Neuvorstellung

Bist du neu eingetroffen oder hast du vor uns wieder zu verlassen?
Hier kannst du dich vorstellen bzw. verabschieden.
robert.goren

Neuvorstellung

Beitragvon robert.goren » 5. August 2019, 23:26

Hallo,

Meine Vorstellung:

bin 46 Jahre alt und habe meine Diagnose im Februar 2019 bekommen. SPS, on Top zu PTSD und Depression. Erst dachte ich dass ich selber Schuld an dem Debakel bin, schließlich habe ich dem Psychologen ja nach langem Ringen Vertrauen geschenkt und der hat es genutzt. Ich habe mir Literatur gekauft (z.B. Gerhard Dammann) um zu verstehen. Leider verstehe ich noch nicht.

Jetzt bekomme ich das „grosse Besteck“: Verhaltenstherapie und Gruppentherapie. Letzteres macht mich fast wahnsinnig. Ich zwinge mich mit anderen über privaten Krams zu reden obwohl das eigentlich niemand etwas angeht. Ich verstehe häufig nicht warum Menschen plötzlich unlogisch reagieren. Irgendwas in der Kommunikation klappt irgendwann nicht mehr und ich sehe das im Gesicht des Anderen. Was mir eine absolute Herausforderung ist: emotionale Menschen. Kann solche Leute nicht lesen, nicht verstehen.

Häufig denke ich dass die Welt so viel einfacher wäre wenn es keine Emotionen geben würde. Kein Hass, kein Neid, keine Kriege.

Jedoch habe ich gelernt „Emotionen zu zeigen“. Dann versuche ich mich möglichst an Andere anzupassen um nicht ausgegrenzt oder gemobbt zu werden. Klappt eigentlich ganz gut. Leider nicht immer, manchmal können Andere meine „Simulation“ erkennen. Die werden dann richtig böse.

Ich hasse das berühmte Bierchen nach der Arbeit mit Kollegen, dann muss ich so tun als wenn das mir Spaß machen würde. Kann mich anpassen, jedoch bin ich nach einer Stunde fertig und starre nur noch vor mich hin. Gott sei Dank klappt Kommunikation in der Gruppe wesentlich besser als nur mit einer Person.

Fragt man mich ob SPS gut oder schlecht ist kann ich das noch nicht einmal beantworten. Ich hätte nie gedacht das ich SPS hätte, ich bin nicht indolent, ich zeige nur nicht meine inneren Gefühle.


Jetzt erhoffe ich auf weise und erfahrene Foristen die mir Tipps geben können.

1. SPS bedeutet doch keine Emotionen zu haben? Dann muss der Psychologe falsch liegen. Bei mir können sich Emotionen stauen (Frust = Wut) und knallen manchmal unkontrolliert heraus.

2. Kann man Emotionen erlernen? Das ist doch etwas was aus dem Bauch heraus kommt. Oder kann man nur lernen emotionale Reaktionen von denen man weiß das sie andere Menschen erwarten besser zu simulieren?

3. Empfindungen sind bei mir manchmal falsch gepolt. Dann langweile ich mich bei Liebesfilmen (ich weiß nicht was die Schauspieler da machen) oder ich bin tiefenentspannt bei wirklich bedrohlichen Situationen. Kann das von euch jemand bestätigen?

Themis

Re: Neuvorstellung

Beitragvon Themis » 6. August 2019, 07:47

Hallo robert.goren,

bestimmt findest Du hier beim Querlesen so einige Antworten auf Deine Fragen.

Spontan fielen mir folgende Punkte ins Auge: Warum gehst Du denn in die Gruppentherapie oder auf "das berühmte Bierchen nach der Arbeit mit Kollegen", wenn Dir beides nach Deiner eigenen Einschätzung gar nichts bringt, sondern Du in beiden Fällen nur zum Schauspielern gezwungen bist?
Vielleicht wäre hier ein Ansatz, selbst zu entscheiden und Nein sagen zu lernen. Ist weniger frustrierend. ;)
robert.goren hat geschrieben:1. SPS bedeutet doch keine Emotionen zu haben? Dann muss der Psychologe falsch liegen. Bei mir können sich Emotionen stauen (Frust = Wut) und knallen manchmal unkontrolliert heraus.
Nein, das bedeutet es nicht (zwangsläufig), wie Du hier an vielen Stellen lesen kannst. Gerade hinter Wut können sich häufig vielfältige andere, aber unterdrückte Emotionen verbergen.
Da die SPS wie alle PS nach heutigem Stand nicht (überwiegend) angeboren, sondern durch frühe Fehlprägungen "erlernt" ist, liegen oft darunter durchaus noch die eigenen Emotionen.
robert.goren hat geschrieben:2. Kann man Emotionen erlernen? Das ist doch etwas was aus dem Bauch heraus kommt.
Meiner Erfahrung nach kann man "lernen" (aber nicht auf bewusster Ebene), diese wieder zuzulassen bzw. darauf zu hören, denn da sind sie ja im Grunde.
robert.goren hat geschrieben:3. Empfindungen sind bei mir manchmal falsch gepolt. Dann langweile ich mich bei Liebesfilmen (ich weiß nicht was die Schauspieler da machen) oder ich bin tiefenentspannt bei wirklich bedrohlichen Situationen. Kann das von euch jemand bestätigen?
Wer sagt, was "falsch" und "richtig" ist? Nur weil man eine andere Wahrnehmung hat als die meisten, muss man nicht "falsch gepolt" sein. Ich kann mit Liebesfilmen auch nichts anfangen und entspanne mich bei gefährlicher Spannung (auch im echten Leben) viel mehr. Hängt vielleicht auch mit der eigenen inneren Grundspannung zusammen ... Wer ständig stark angespannt ist, braucht vllt. mehr zum Gegenhalten bzw. Auflösen der Spannung. Plus und Plus ergibt Minus.

