aufbauen bzw. die Wahrnehmung dafür zu stärken. Da gibt es ja Übungen wie den Atem bewusst wahrnehmen oder einen bestimmten Gegenstand mit allen Sinnen usw. usf.
An Religionen lasse ich prinzipiell kein gutes Haar, aber das Thema sprengt wahrscheinlich den Rahmen hier. :breites grinsen:

Interessant, dass dich die Besprechung traumatischer Erlebnisse nicht berührt hat bzw. es auf emotionaler Ebene nicht viel auslöst - wenn ich dich richtig verstanden habe. Bei mir ist es wie gesagt umgekehrt gewesen, es hat mich in Schmerz, Leid und Depression katapultiert ohne sichtbaren Nutzen - vielmehr hat es wahrscheinlich mehr Schaden angerichtet und eine hartnäckige Depression beflügelt. Ich weiß leider nichts dazu, was man dann tun kann, um - wie du schreibst - die Dinge doch noch zu verarbeiten.

Gruß


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