Reality-Check

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Re: Reality-Check

Beitragvon Ghostvoice » 20. März 2020, 16:44

Egal wie wenige Leute derzeit unterwegs sind: die A****Löcher und Idioten sind präsenter denn je!
Diese Tür war immer nur für dich bestimmt.Und nun werde ich sie schliessen.

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Re: Reality-Check

Beitragvon Laika » 21. März 2020, 11:22

Hier sind die Leute gerade eher extra nett zueinander. Die Hamster scheinen soweit versorgt und die Normaleinkäufer haben gemerkt, dass immer wieder Toilettenpapierlieferungen nachkommen, somit kein Grund zur Panik besteht. Plexiglasscheiben in Apotheken sind montiert und Abstandsmarkierungen an den Supermarktkassen. Aus 2m Abstand grüßen sich die Leute und verteilen gute Wünsche. Üben sich in Rücksicht und Verständnis. Die Smalltalk- und Zunickquote in den Warteschlangen hat zugenommen, auch Fremde (also ich) werden einbezogen. Corona führt zu Geschwätzigkeit gegenüber Fremden, es gibt ja jetzt ein Thema, mit dem man ausnahmslos jeden anlabern kann.

Da das Homeoffice und die Nichterreichbarkeit unserer Telefonhotline bei mir aber viel Stress rausnehmen, kann ich das gelassen ertragen ;-)

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Re: Reality-Check

Beitragvon orinoco » 21. März 2020, 14:37

Laika hat geschrieben:Hier sind die Leute gerade eher extra nett zueinander. Die Hamster scheinen soweit versorgt und die Normaleinkäufer haben gemerkt, dass immer wieder Toilettenpapierlieferungen nachkommen, somit kein Grund zur Panik besteht. Plexiglasscheiben in Apotheken sind montiert und Abstandsmarkierungen an den Supermarktkassen. Aus 2m Abstand grüßen sich die Leute und verteilen gute Wünsche. Üben sich in Rücksicht und Verständnis. Die Smalltalk- und Zunickquote in den Warteschlangen hat zugenommen, auch Fremde (also ich) werden einbezogen. Corona führt zu Geschwätzigkeit gegenüber Fremden, es gibt ja jetzt ein Thema, mit dem man ausnahmslos jeden anlabern kann.


Hab hier gestern beim Einkaufen ähnliche Erfahrungen gemacht. Beim ALDI war zwar noch ein uneinsichtiger Rentner, der die Rationierung auf eine Packung Klopapier nicht gleich einsehen wollte, aber als sich alle in der Schlange mit der Rationierungmaßnahme solidarisierten, war er damit alleine.
Stelle auch fest, dass die Menschen die Situation zunehmend mit (Galgen-)Humor nehmen.
Das Abwarten auf Nachlieferung hat sich auch bei mir gelohnt. Meine favorisierten Toilettenpapier- und Taschentücher-Sorten sind alle wieder da. Musste zwischenzeitlich nur auf eine Packung andere Taschentücher ausweichen. Ansonsten keine Rationierungsnotwendigkeiten im Haushalt. Und bei den Lebensmitteln hatte ich als veganer Bio-Vollkorn-Käufer den Vorteil, dass sich alle auf die Billigbückware gestürzt haben und meine, etwas hochpreisigeren, aber eben auch hochwertigeren Produkte nie aus waren.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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Re: Reality-Check

Beitragvon Kalliope » 21. März 2020, 14:54

War bei mir ähnlich @Orinoco.
Offenbar habe ich glücklicherweise ohnenhin Vorlieben, die andere nicht unbedingt teilen. Bzw.verzichte sowieso auf manches, was gerade gehamstert wird (Mehle und Brot wären da zu nennen).

Und den Zusammenstoß mit bockigem Rentner hatte ich gestern auch bei ALDI.
War so ein Aufsbandlegedrängler. Der war partout nicht willig und in der Lage 2 m Abstand zu wahren.
Auf meinen Hinweis, er möge bitte den Abstand einhalten und er würde sein Zeug schon noch rechtzeitig aufs Band bekommen (waren ca. 6 Artikel), pupte er mich an "Sie bekommen sowieso kein Virus".
Daraufhin bot ich ihm an, meine passenden Ausweise für Risikogruppe zu reichen. Aber das wollte er offenbar nicht.
Btw. wäre ich ja auch mögliche Überträgerin.
Aber offensichtlich hat er's eilig mit der Urne. (War locker in den Endsiebzigern.)

Heute gerade einen Artikel zum Thema "bockige Senioren" gelesen -->
https://www.pnn.de/potsdam/senioren-in- ... 67210.html
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Re: Reality-Check

Beitragvon Ghostvoice » 21. März 2020, 23:00

Hofer (=Aldi) sowie Lidl und Billa haben inzwischen Plexiglaswände um die Kassierer zu schützen. Drängler scheinen dafür allerdings Hausverbot bekommen zu haben. Zumindest das ist positiv!

