HI, ich bin dann mal da?

Bist du neu eingetroffen oder hast du vor uns wieder zu verlassen?
Hier kannst du dich vorstellen bzw. verabschieden.
Tomatenpizza
suchend
suchend
Beiträge: 6
Registriert: 18. Juli 2020, 00:49

HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon Tomatenpizza » 18. Juli 2020, 01:06

Hi,

ich hab mich mal hier angemeldet.
Warum ich hier bin? Naja, das ist ein relativ langer Weg gewesen.
Kurz zu mir: ich bin 27 Jahre alt und habe eine Schizoide PSS und eine schwere depressive Störung.
Durch letztere bin ich auch unter Betreuung, weil ich manchmal Probleme habe, Dinge des normalen Alltags zu bewältigen, allerdings fällt es mir andererseits schwer, Dinge aus der Hand zu geben, weswegen ich mich oft selbst überfordere. Dumme Kombi, aber passiert.

Ich lebe eigentlich sehr isoliert, habe regelmäßigen Kontakt zu meiner Mitbewohnerin (WG klappt, aber nur, weil meine Mitbewohnerin sehr tolerant ist und selbst psychisch erkrankt, weswegen wir beide verstehen können, dass die andere Person vielleicht mal nicht so kann, wie sie möchte).
Im Moment versuche ich mal wieder, mir sowas wie ein funktionierendes soziales Netzwerk aufzubauen, ohne dabei zu viele Kontakte aushalten zu müssen. Ich arbeite aber in einem Call-Center, das klappt ganz gut.

Bis vor ungefähr 4 Monaten hatte ich die Diagnose noch nicht. Ich finde gerade erst heraus, was dies für mich bedeutet. Klar, ich hatte schon eine Erkrankung, aber man hat mir immer gesagt, ich hätte Borderline. Ich konnte mich damit aber nicht identifizieren. Dies hat bei mir dann auch lange zu Identitätsstörungen geführt, weil ich mich versucht habe, in diese Erkrankung zu "drücken" um zu irgendwas zu passen und ein bestimmtes Schema "f" zu befolgen. Die Tatsache, dass mir jemand diese Diagnose, die ich garnicht kannte genannt hat, hat mir unglaublich geholfen. Das klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber ich habe gelesen, was diese quasi definiert und seither fällt es mir etwas leichter, meine Eigenheiten zu akzeptieren.

Ich bin furchtbar schlecht darin, wenn Leute mir einen Weg vorgeben wollen, den ich nicht akzeptieren möchte. Es muss meistens nach "meiner Nase" laufen. Okay, Kompromisse sind manchmal okay, aber niemand, wirklich niemand pfuscht mir in mein Leben. Ich denke, das ist schon der härteste Part bei mir. Ich bin da auch sehr sehr konsequent. Wenn ich mich nicht wohl fühle, werde ich sehr bestimmt und auch bestimmend. Sollte mir sowas mal hier passieren, wäre es toll, wenn ihr mich darauf aufmerksam macht und mich vielleicht nicht direkt komplett dafür verurteilt?

Sonst habe ich einen sehr starken Hang zu Sarkasmus, bin ein eher lustiger Mensch und kann irritierend schnell Bindungen aufbauen, diese aber auch sehr schnell wieder lösen. Wenn ich behaupten würde, es gäbe wirklich wichtige, nicht ersetzbare Menschen in meinem Leben, wäre das wohl gelogen. Manchmal stört es mich, meistens ist es aber völlig okay. Seit ich weiß, worum es bei mir geht, nehme ich es mir nicht mehr übel und ich stelle mich und meine Lebenssituation nicht mehr derart enorm in Frage.

Warum ich mich trotzdem hier angemeldet habe?
Ehrlich gesagt keine Ahnung. Vielleicht einfach, weil ich mehr wissen möchte. Die Entscheidung habe ich eher aus einem Impuls heraus getroffen und vielleicht treffe ich hier ja doch noch die eine oder andere nette Person.

MfG
Tomate

Eule
interessiert
interessiert
Beiträge: 16
Registriert: 6. Juli 2020, 22:41
SPS: Eher Ja

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon Eule » 18. Juli 2020, 10:18

Hallo!
Tomatenpizza hat geschrieben:WG klappt, aber nur, weil meine Mitbewohnerin sehr tolerant ist und selbst psychisch erkrankt, weswegen wir beide verstehen können, dass die andere Person vielleicht mal nicht so kann, wie sie möchte.
Ja, da ist immer etwas Glück dabei in WGs. Bei mir hat es auch nur einmal auf ähnliche Weise geklappt. WG-Leben hat schon den Vorteil, dass man sich nicht komplett gehen lassen kann.

