Interview zum Thema Alexithymie

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Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon Kalliope » 18. April 2021, 19:52

https://www.spektrum.de/video/gefuehlsb ... en/1823959

(Man muss allerdings die ersten Minuten mit grauseliger Akustik plus Babyfaktor durchstehen, danach wird es dann ruhiger.
Paar interessante Informationen sind dabei.)
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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon ToWCypress81 » 19. April 2021, 00:25

Kalliope hat geschrieben:Man muss allerdings die ersten Minuten mit grauseliger Akustik plus Babyfaktor durchstehen, danach wird es dann ruhiger.

Fande gerade das sehr sympathisch.
Es ist da für mich nur Fern-sehen, daher für mich auch "nur" eine Fernwahrnehmung angesprochener Reize.
In echt wären mir solche Reize zu viel, dennoch würde ich diese trotz Überreizung ebenfalls als symphatisch einordnen.
Ganz allgemein finde ich eine Überreizung auch nie "schön", dennoch kann ich mich persönlich in die Situation des Gegenübers da trotz allem immer situationsbedingt in ihren Grundzügen wohl noch entsprechend hineinfühlen.

Kalliope hat geschrieben:Paar interessante Informationen sind dabei.
Vielen Dank dafür.
Auf jeden Fall weiß ich nun umso mehr, das ich nicht Gefühlsblind bin.
Man könnte bei mir eher sagen, das ich eine zu übertriebene emotionale Reiz-Aufnahme von Gefühlen habe. Diese daher alle verstehe, aber so sehr wahrnehme, das diese mich zu sehr überreizen und mich daher eher vor diesen Gefühlen/Reizen bzw Menschen geistig oder körperlich zurückziehe. Genauso dadurch auch nicht entsprechend klar/offen (herausgeschriene) Gefühle/Emotionen rauslasse.
Die Gefühle in ihrer Stärke/Offenheit/Klarheit dafür sorgen, das ich die Gesamtheit bzw kleine oder große Abstufungen dieser, in ihrer Deutung gar nicht mehr groß mitbekomme. Da ich da zuvor schon mit meinem geistig-emotionalen Schutzschirm "zugemacht" habe bzw mein emotionales (Reiz-)Aufnahmezentrum schon bewusst, genauso wie teils unbewusst blockiert/verschlossen habe.

Wenn ich mein emotionales (Reiz-)Aufnahmezentrum nicht blockieren, sondern stattdessen Personen ganz offen in all ihren allumfassenden Emotionen/Gefühlen wahrnehmen würde - entstände durch meine emotionale Reiz-Sensibilität eine zu starke Angst und Unsicherheit bis hin zu einer echten Panik, und damit einer kompletten Unkonzentriertheit. Sodass mein Geist dann nur noch mit einem geistig-emotionalen "löschen/runterfahren des Feuers" bzw "in den Griff bekommen der geistigen Überreizung" beschäftigt ist und wäre.
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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon austerl » 19. April 2021, 01:03

@Kalliope, danke! Für mich waren die Ausführungen die ganze Zeit lang inspirierend, und ich habe vor allem bemerkt, wie ratlos ich bei diesem Thema bin. Gefühle kann ich sowohl schlecht ausdrücken als auch schwer verbalisieren. Gern würde ich auch so klar sagen können, dass ich nicht gefühlsblind bin, wie Du, @ToWCypress81, aber ich bin tatsächlich vor allem ratlos…
Interessant fand ich die kurz angesprochene Unterscheidung von primärer und sekundärer Gefühlsblindheit, aber auch den Hinweis auf den gefühlsblinden Interviewpartner, der wenig interessiert daran war, seine Gefühlsblindheit zu mildern. Würde mich ja wirklich sehr interessieren, ob das symptomatisch ist (auch wenn sie andere erwähnt, die motivierter sind).

PS: Studie zur Beziehung von SPS und Alexithymie, in der eine relativ starke Korrelation gefunden wurde, aber keine „Synonymie“ der Diagnosen (was die Hypothese der Studie war): PDF-Link: Are alexithymia and schizoid personality disorder synonymous diagnoses?

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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon Kalliope » 20. April 2021, 09:15

Ich fand das Interview insofern erhellend, als ich so instinktiv das mit "Vulkan" und " Roboter" schon erfasst, bzw. geahnt hatte.
Das meine ich in Bezug auf die Schizoidie. Wobei nur so, dass meine Beobachtung/en (hier und reallife) so gingen, dass ich eben bei einigen (Schizoiden) eher eine erhöhte Feinfühligkeit wahrnehme (die zur Abschottung nach außen führt als Schutzfunktion) und eben auch diese so genannten Art der "flachen Affektivität" (bzw. Aussagen hier, dass da eben wirklich nichts ist oder auch nur so Basisgefühle wie Wut wahrgenommen werden innerlich).

