ToWCypress81 hat geschrieben:Denn nur wenn die Wahrnehmung am "Aussen", sprich: am Menschen verändert wird, entsteht damit automatisch auch eine Veränderung in beide Richtungen, im Sinne des Vertrauens.
Du meinst, ich müsste nicht meine (ganz automatische) Schutzhaltung aufzugeben versuchen, sondern einfach mich anderen gegenüber wertschätzend verhalten? Also nicht
zu selbstreflexiv sein, sondern mehr positive Erfahrungen wagen? Tatsächlich habe ich immer das Gefühl, meine Schutzdistanz
erst verstehen zu müssen, um sie kontrolleren zu können, d.h. um sie mindestens bei mir wichtigen Kontakten abbauen zu können. Zwar verhalte ich mich, glaube ich, formal ziemlich wertschätzend gegenüber anderen, nur eben aber zu pauschal, was letztlich bedeutet, dass ich diesem Wertschätzen den anderen gegenüber
letztlich gleichgültig bin. Du hast gewiss recht damit, dass ich selbstreflexiv und mit den Versuchen, mir selbst sozusagen emotional näher zu kommen, zwar vielleicht
nicht keinen Schritt weit, aber
doch nicht sehr weit kommen kann. Letztlich kommt es darauf an, die letztliche Gleichgültigkeit aus dem Verhalten zu anderen heraus zu nehmen, und das kann ich dann nur im Verhalten zu anderen, stimmt, mit einem echten
vertrauenden Wertschätzen. Ich kann noch nicht so weit gehen zu sagen, dass selbst herbei geführte innerliche Veränderung nicht möglich ist (vielleicht erkenne ich das noch), aber dass ich
nur selbst-reflexiv nicht weit komme, ja, das sollte ich nicht vergessen. Danke!
tiffi hat geschrieben:Würde das dann für dich heißen, dass Gefühle wahrnehmen oder zulassen mit Instabilität verknüpft ist?
Ich weiß es nicht, aber der „Roboter“ wird eben als vergleichsweise psychisch stabil beschrieben, und der Stoiker versucht wohl, diese psychische Stabilität durch „emotionale Abtönung“ zu erreichen. Wenn man fast alles an sich heranlässt, ist man ja vielleicht wirklich leichter zu destabilisieren, als wenn man wenig an sich heranlässt. Aber Alexithymie ist gewiss nicht ideal, eher Kontrolle, wie Du sagst: fühlen, wenn man es bewusst will, oder umgekehrt: geschützt sein, wenn es nötig ist. Ich bin daher auch neugierig auf das Buch
Fühlen lernen.
Meine Reaktion auf das Emotionscoaching in Bezug auf den „Roboter“ war vielleicht ein klein wenig zynisch (dass das Coaching dem „Roboter“ vielleicht eher schaden könnte), was mir etwas leid tut. Ich merke, dass es mich doch ärgert, wie sie als Emotionsexpertin den „Roboter“ schildert (dass bei ihm innerlich eh nicht viel los sei) – wobei ich mir eben auch vor Augen halte, dass viele Schizoide höhergradig alexithym sind (so dass man sogar eine Synonymie der Diagnosen für möglich hielt)… Es war von mir aus vielleicht eine Art von Verteidigungsreflex. ;-)
tiffi hat geschrieben:Ist denn Alexithymie überhaupt eine eigenständige Diagnose? (wenn es nicht pathologisiert ist, dann ja vermutlich nicht).
Ich denke, es ist eine eigenständige Diagnose, denn man kann zuweilen lesen, dass für eine SPS-Diagnose ausgeschlossen werden muss, dass
lediglich eine Alexithymie vorliegt (z.B. hier:
PDF-Link). Man muss sie also irgendwie diagnostizieren? Aber es ist dann eben keine psychiatrische Diagnose.