Guten Einstieg hier jedenfalls. Im Vorstellungsthread, der ja nach einiger Zeit geschlossen wird und noch dazu öffentlich ist, werden Themen meist nicht so vertieft behandelt, aber es gibt ja genügend Raum. :Blümelein:

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Re: Neuvorstellung

Beitragvon orinoco » 6. August 2019, 23:19

Hallo robert.goren und erst mal Willkommen hier im Forum,

ich vermute mal, dass es sich bei dir nicht um eine klassische, sondern eine komplexe, sprich frühkindlich erworbene PTSD handelt. Und wie der Name sagt handelt es sich damit um ein Angst- bzw. Stressregulationsproblem. Emotionen hat jeder Mensch. Nur die einen haben erlernt diese zu autoregulieren und die anderen - wie unsereins - eben nicht. Da kann du mal in deiner Familiengeschichte recherchieren: wie war das Verhältnis zu deinen Eltern? speziell der Mutter? irgendwelche Ereignisse in der frühen Kindheit, speziell 1½ bis 3 Jahre? Umzug? schwere Krankheit? abwesende/depressive Mutter? Beziehungsprobleme der Eltern? usw. usw.
Die SPS ist schon die Kompensationsstrategie um damit einigermaßen im Leben zurecht zu kommen.
Für ein tieferes Verständnis empfehle ich meinen unten verlinkten Blog.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
t+ - mein Traumablog (nichtkommerziell und werbefrei)
Disclaimer "Lesen auf eigene Gefahr!" - unbedingt lesen!

robert.goren

Re: Neuvorstellung

Beitragvon robert.goren » 20. August 2019, 13:26

Hallo #Themis
Danke für deine Antworten. Damit wird mir einiges klarer.

Ich will mich jeden Tag fordern. Ich mag es nicht in der Gruppentherapie zu sitzen, aber ich will mir durch eine solche Stresssituation das Kommunizieren und Interagieren antrainieren. Ich muss lernen solche Situationen zu meistern. Aber du hast recht, auf das Bierchen am Feierabend verzichte ich dankend.

In der letzten Gruppentherapie habe ich etwas aus meiner Kindheit erzählt und die Leute sagten mir, dass ich das Ganze wie einen Fall an dem ich nicht beteiligt bin erzählen würde. Über die Kommentare war ich erstaunt weil ich für meine Verhältnisse sehr offen geredet hatte.
Daraufhin habe ich ein Experiment gestartet und bewusst meine Schutzwälle „runtergelassen“ und die selbe Begebenheit wieder erzählt. Das war eine furchtbar dumme Idee, denn plötzlich habe ich wieder das so lange zurückliegende Leid empfunden. Es war danach totenstill in dem Raum und ich war nicht mehr ansprechbar.

Was hat mir das gebracht? Ich weiß es nicht. Für mich und für meine Zuhörer war es einfach nur belastend. Würde ich das nochmals machen? Ich weiß es nicht.

robert.goren

Re: Neuvorstellung

Beitragvon robert.goren » 20. August 2019, 13:31

Hallo #orinoco
Gerne möchte ich auf deinen Kommentar antworten, aber nicht hier im ungeschütztem, offen einsehbaren Teil dieser Webpage. Daher versuche ich dir zu antworten indem ich ein neues Thema erstelle.
# SPS und PTSD
Drücke mir die Daumen dass ich das „auf Kette“ bekomme.

robert.goren

Re: Neuvorstellung

Beitragvon robert.goren » 19. Dezember 2019, 22:17

Hallo ihr lieben Suchenden,
ich habe heute orinoco darum gebeten meinen Account zu entfernen. Werde also dieses Forum verlassen. Ich danke euch für wertvolle Tipps und euer freundliches Entgegenkommen. Leider können nicht alle cool und überlegt kommunizieren und werden unangenehm persönlich und beleidigend. Sei es drum, so etwas kann ich aushalten. Was aber gar nicht geht ist, wenn man jemanden mit PTBS und SPS indirekt vorwirft mit der „dramatischen Leidensgeschichte“ zu kokettieren. Dieses geht nicht. Solche Menschen brauchen noch viel Zeit um sich selber zu finden. Und solche Leute sollen mich auf jeden Fall nicht mehr finden. Also: haltet die Ohren steif und viel Erfolg.

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Re: Neuvorstellung

Beitragvon sdsdsdsv » 19. Dezember 2019, 22:43

Das ist sehr schade und bringt mich als Moderator zum Nachdenken. Alles Gute robert.goren.
Bitte lies nochmal deine PN. Danke. :glück:

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SPS: Nein

Re: Neuvorstellung

Beitragvon Kalliope » 19. Dezember 2019, 22:56

:-/.
Schade, aber gut nachvollziehbar.
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

robert.goren

Re: Neuvorstellung

Beitragvon robert.goren » 20. Dezember 2019, 05:07

yxcvbnm hat geschrieben:Alles Gute für die Zukunft!

Hallo yxcvbnm, Danke dir für deinen wertvollen Input der letzten Monate. Es war mir eine Ehre dich kennengelernt zu haben.

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Re: Neuvorstellung

Beitragvon Laika » 20. Dezember 2019, 06:06

Alles Gute dir robert.goren
LG Laika


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