Dennoch, die Verrückten und Lauten dürfen immer noch aus dem Haus gehen. Gestern wurde ich noch von einem vorbeifahrenden Radfahrer angebrüllt! Eine Minute später saßen mir der Schreck und die Wut darüber im Nacken, als ich in die Trafik ging. Dort stand ein provisorisches Regal vor dem Tresen - um Kunden einen gewissen Mindestabstand aufzuzwingen. Der junge Mann dahinter erinnerte an einem Eisenbahnräuber aus einem Western: Hut und Halstuch über Mund und Nase.
inzwischen haben auch die meisten Bäckereifilialen geschlossen. Einen Kaffee zum Mitnehmen kriegt man nicht mehr so leicht.

Auch der Aufenthalt in einem Park wird bei warmen Wetter schwieriger! Kinderspielplätze und Sportplätze sind mit Absperrbändern versehen. Sitzen zwei Leute auf der Parkbank, werden sie von patrolierenden Polizeiwagen aufgefordert den Mindestabstand von einem Meter einzuhalten. Auch die schwangere Freundin eines Arbeitskollegen wurde bereits aus einem Park verwiesen: schliesslich wollte sie dort ihre täglichen Yogaübungen abhalten.
Während sie ihr Rad schob folgte ihr der Polizeiwagen in einigen Metern Abstand; um sicherzugehen, daß sie such wirklich die Anlage verlässt.
(Hintergrund: Parkanlagen, die dem Land unterstehen werden geschlossen - diejenigen, welche der Stadt Wien unterstehen sind weiterhin geöffnet.)

Schwierig wird es für Menschen mit Demenz, wie ich heute in den Nachrichten hörte. Diesen verständlich zu machen, daß sie nicht mehr alles tun können, was sie wollen ist eine Herausforderung.

Ebenso gibt es bereits eine Krise im Bereich Pflege. Sehr viele Pfleger kommen aus dem Ausland. Sie möchten weitehin in Österreich arbeiten. Doch diejenigen, welche über die Grenze nach Hause fahren, werden in ihren Heimatländern unter Quarantäne gestellt. Oder dürfen erstmal nicht mehr nach Österreich zurückkehren.
Natürlich sind das Probleme, an denen die Regierung arbeitet, doch das braucht eben Zeit.

Eine weitere interessante Sache zeichnet sich in der Landwirtschaft ab: die meisten Erntehelfer sind ebenfalls keine österreichischen Staatsbürger. Da viele versuchten noch schnell nach Hause zu kommen bevor alle Grenzen dicht sind, fehlen nun die Arbeitskräfte,

Die Regierung hat schnell Hilfsmittel für die heimische Wirtschaft zugesichert. Das Geld kommt, aber eben erst am Ende des Monats. Nun wurde bekannt, daß mehrere Banken den Unternehmen bis dahin keinen grösseren Kreditrahmen zur Verfügung stellen wollen.
Dein Geschäft ist zu, du musst weiterhin deine Rechnungen zahlen, bekommst auch eine Kompensation von der Regierung: aber die Bank interessiert das nicht.
Ist ja schliesslich nicht so, daß Banken vor einigen Jahren weltweit mit Hilfe von Steuergeldern gerettet wurden.

Ich frage mich, was die nahe Zukunft bringen wird.

Sicher, einige Zeit kann man die derzeitigen Maßnahmen aufrecht erhalten. Aber wie lange kann es sich ein Land leisten, die Rechnungen von tausenden Unternehmen zu zahlen? Ohne das etwas erwirtschaftet wird? Wie lange kommt man ohne Pflegepersonal aus?

Das wird alles noch sehr interessant werden... :kein Plan:
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Re: Reality-Check

Beitragvon Kalliope » 27. März 2020, 13:34

Komme mit dem Rad aus dem Wald, an LIDL vorbei (ist direkt am Wald, dahinter kein Haus mehr) und noch ein Stückchen.
Steht ein Porsche quer und ein anderer PKW auch leicht schräg. Alles blockiert.

Dazwischen hoppst so ein milfiges Eden-Bunny (ich ordne sie dem Porsche zu) auf der Straße herum.