Tomate hat geschrieben:aber man hat mir immer gesagt, ich hätte Borderline. Ich konnte mich damit aber nicht identifizieren. Dies hat bei mir dann auch lange zu Identitätsstörungen geführt, weil ich mich versucht habe, in diese Erkrankung zu "drücken" um zu irgendwas zu passen und ein bestimmtes Schema "f" zu befolgen.
Das ist interessant - Ich bekam auch zwei Mal Borderline zu hören, bei mir führte es aufgrund dessen, dass ich mich damit nicht identifizieren konnte dazu, dass ich jedes Mal wenn ich wütend wurde geradezu panisch war, weil es für mich diese unpassende Diagnose bestätigte. Ich bin ohnehin nicht sonderlich oft wütend, aber ich glaube die Zeit hat mich in mancherlei Hinsicht noch etwas ruhiger gemacht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es auch andersherum funktioniert. Wie hat es sich bei dir vor allem gezeigt?

Tomate hat geschrieben:Ich bin furchtbar schlecht darin, wenn Leute mir einen Weg vorgeben wollen, den ich nicht akzeptieren möchte. Es muss meistens nach "meiner Nase" laufen. Okay, Kompromisse sind manchmal okay, aber niemand, wirklich niemand pfuscht mir in mein Leben.
Ich kenne das gut - Das ist auch eines der wenigen Themen, bei denen ich in Therapien gereizt reagieren kann und tatsächlich ist es nur auf das eigene Leben begrenzt, wenn es beispielsweise um Ansichtsweisen geht bin ich etwas weniger eigen. Generell bin ich auch ziemlich kompromissbereit. Aber wenn mir jemand sagen möchte, was ich zu tun habe, um eine Veränderung zu erreichen, wird es bisweilen heikel, hängt allerdings auch sehr von der Person und Intention ab. Ist vielleicht so ein "Kindheitsrelikt". Insofern: Wenn dir etwas auffällt, darfst du es ebenfalls gerne ansprechen. Ich komme mit Streit und Missverständnissen nicht gut zurecht.

Tomate hat geschrieben:Sonst habe ich einen sehr starken Hang zu Sarkasmus, bin ein eher lustiger Mensch und kann irritierend schnell Bindungen aufbauen, diese aber auch sehr schnell wieder lösen.
Das Paradox lustig und depressiv finde ich interessant. Mir hat man das ebenso diagnostiziert (Nur zuletzt als mittelschwer um genau zu sein), aber durch meinen Hang alles mit Selbstironie und Humor zu nehmen, habe ich das immer etwas angezweifelt. Oh well, irgendwann beißen wir alle ins Gras, bis dahin kann man doch ein wenig Spaß haben und sich das Ganze den Umständen entsprechend nett gestalten? :)

Naja, ich bin auch neu hier.
Schön dich kennenzulernen! :Blümelein:

Tomatenpizza
suchend
suchend
Beiträge: 6
Registriert: 18. Juli 2020, 00:49

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon Tomatenpizza » 19. Juli 2020, 04:07

Hey,
cool, eine Antwort.
Bei mir hat es vor allem dazu geführt, dass ich permanent versucht habe mich da rein zu drücken. Eher nach dem Motto: Gut, ich hab die Diagnose, die werden schon Recht haben und da ich das Bedürfnis habe, mich doch irgendwie in irgendeiner gearteten Dimension als Rudelmitglied einer definierten Gruppe zuzuordnen, werde ich mich dem Fügen und versuchen das zu lesen und Dinge zu interpretieren etc.
Mein Gehirn hat dagegen aber permanent rebelliert. Mein Psychologe nannte mich mal "Stehaufmännchen". Eigentlich hätte das (meiner Meinung nach und heute in der Rückschau) schon ein Punkt sein müssen, der hätte auffallen sollen/müssen. Insgesamt passt meine Gefühlswelt allerdings auf einen Teelöffel. Ist sogar noch bisschen Platz.
Ich denke, ich habe die Borderline-Diagnose aber primär bekommen, weil sich Dinge aus den Diagnosen überschneiden. Aber in meiner aktuellen Diagnose steht zum Glück auch dick und fett drin, dass eine Borderline-Diagnose definitiv ausgeschlossen ist und eine Diagnostik auf einen Schizoiden Typen gemacht wurde. Ebenso, dass alle Parameter überdurchschnittlich ausgeprägt sind.

