Ich bin Manu

[Edchen]

Ich bin Manu und bin 53 Jahre alt.
Aufgrund meiner Begutachtung beim Psychiater/Neurologen, zu dem ich wegen Erhöhung meines GdB gehen musste, wurde bei mir eine Schizoide Persönlichkeitsstruktur vom Typ Eigenbrötler festgestellt. Ich leide unter leichten bis mittelgradigen Depressionen, Ängsten und ausgeprägten Zwängen. Ob es eine Störung ist, mochte der Gutachter nicht schreiben, da ihm hierzu keine Unterlagen vorlagen. Ich war bereits in einer Tagesklinik und gehe zur Gesprächstherapie, die mir aber nichts bringt.

Als ich mir dann durchgelesen hatte, was das überhaupt ist, musste ich feststellen, dass ich mich in dieser Beschreibung absolut wieder erkenne.

Ich bin absolut asexuell, lebe allein mit meinen beiden Katzen habe noch nie mit einem Partner zusammen gelebt, was auch aufgrund meiner Zwänge, die ich schon seit meiner Kindheit habe, nicht gegangen wäre. Auch sonst hat mir nie ein Partner gefehlt.
Auch habe ich keine Freunde mehr seit meinem 15. Lebensjahr. Letztes Jahr hatte ich doch mal kurzfristig eine Freundin, aber die kam schon beim ersten Besuch die Treppe rauf und laberte mich schon im Treppenhaus zu, was dann ca. 3 Stunden anhielt hier beim Kaffee trinken, ich musste dann einfach auf Durchzug schalten, weil ich absolut überfordert war. Aus Höflichkeit und weil es mir zu peinlich war die Freundschaft zu beenden, behielt ich die Freundschaft ein paar Monate aufrecht, aber ich hatte schon von Anfang an bereut, mich darauf eingelassen zu haben. Anfang des Jahres brach diese Person dann selber den Kontakt ab, ich vermute, weil ich ihr zu langweilig war und ich habe 10 Kreuze gemacht, weil sie mir die unangenehme Aufgabe abnahm.
Ich habe guten Kontakt zu meinen Eltern und sehr guten Kontakt zu meiner Schwester deren Familie, die mich zum Glück so nehmen wie ich bin.
Beruflich habe ich viele Brüche im Lebenslauf. Die letzte Stelle hatte ich verloren, weil ich meine Zwänge an der Arbeit ausgetobt hatte, ich hatte im Home Office gearbeitet und war durch meine Zwänge 20 x so langsam wie die anderen Mitarbeiter der Firma. Meine Zwänge hatte ich natürlich verschwiegen, weil mur das zu dieser Zeit noch zu peinlich war. Zu dieser Zeit waren auch mehrere Autoimmunerkrankungen bei mir ausgebrochen, ich vermute, wegen dem ganzen Stress.
Seit dem bin ich arbeitsunfähig erkrankt und werde bisher vom Jobcenter in Ruhe gelassen, da ich gleich zu Beginn meinem Sachbearbeiter meine Situation geschildert hatte. Demnächst werde ich wohl meinen GdB von 40 auf 60 hochgestuft bekommen, bin außerdem dabei, die Erwerbsminderungsrente zu beantragen.

Im Großen und Ganzen war es das erstmal.

[ZoeMVinzent]

Hallo. Falls es Ihnen nicht zu persönlich ist, würde mich interessieren, welche Art von Zwangsstörung sie besitzen und warum Sie eigentlich zu diesem Zeitpunkt nur eine Gessprächstherapie geführt haben? Ich selber besitze auch eine Zwangsstörung, die sich in den letzten drei Jahren drastisch verschlimmert hat, ich sehe sie aber auch als einen Teil von mir an in gewisser Art und Weise .

[Edchen]

Ich habe auch schon Tagesklinik absolviert und danach war es sehr schwer überhaupt einen Therapeuten zu finden. Für Verhaltenstherapie habe ich einfach keinen gefunden.
Meine Zwänge äußern sich in meinen Tagesabläufen, es muss viel gezählt werden bei allen Sachen, ob Körperpflege oder Haushalt. Zwischendurch muss ich bestimmte Zwangspausen einlegen, was auch genau festgelegt ist, da arbeite ich mit dem Timer, früher mit der Eieruhr und ich zerstückel dabei meine Aufgaben in immer kleinere Einheiten. So geht der ganze Tag weg und ich habe nichts geschafft, aber es ist unheimlich erschöpfend. Auch meine Körperpflege ist genau festgelegt und zieht sich manchmal mehrere Stunden, bis ich fertig mit mir bin, weil auch dort die Zwangspausen dazu kommen. Ich suche mein Leben lang schon nach dem perfekten Plan, hatte als Kind schon mit meinen Plänen meine Geschwister tyrannisiert, z.B. um die und die Zeit zur Toilette gehen, also alles nach Vorschrift, hatten meine Geschwister natürlich nicht mitgemacht. Als Kind hatte ich über Monate den Zwang, meine Horterzieherin nachzumachen, die immer den Kopfschief hielt, bis ich mir dabei so eine Verkrampfung in den Hals geholt hatte, dass das nicht mehr ging. Auch Zählzwänge auf früheren Arbeitsstellen. Oder auf der letzten Arbeitsstelle im Home Office im Fahrradonlineshop in der Artikeleingabe mit Beschreibung musste alles vollständig ausgefüllt sein, obwohl das optional war, was man ausfüllen möchte. Das gab dann richtig Ärger mit meiner Exchefin, da ich dadurch natürlich viel langsamer war als andere Mitarbeiter, die nur das ausgefüllt hatten, was die Chefin vorgegeben hatte. Ich wurde dann noch in der Probezeit entlassen, weil das einfach nicht mehr ging.

[ZoeMVinzent]

War sehr interessant zu lesen und die Rituale einer anderen Person etwas näher kennenzulernen. Weiter hätte mich interessiert, welchen Auslöser es gab, geschweige denn, weiß man den? Was mir vorher nur nicht bewusst war, das Thema ,,Vorstellung und Abschied" ist für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Vielleicht wussten Sie das auch noch nicht, weswegen Sie dann auf meine Frage nicht antworten müssen (wozu Sie generell nicht verpflichtet sind. Ist ja ihre Privatsache.)

[Edchen]

Oh vielen Dank, ich wusste auch nicht, dass das Öffentlich ist.
Den Auslöser für meine Zwänge weiß ich nicht.

[ZoeMVinzent]

Bitte . (Schade. Wäre interessant zu erfahren). Wünsche trotzdem Positives.