Diese beiden Pole wurden ja bei scheinbar identischem Phänotyp auch damit wissenschaftlich ausdifferenziert (das war das, was mir an dem Interview gefallen hat, die vielen Differenzierungen).
► Text zeigen


Allerdings scheint mir die Bezeichnung "Vulkan" nicht für jeden zutreffend, der da drinnen äußerst feinfühliges emotionales Erleben hat. Denn da Wort impliziert ja auch "Ausbruch". Das kann sicher mal bei Einigen zum "Konzept" gehören, bei anderen aber sicher nicht.
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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon austerl » 20. April 2021, 11:48

Der feinfühlige Vulkan kann seine Feinfühligkeit wie der feinfühlige Roboter nicht zeigen, aber er kann sie verbalisieren. Der Roboter kann sie auch nicht verbalisieren. Aber könnten nicht Roboter und Vulkan jeweils doch auch gleichermaßen feinfühlig sein? Ist bei der Unterscheidung von „Roboter“ und „Vulkan“ überhaupt etwas gesagt über die Feinfühligkeit (außer eben konnotativ)? Wenn es allein um die Fähigkeit Gefühle zu zeigen, womit beide Probleme haben (Affektflachheit), bzw. die Fähigkeit Gefühle zu unterscheiden (Gefühlsblindheit im engeren Sinne), womit nur der Roboter auch Probleme hat, geht, nicht aber um das Haben von Gefühlen, könnte es dann nicht auch einen feinfühligen Roboter geben? Wenn es so wäre, wenn man also den Gefühlshaushalt so klar unterscheiden könnte vom Ausdruck und der kategorialen Wahrnehmung von Gefühlen, dann wären beide Begriffe („Roboter“ und „Vulkan“) leicht irreführend: Der Vulkan, der nicht ausbricht; der Roboter, der Gefühle hat wie jeder Mensch, der nicht gefühllos ist.

Vielleicht ist die fast ausschließlich psycholinguistische Perspektive, aber die darüber hinaus gehenden Konnotationen der verwendeten Begriffe hier etwas, was zu etwas Verwirrung (bei mir) führt, also die Betrachtung der Affektsprache einerseits und der Verbalisierungsfähigkeit andererseits – ohne Betrachtung des Gefühlshaushalts? Meine Frage ist, ob nur eine Psycholinguistin die „Gefühlsblinden“ so typisieren würde (bzw. besser: die Typen so benennen)? In der psycholinguistischen Perspektive kommt man bei Affektflachheit plus Verbalisierungsunvermögen vielleicht sehr leicht zur Idee des Roboters, da das Gefühlsthema in diesem Fall (linguistisch) erschöpft ist? Den feinfühligen Roboter gibt es in dieser Perspektive nicht (bzw. er kann in dieser Perspektive nicht thematisiert werden), und insofern stört auch die Psycholinguistin die Konnotation der Gefühllosigkeit nicht? – Vielleicht gibt es ihn ja auch wirklich nicht, ich weiß es nicht. Bin da verwirrt und ratlos. Kann sein, dass ich vieles oder alles missverstehe. Ich sollte ihr Buch lesen.

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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon Kalliope » 20. April 2021, 21:00

Sehr interessante Ausführung @Austerl.
Ich möchte Dir gerne zustimmen. Was Deine Perspektive und Deine Gedanken angeht.
(So könnte natürlich auch der, der roboterhaft wirkt - oder auch funktioniert - tatsächlich eigentlich feinfühlig sein. Das Robotorhafte wäre dann auch eine Schutzfunktion.)

Das kleine (?) Aber: Die Wissenschaftlerin hatte ja die Menschen, die sie untersuchte per Fragebogen untersucht, also Selbstauskunft. (Man muss natürlich berücksichtigen, dass sie ausdrücklich eingangs darauf verweist, dass sie sehr genau darauf geachtet haben, dass die von ihnen befragten Menschen allerdings KEINE Persönlichkeitsstörungen hatten, auch keine Vorerkrankungen auf psychischer Ebene. Also kann man es wahrscheinlich nicht direkt übertragen, aber als Gedanken"einwand" vielleich dennoch anführen)
Wenn die Befragten also per Selbstauskunft angaben, wie sie "ticken", so darf man davon ausgehen - darf man? -, dass die Wissenschaftler(Innen) die Kategorien "Vulkan" und "Roboter" danach vornahmen.

