Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Was nicht in die anderen Foren passt, kann hier thematisiert werden.
Ebenso können hier allgemeine Umfragen gestartet werden.

Weiß euer Umfeld von euren Diagnosen?

Ja, war aber unvermeidbar/ist versehentlich bekannt geworden!
0
Keine Stimmen
Ja, ich gehe ganz offen damit um!
0
Keine Stimmen
Nein!
12
100%
 
Abstimmungen insgesamt: 12

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2ost
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Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon 2ost » 25. September 2019, 22:36

Hatte kürzlich gerade wieder, eine Situation, in der ich Empathie hätte zeigen müssen und mein einziges Unbehagen (neben einem nüchternen Bedauern ob des Geschehenen) daher rührte, das ich mich wie eine Maus in der (Erwartungs-) Falle wähnte.

Hätte am liebsten gesagt: "Hey hier steht's, ich hab die Erlaubnis nichts dazu fühlen zu dürfen. Andererseits weiß, außer in der Klinik, in der meine Diagnose gestellt wurde, niemand davon und ich würde es eigentlich gerne auch dabei belassen. (Nur was bringt das dann überhaupt, das zu wissen, wenn ich mir keine Rücksichtnahme dadurch erbitte?)

Ich frage mich nun, wie der Rest der "neurountypischen" Welt das hier so handhabt. Weiß euer Umfeld von eurer Persönlichkeitsstörung/Wasauchimmer? Und falls wer auch noch was dazu schreiben mag, warum ja oder warum nicht… wäre fein.

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foobar
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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon foobar » 26. September 2019, 00:47

Da ich keine Diagnose habe enthalte ich mich bei der Abstimmung.

Habe meine Vermutung ein oder zwei mal online bei der Kommunikation mit unbekannten mutmaßlich Neurotypischen erwähnt, mit denen ich über eine App geschrieben habe. Aber weder die, noch anderen, denen ich es nicht gesagt habe, haben mir irgendwann zurückgeschrieben... Also keine Ahnung, was der Grund für den Kontaktabbruch ist. Vielleicht ist auch nur der Server down... Ich sehe eigentlich keinen Nutzen darin es zu sagen. Womöglich denkt das Gegenüber dann noch man wäre ein gefährlicher Geisteskranker, oder man will die Opferkarte spielen.
Man wäre dann für die anderen nicht mehr der Freak, sondern der "amtlich" bestätigte Freak. Kein erstrebenswerter Titel wenn ihr mich fragt.
Immer wenn du dich einsam, unwichtig und ungeliebt fühlst, denk daran: das Leben geht weiter - auch ohne dich! :lachen:

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon Indigocat » 26. September 2019, 07:39

Die meisten könnten sowieso nichts damit anfangen, es sei denn, sie sind psychologisch geschult. Wenn man sagt, man ist Einzelgänger, Nerd oder Menschen gehen einem auf den Wecker, ist das allgemein verständlich und anerkannt. So geht es schließlich vielen. Meiner Nachbarin habe ich das erklärt, warum ich zu Hause arbeite (ohne irgendwelche Diagnosen zu nennen), sie hat gleich gesagt: "Ja mein Mann ist genauso." und ihr Mann und ich grinsen uns wissend an, wenn wir uns im Hausflur Sonntag früh 6:00 Uhr treffen, weil wir (jeder für sich) wandern gehen wollen... :breites grinsen:
Angeheiratete Verwandtschaft (hat von jemandem anderen, aber ohne Diagnose, erfahren) war da eher sehr taktlos, da kamen schon mal penetrante und unsensible Bemerkungen vor versammelter Mannschaft, Vorwürfe, sich nicht genug zusammenzureißen und die wollen mich ständig (zum Christentum als Allheilmittel) bekehren. Den Kontakt habe ich inzwischen abgebrochen.
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon 2ost » 26. September 2019, 15:41

Danke für die Anregungen.

Gerade das hier…
foobar hat geschrieben:Womöglich denkt das Gegenüber dann noch man wäre ein gefährlicher Geisteskranker, oder man will die Opferkarte spielen.
Man wäre dann für die anderen nicht mehr der Freak, sondern der "amtlich" bestätigte Freak.
Indigocat hat geschrieben:Die meisten könnten sowieso nichts damit anfangen, es sei denn, sie sind psychologisch geschult.
Indigocat hat geschrieben:[...] war da eher sehr taktlos, da kamen schon mal penetrante und unsensible Bemerkungen vor versammelter Mannschaft, Vorwürfe, sich nicht genug zusammenzureißen und [...]
bestätigt mich eher darin, das alles tunlichst für mich besser zu behalten. :schweigen:

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon Laika » 26. September 2019, 22:25