Ja, meine Mitbewohnerin ist wirklich toll. Wir kennen uns aus der Klinik und ich bin vor 3 Monaten hier eingezogen. Alles läuft wirklich gut und wir kommen sehr gut miteinander klar. Sie sagt zwar, dass man von mir so gut wie nichts mitbekommt, aber sie stört das nicht. Wir teilen uns alles und wenn es mal unordentlich ist, teilen wir uns die Arbeit und keiner zählt, wie oft wer nun spült oder den Boden wischt oder sonstiges. Ist schon echt ne gute Kombi.

Ich bin mir teilweise auch nicht so ganz sicher, ob es wirklich eine Depression ist, oder ob es auch eher Beschwerden aus der PSS sind, aber das ist mir nun ehrlich gesagt wirklich egal. Ich kann das ja interpretieren, wie ich will.

Das mit den Therapien kenne ich auch :). Mein Psychologe hat mir neulich gesagt, dass er man meiner Stelle nicht aufs Abendgymnasium gehen würde, sondern auf eine Tagesschule, wenn ich es mir schon antun muss, mit 27 nochmal zur Schule zu gehen. Da bin ich fast an die Decke gegangen, weil es meine Entscheidung ist und nicht seine. Ich muss mich selbst dazu entschieden haben, Verantwortung abzugeben, um dies wirklich machen zu können. In diesem Fall wollte ich es nicht, das hat er dann auch gemerkt xD.

Benutzeravatar
2ost
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 947
Registriert: 10. August 2019, 13:43
SPS: Ja

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon 2ost » 19. Juli 2020, 11:21

Hi (und willkommen),

ist das hier
Tomatenpizza hat geschrieben:Ich bin mir teilweise auch nicht so ganz sicher, ob es wirklich eine Depression ist, oder ob es auch eher Beschwerden aus der PSS sind, aber das ist mir nun ehrlich gesagt wirklich egal.
…ein Vertipper und meint SPS (Schizoide Persönlichkeits-Störung) oder meint das etwas anderes – und falls ja, was dann bitte?

Tomatenpizza hat geschrieben: Mein Psychologe hat mir neulich gesagt, dass er man meiner Stelle nicht aufs Abendgymnasium gehen würde, sondern auf eine Tagesschule, wenn ich es mir schon antun muss, mit 27 nochmal zur Schule zu gehen. Da bin ich fast an die Decke gegangen, weil es meine Entscheidung ist und nicht seine. Ich muss mich selbst dazu entschieden haben, Verantwortung abzugeben, um dies wirklich machen zu können. In diesem Fall wollte ich es nicht, das hat er dann auch gemerkt xD.
Hast dich ja schon entschieden, kann aber dennoch berichten, das ich mit 27 mein Abitur schon (auf regulärem Wege erhalten) hatte, aber noch w e i t später ohne jegliche Ausbildung da stand und an einem Punkt dort dann noch ein Studium machte, meinen ersten Bildungsweg abzuschließen (was eine sehr gute Entscheidung war, obgleich Andere mir erklären wollten, dass ich dafür weit zu alt längst sei). War nicht leicht, aber nichtsdestotrotz das Beste, was ich in der Situation hatte machen können.

Tomatenpizza
suchend
suchend
Beiträge: 6
Registriert: 18. Juli 2020, 00:49

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon Tomatenpizza » 20. Juli 2020, 00:11

PS für Persönlichkeitsstörung warum ich da n doppeltes S draufgebastelt habe, frag mich bitte nicht, die Antwort kenne ich selbst nicht.

Ich hoffe, dieses Studium hat dir weitergeholfen? Ich persönlich bin eigentlich davon überzeugt, dass das Alter für ein Studium etc. egal ist. Ich mache das nicht primär, weil ich dann bessere Chancen im 1. Arbeitsmarkt habe, sondern einfach, weil es ein persönlicher Lebenstraum ist.