Wäre jetzt aber natürlich interessant tatsächlich, ob sie in ihrem Buch noch mehr Ausdifferenzierung vornimmt und vielleicht auch das benennt, was Du als Gedanken hier anbringst.

Falls Du es kaufst und liest, dann gerne hier eine Meldung dazu.
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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon austerl » 20. April 2021, 23:43

Kalliope hat geschrieben:Wenn die Befragten also per Selbstauskunft angaben, wie sie "ticken", so darf man davon ausgehen - darf man? -, dass die Wissenschaftler(Innen) die Kategorien "Vulkan" und "Roboter" danach vornahmen.
Ich weiß es nicht. Vielleicht ist die griffige Unterscheidung ja eine Unterscheidung in ihrem und für ihr Buch, das ein praktisches, quasi ein Ratgeberbuch zu sein scheint, mit dem man in therapeutischer Absicht auf Gefühle und ihre Unterscheidung sensibilisiert wird? Wenn „Roboter“ und „Vulkan“ wissenschaftlich (v.a. psycholinguistisch) motivierte praktische Begriffe, Zweckbegriffe wären, hätte ich überhaupt kein Problem damit, im Gegenteil: die eingängigste Unterscheidung ist willkommen. Aber ich muss das Buch erst lesen. Das Thema können wir sehr gern wieder aufgreifen.

Den feinfühligen Roboter habe ich mir vorzustellen versucht. Kann man sich nicht einen Weinkenner vorstellen, der bei zwei Weinen immer sagen könnte, welcher besser ist, der aber ansonsten völlig geschmacksblind ist? Das heißt, er könnte nicht wie ein Sommelier, der über eine umfangreiche Geschmacksbeschreibungssprache verfügt, Kunden mit konkreten Wünschen helfen. Aber er könnte immer sicher sagen, dass ein Wein besser als ein anderer ist. Er könnte darin besser als jeder Sommelier sein, d.h. er könnte der geschmackssinnig Feinfühligste sein. Ist das denkbar? Und wenn ja, wäre das eine treffende Analogie? Und würden wir ihn als einen „Roboter“ ansehen, weil er seine Urteile nicht explizieren kann?

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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon ToWCypress81 » 21. April 2021, 21:05

Eines wollte ich zu diesem wissenschaftlichen Interview unbedingt noch loswerden, da ich das absolut nicht verstehe:

Was mich bei diesem Beitrag und auch anderen bisher gesehenen Beiträgen zum Thema Gefühle immer extrem verwundert und verwirrt, ist das Menschen, wenn sie wissenschaftlich, oder wahrscheinlich auch so, Gefühle als Thema haben, bisher immer noch so tun, als wären Gefühle eine Randerscheinung am und im Menschen!!!

Wenn ich da so etwas höre wie, das man gedacht hätte das Männer keine Gefühle hätten, oder wann und ob jeder Mensch denn überhaupt Gefühle hat - denke ich mir immer, das kann doch nicht wahr sein!!! Über alles mögliche nicht lebensnotwendige gibt es detailliert wissenschaftliche Abhandlungen und Wissen, aber sich selbst ist der Mensch nicht fähig wahrzunehmen!! oder hat Angst sich wahrzunehmen???? und weiß deswegen nichts über sich??
Das ist so, als ob kurz nachdem sich der Affe zum Menschen entwickelt hat er bis zur Jetzt-Zeit partout bzw bewusst nicht wahrnehmen will: "das das, was da über uns in der Nacht funkelt, nennen wir es einfach mal "Sternenhimmel" - das sind nur aufgemalte Punkte ohne irgendetwas Weiteres/Aussehen/Tiefe und ohne irgendeinen Zweck/Sinn - daher vergiss es einfach, nehme es nicht wahr, oder streite die Existenz davon komplett ab".