Die Option "Einzelne wissen davon" würde vielleicht noch Sinn machen. Bei mir weiß es mein Mann, aber das
2ost hat geschrieben:Hätte am liebsten gesagt: "Hey hier steht's, ich hab die Erlaubnis nichts dazu fühlen zu dürfen.

würde er als Argument nicht durchgehen lassen. Er wusste mit dem Begriff schizoid nichts anzufangen, hat sich die Diagnosekriterien durchgelesen und meinte dann lapidar, "das ist doch nur eine Beschreibung, das erklärt überhaupt nichts". Ein Verhalten oder eine Reaktion mit einer Beschreibung derselben zu begründen, wäre für ihn eine Tautologie und würde als Freifahrschein für irgendwas überhaupt nicht ziehen...

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon 2ost » 26. September 2019, 23:25

Moin Laika,
Laika hat geschrieben:[…] Ein Verhalten oder eine Reaktion mit einer Beschreibung derselben zu begründen, wäre für ihn eine Tautologie und würde als Freifahrschein für irgendwas überhaupt nicht ziehen...
dann würde ein Mann, der erklärt, nicht aus seinem Rollstuhl aufstehen zu können und eine Beschreibung seiner Querschnittlähmung dazu begründend anführt in deines Mannes Augen gleichfalls nur eine Tautologie als quasi Freifahrtsschein bemühen, nicht höflich sich zum Gruße etwa zu erheben?

Denn das ich nichts empfinde oder zu empfinden scheine, während mir nahestehende Menschen Leid erfahren, daran zu zerbrechen drohen, das ist in meinen Augen nichts anderes, als wenn ein Gelähmter sich nicht höflich aus seinem Stuhl erhebt. Es ist schließlich keine freie oder willentliche Entscheidung von mir, so zu empfinden, bzw. gerade eben nicht zu empfinden.

Wenn ich mit der Beschreibung begründen kann, warum ich keine echte Betroffenheit an den Tag lege(n kann) dann ist das in meinen Augen mitnichten irgendeine Art von Freifahrtschein – insbesondere wenn ich trotzdem da bin, im Rahmen meiner Möglichkeiten helfe und halt nur darauf verzichte, bzw. verzichten will, irgendeine Form von Betroffenheit vorzuspiegeln die schlicht – wie es das Krankheitsbild ja auch beschreibt – nicht da ist (sei es nun, das da wirklich nichts ist, oder das es so dermaßen verdrängt ist, das ich da keinen Zugang mehr zu finde).

Wie gesagt, wenn dein Mann den mir fehlenden emotionalen Affekt als selbstreferentiellen Freifahrtsschein begreift, dann mag er aber bitte auch dem Querschnitsgelähmten, dem Blinden oder sonstwie körperlich Behinderten Gleiches ob deren Beschränkungen attestieren.

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon Laika » 3. Oktober 2019, 19:51

Hi 2ost. Zum Thema Outing wollte ich noch etwas schreiben.

Man hat es einfach nicht in der Hand, wie andere auf die Mitteilung einer Diagnose reagieren. Und ich denke auch nicht, dass man als von der Diagnose Betroffene/r die absolute Deutungshoheit darüber innehält. Jeder, dem man es erzählt, hat grundsätzlich ein Recht auf seine Perspektive, auch wenn sie dem Betroffenen vielleicht nicht zusagt. Das würde ich für mich selber auch in Anspruch nehmen wollen, wenn mir jemand von seiner Diagnose als ADHSler, Narzisst oder Manisch-Depressiver erzählen würde. Für mich als gegeben betrachte ich, dass derjenige, der da jeweils drinsteckt, eine besonders zu berücksichtigende Perspektive hat. Aber ich würde mir ungern von dem Betroffenen diktieren lassen, wie ich darüber zu denken habe. Und das klingt bei dir @2ost in Bezug auf die Reaktion meines Mannes ein bisschen so, auch wenn es zwischen euch natürlich eine rein hypothetische Auseinandersetzung by proxy ist.

Ich glaube nicht, dass mein Mann sich von dir, mir oder wem auch immer vorschreiben lassen muss, wie er einen SPSler im Vergleich zu einem Rollstuhlfahrer zu bewerten hat. Man könnte es ausdiskutieren, oder totdiskutieren, aber wenn das Ganze dann in ein agree to disagree mündet, wäre es eben so.