Ich: „Was soll’n diss jetzt hier?“

Bunny:“Haben Sie nichts bemerkt?“

Ich:“?“ „Nee, kann ich jetzt mal durch?“

Sie wendet sich dem Stau hinterm Porsche zu, bzw. den nunmehr ausgestiegenen und zum Motzen ansetzenden Fahrern:
„Da hinten sind Maskierte! Fahren Sie nicht weiter!“


(Ja, mit all denen war ich eine dreiviertel Stunde zuvor bei LIDL einkaufen *seufz*. Polizist, der sich nicht an die Abstandregeln an der Kasse hielt, inklusive. *noch mal seufz* Aber ok, aktuell gute Tarnung. Oder guter Trick der Hamsterer, andere vom Hamstern fernzuhalten. Jedenfalls warte ich gespannt auf die lokalen Polizeimeldungen. Schauen wir mal, wer es da in die Überschriften geschafft hat, die „Maskierten“ oder das „Bunny“. )
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Re: Reality-Check

Beitragvon Laika » 28. März 2020, 17:34

Diese Ortungs-Apps, mit denen man sich anzeigen lassen kann, ob sich ein Infizierter, oder jemand, der Kontakt mit einem hatte, in der Nähe aufhält, finde ich richtig gruselig. Beängstigend auch, dass offenbar die Hälfte der Deutschen das gutheißen würden:

https://www.heise.de/newsticker/meldung ... 92714.html

Da fallen echt die Hemmungen. Nicht wenige Kinder wachsen inzwischen damit auf, von den Eltern getracked zu werden. Jetzt wird Tracking von Infizierten anscheinend salonfähig. Wie sieht eine Generation, die mit Tracking /Ortung aufwächst, in 20-30 Jahren aus?

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Re: Reality-Check

Beitragvon Ghostvoice » 28. März 2020, 18:24

Laika hat geschrieben:Diese Ortungs-Apps, mit denen man sich anzeigen lassen kann, ob sich ein Infizierter, oder jemand, der Kontakt mit einem hatte, in der Nähe aufhält, finde ich richtig gruselig.
[...]
Jetzt wird Tracking von Infizierten anscheinend salonfähig.

Das war am Rande auch bei uns schon ein Thema...

Diese App mag ja den paranoidesten Bürgern aller Ländern eine willkommene "Schutzmaßnahme" sein, doch versuche ich mir stets mögliche Weiterentwicklungen solcher Technologien vor Augen zu halten.

Ich erinnere mich bei solchen Vorschlägen immer an das hier:

"Amsterdam gilt seit jeher als Musterbeispiel gelungener Stadtplanung. Bereits 1851 begann die Stadt, systematisch Daten der Bevölkerung zu erheben, um optimal ihre Ressourcen zu verteilen. Fürs „Bevolkingsregister“ gaben die Einwohner bereitwillig Beziehungsstatus, Beruf und Religionszugehörigkeit an. 1936 stieg man sogar auf die Datenerfassung mit einem hochmodernen Lochkartensystem um. 1939 aktualisierte eine Volkszählung das Stadtregister nochmals.

Im Mai 1940 rissen die einmarschierten deutschen Besatzer das Register an sich und ermittelten anhand dieses Datenschatzes in wenigen Tagen fast alle jüdischen Einwohner. Ein Großteil der rund 100 000 Amsterdamer Juden wurde ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Von einem Tag auf den anderen entschied ein Marker im Big-Data-Pool über Leben und Tod. Zuvor hatte 90 Jahre lang niemand etwas zu verbergen gehabt -- schließlich diente die Erfassung ja dem Wohl aller.
"

(Quelle: https://ditze.net/2015/08/wer-nichts-zu ... rschossen/)

In Ruhezeiten kann man solche potentiellen Gefahren abwägen und auch dagegen steueren. Doch sobald jemand Feuer schreit, setzt bei der Masse jede Vernunft aus und sie stimmt allem zu, was Rückkehr zur Normalität verspricht...
Und welcher "vernünftige und verantwortungsvolle" Mensch würde sich so einer "sinnvollen" Maßnahme verschliessen?

Laika hat geschrieben:Beängstigend auch, dass offenbar die Hälfte der Deutschen das gutheißen würden:

Dem kann ich nur zustimmen! :angst:

Laika hat geschrieben:Wie sieht eine Generation, die mit Tracking /Ortung aufwächst, in 20-30 Jahren aus?

Für unsereins wird das ein neuer Typus Mensch sein.
Der darauf wartet, daß wir endlich wegsterben und somit Aufhören der Zukunft im Weg zu stehen und die Gegenwart schlecht zu reden. :kein Plan:
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Re: Reality-Check

Beitragvon Kalliope » 28. März 2020, 18:42

Wie gut, dass ich kein Smartphone habe.
Mal schauen, ab wann es dann Zwangssmartphone gibt.
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Re: Reality-Check

Beitragvon orinoco » 28. März 2020, 20:54

Laika hat geschrieben:Da fallen echt die Hemmungen. Nicht wenige Kinder wachsen inzwischen damit auf, von den Eltern getracked zu werden. Jetzt wird Tracking von Infizierten anscheinend salonfähig. Wie sieht eine Generation, die mit Tracking /Ortung aufwächst, in 20-30 Jahren aus?


Schwer zu sagen. Aber ich kann sagen wie ich mir das vor ca. 18 Jahren vorgestellt habe:
https://www.heise.de/forum/Telepolis/Ko ... 5926/show/
;)
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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