Ich meine: einfach ALLES was Lebewesen täglich antreibt, was sie leben und überleben lässt wird durch Gefühlszustände ausgelöst.
Hunger, Leid, Schmerz, Angst, Panik, Freude, Liebe, Hass, Wut, Neid, Trauer, Abgeflachtheit, Sympathie, betrübt, neutral, kühl, distanziert, enthusiastisch, verwirrt, sehnsüchtig, melancholisch, depressiv, impulsiv, nervös, erstaunt, ängstlich, starr usw. und alle dazugehörigen Mischgefühle und Gefühls-Graustufen.
DAS sind Alles Gefühle. Alles was Menschen und in einem kleineren Umfang Tiere umtreibt oder antreibt ist Gefühlsbestimmt. Es gibt KEINE Sekunde, in der man nichts fühlt!!!
Selbst ein Mensch mit komplett abgeflachten Gefühlsregungen, was ja auch einem Grundgefühl zugrunde liegt bzw darstellt.
Auch die eigenen Gefühle komplett zu blockieren (was ich auch tat) ist ein Gefühl (das blockieren), das wiederum andere Gefühle blockieren soll. Was selbst wenn man das macht, auch nur in einem stark begrenzten Umfang funktioniert. Denn eigentlich kann man Gefühle gar nicht blockieren. Absolut Jedes Gefühl macht sich auf irgendeiner Weise "Luft" bzw kann man nicht wirklich unterdrücken, selbst wenn ein Gedankengang, welcher immer mit Gefühlen verbunden ist, auch nur ganz kurz oder in geringem Maße angedacht wird.

Warum verstehen das so viele nicht bzw wollen das nicht verstehen?
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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon 2ost » 21. April 2021, 22:49

Das Problem mit Gefühlen und der (modernen) Wissenschaft ist, das letztere reproduzierbare, objektive und quantifizierbare Messdaten braucht/schafft. Das macht sie aus. Das Volumen eines menschlichen Gehirns, im Schnitt 1,27 Liter bei einem Mann und 1,13 Liter bei einer Frau, lässt sich wunderbar messen, dazu dessen Gewicht, die durchschnittliche Vernetztheit eines Neurons, die Funktionen der einzelnen Hirnregionen… all das lässt sich wunderbar messen. Wie aber willst du Angst, Lust, Leid, Freude, Neid und/oder Eifersucht messen, wie jede dieser Emotionen mit denen eines anderen Menschen (oder auch Tieres) vergleichen?

Ich denke, das alleine macht Emotionen in einer wissenschaftsorientierten Welt zu einer (wissenschaftlich nicht [leicht] fassbaren) Randerscheinung.

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Re: Interview zum Thema Alexithymie

Beitragvon orinoco » 22. April 2021, 00:11

Ich vermute die Geringschätzung der Gefühle ist das Ergebnis eines arroganten bis größenwahnsinngen Bewußtseins, das es nicht ertragen kann, das es im Gehirn nicht die erste Geige spielt. Wie heißt es doch so schön: unser Bewußtsein ist eine Nußschale auf dem Ozean der Gefühle. Diese Zurückstufung, die Erkenntnis nicht der Herr im eigenen Haus zu sein ist für das Bewußtsein, den Verstand und die Ratio irgendwie nur schwer zu ertragen. Zwischen Gefühlen und rationalem Denken gibt es auch keinen direkten Austausch. Speziell das limbische System versteht keine Sprache und keine rationale Gedanken. Und umgekehrt versteht die Ratio die Gefühle nicht und erfindet die abstrusesten Geschichten um sie sich zu erklären. Man kann Gefühle aber verstehen, wenn man erkennt welche - pyhlo- und ontogenetische - Funktion und Bedeutung sie für ein Lebewesen mit ZNS haben. Nur sind weder die Wissenschaft noch die Gesellschaft so weit und erfinden immer noch lieber abstruse bis absurde Geschichten - in der Wissenschaft als Cargo Cult Science bezeichnet - über die Gefühle bzw. das Unterbewußtsein, das sich uns über Gefühle mitteilt. Die Psychologie hat ja noch nicht mal verstanden wie und wann wir lernen mit unseren Gefühlen umzugehen. Von Freud bis heute werden stattdessen immer neue Therapien erfunden und da gilt der Grundsatz; die Anzahl der Therapien gegen eine "Krankheit" ist umgekeht proportional zum Wissen über diese "Kranheit". Danach ist das Wissen über die Psyche minimal bzw. minilam verbreitet. Von der Ignoranz des Bewußtseins der Menschen gegenüber den Gefühlen anderer Menschen ganz zu schweigen, auch und gerade im Bereich institutioneller Therapie und renomierten Hirnforschern. Da sitzt die Arroganz mitunter auf dem ganz hohen Ross und es sind eher Sozialarbeiter und ähnliche Berufe mit Straßenerfahrung auf Augenhöhe mit den Betroffenen und deren sozialem Mileu, die deutlich mehr Verständnis aufbringen und auch ihr Handeln entsprechend ausrichten.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
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