Mit dem Outing als asexuell ist es mir so ergangen. Davon wissen auch nur wenige, aber ein paar mehr als von der SPS. Was die Nicht-Familienmitglieder angeht (3 an der Zahl), so war die Reaktion einhellig Bedauern, tendenziell Mitleid. Einer ist nicht davon abzubringen, es als "Krankheit" zu betrachten und zu bezeichnen, egal was ich sage. Das muss ich als seine Meinung dann wohl irgendwann hinnehmen. Meine Geschwister haben es dagegen einfach so akzeptiert, ohne viel nachzufragen. Sie kennen mich halt von klein auf und unter uns herrscht in puncto Orientierungen Vielfalt, eine Hetero, einer Homo, dass dann noch eine Ace dabei ist, war sozusagen genauso "normal". Ein Redebedürfnis darüber, oder Erklärungsbedarf oder -wünsche, hatten sie nicht. Ich schätze, denen genügt es, mich von klein auf zu kennen.

LG Laika

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon 2ost » 3. Oktober 2019, 20:40

Hallo,

Laika hat geschrieben:Man hat es einfach nicht in der Hand, wie andere auf die Mitteilung einer Diagnose reagieren.
Aus genau dem Grund habe ich beschlossen, es – zumindest der Allgemeinheit gegenüber – für mich zu behalten.

Apropos Allgemeinheit: Du bemängeltest das Fehlen einer Abstimmungsmöglichkeit für Menschen, die es nur Einzelnen gegenüber mitteilten. Diese Stimmen würden ich unter "Nein!" mit aufführen, da einzelne Menschen, etwa dein Mann in deinem Fall, eben nicht die Allgemeinheit abbilden. Mir ging es hier eher um ein großes "coming out".

Laika hat geschrieben:Und ich denke auch nicht, dass man als von der Diagnose Betroffene/r die absolute Deutungshoheit darüber innehält.
Mir ist die Heftigkeit meiner eigenen Reaktion sehr wohl auch selbst aufgefallen. Ich vermute, das rührt daher, dass ich dort vice versa zu lesen meinte, das von anderer Seite die Deutungshoheit über meine Situation zu übernehmen versucht wurde.

Aber ab dessen wollte ich nur ein Argument dem Deinen entgegen halten, das inhaltlich auch gerne zerpflückt werden darf. Meinte also nicht eine Beanspruchung von Deutungshoheit, sondern nur eine (getriggerterweise überraschend harsche) Uneinsichtigkeit meinerseits ob deiner Argumente. Ließe sich sicherlich alles leicht in weiteren Gesprächen aus der Welt schaffen. (Ist mir ehrlich gesagt aber gerade auch gar nicht weiter wichtig).

Laika hat geschrieben:Jeder, dem man es erzählt, hat grundsätzlich ein Recht auf seine Perspektive, auch wenn sie dem Betroffenen vielleicht nicht zusagt.
Einverstanden. Hab ja aber auch nur der wiedergegebenen Meinung nicht zugestimmt.
Laika hat geschrieben:Und das klingt bei dir @2ost in Bezug auf die Reaktion meines Mannes ein bisschen so
Hab stark getriggert reagiert, ja. Aber ich sehe trotzdem keinen Streit um die Deutungshoheit, nicht einmal by proxy, zwischen deinem Mann und mir. Ich teile seine/deine Ansicht hierzu aus den oben genannten Gründen nur einfach nicht.
Laika hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass mein Mann sich von dir, mir oder wem auch immer vorschreiben lassen muss, wie er einen SPSler im Vergleich zu einem Rollstuhlfahrer zu bewerten hat.
Wollte ich auch nicht. Wollte nur erklärt haben, das - und warum - ich das halt nicht so sehe.

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon Laika » 3. Oktober 2019, 21:25

Nene. Die Rollstuhlfahrerdiskussion muss ich mir auch nicht geben :breites grinsen:

Über die fehlende Empathie bzw. das emotionale Nicht-Mitschwingen würde es sich aber lohnen zu reden. Ein schwieriges Thema, ich glaube, dass das für das nahe Umfeld wirklich schwer nachvollziehbar bzw. sehr bitter sein kann. Darüber gerne mehr...

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Re: Ist eure Schizoidie allgemein bekannt?

Beitragvon sdsdsdsv » 5. Oktober 2019, 16:36

2ost hat geschrieben:Ich frage mich nun, wie der Rest der "neurountypischen" Welt das hier so handhabt. Weiß euer Umfeld von eurer Persönlichkeitsstörung/Wasauchimmer? Und falls wer auch noch was dazu schreiben mag, warum ja oder warum nicht… wäre fein.
Bei der Nennung der Diagnose müsste ich wohl zunächst Missverständnisse ausräumen und die Frage beantworten, ob ich Stimmen höre und mich weiter erklären. Am Ende hieße das, ich würde eine frühe Traumatisierung mit einhergehender Entwicklungsstörung preisgeben und das halte ich für keine gute Idee.


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