Benutzeravatar
2ost
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 947
Registriert: 10. August 2019, 13:43
SPS: Ja

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon 2ost » 20. Juli 2020, 09:36

Ich hab mich stets nur auf dem sogenannten 1. Arbeitsmarkt bewegt, aber ohne Ausbildung hab ich halt stets für zu wenig Geld zu viel arbeiten müssen. Jetzt kann ich wenig arbeiten und hab immer noch mehr Geld als ich brauche (ohne Begierden irgendeiner Art, ist das Leben halt doch recht günstig). Ich hab's gemacht um mehr Zeit für mich zu haben, resp. so weniger Zeit unter Mitmenschen verbringen zu müssen. Wenn du einen Lebenstraum hast ist das aber natürlich noch ein weit motivierenderer Startpunkt.

Und klar kann man mit jedem Alter noch studieren, aber in meinem Alter hatte ich halt einige Hürden, die Jüngere nicht zu nehmen haben (z.B. keine Möglichkeit für ein Stipendium, kein BaföG, keine studentische Krankenversicherung, keine Möglichkeit Semesterbeiträge/Studiengebühren stunden zu können, etc.). Das hat es für mich, der ich zuvor schon soviel abgebrochen hatte und keinerlei Geldreserven besaß natürlich nicht gerade wahrscheinlich erscheinen lassen, da mit einem Erfolg rauszugehen. Daher wohl die Bedenken Einzelner.

Kalliope
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1392
Registriert: 18. Dezember 2015, 21:33
SPS: Nein

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon Kalliope » 20. Juli 2020, 15:53

(PSS geht dann mehr so in meine Richtung ;D (google "autoimmun" und "PSS"), wobei ich davon die "light Variante" - zumindest aktueller Stand, MCTD.)

Btw. und weil dann wenigstens etwas mehr in den Strang passend: ich habe meine handwerkliche Ausbildung NACH erfolgreich absolviertem Studium gemacht.

Hej, jeder geht seinen Weg und egal, wie sehr Zickzack, alles ok. Hauptsache, dass es zum aktuellen Zeitpunkt auch das Richtige ist.
Zuletzt geändert von Kalliope am 21. Juli 2020, 09:20, insgesamt 1-mal geändert.
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

Schizo - Katze
interessiert
interessiert
Beiträge: 25
Registriert: 13. Mai 2020, 13:00
SPS: Eher Ja

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon Schizo - Katze » 21. Juli 2020, 08:51

Ich selber habe leider auch die Kombination aus schwerer Depression und der SPS. Leider bin ich auch therapieresistent
und dementsprechend hat mir bisher nach 10 Jähriger Behandlung noch nichts wirklich geholfen.

Das mit der toleranten Mitbewohnerin hört sich aber gut an.

Nochmal bezüglich der Diagnosen: Es gibt da ein Buch, welches behauptet, dass sich Depression und SPS gegenseitig verstärken (siehe meine Vorstellung hier im Forum).

Benutzeravatar
2ost
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 947
Registriert: 10. August 2019, 13:43
SPS: Ja

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon 2ost » 21. Juli 2020, 09:21

Moin,

nur kurz:
Schizo - Katze hat geschrieben:Nochmal bezüglich der Diagnosen: Es gibt da ein Buch, welches behauptet, dass sich Depression und SPS gegenseitig verstärken (siehe meine Vorstellung hier im Forum).
So wenig ich Zugang zu großartigen Emotion wie Freude, Begeisterung, etc. habe, fehlt mir auch die Möglichkeit zu überwältigender Verzweifelung, Resignation usw. Manchmal denk ich mir vom Kopfe her, dass ich mir am liebsten die Haare raufen, gegen Wände laufen (allem ein Ende gerne machen) würde, doch das wird bei mir genauso geblockt, wie das positive … weswegen mir Depressionen komplett fremd sind.

Zumindest in meinem Falle würde ich also eher behaupten wollen, das die SPS eine Depression bei mir vielmehr doch verhindert und dem Buch damit klar widersprechen (zumindest halt mich betreffend).

Kalliope
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1392
Registriert: 18. Dezember 2015, 21:33
SPS: Nein

Re: HI, ich bin dann mal da?

Beitragvon Kalliope » 21. Juli 2020, 14:49

@2ost: wäre jetzt auch spontan erst einmal meine Idee gewesen, so, wie Du es von dir beschreibst.
Jedoch: wäre es nicht auch denkbar, dass eine Depression larviert verläuft, genauso, wie Gefühle halt "nur" unterdrückt werden, und nicht wirklich nicht vorhanden sind, bzw. sein können?
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis


Zurück zu „Vorstellung/Abschied“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste