Wenigstens passt es dann in dieses Forum... Tut mir leid, wenn es dich aufgewühlt hat, das war nicht meine Absicht.Ich bin schockiert, wie kann man so etwas verfassen... Doch das Vorwort, welches ich gelesen hatte besagte ja bereits, wie wenig aussichtsreich sich die Sache entwickeln würde und vor allem wie der Autor über "Gefühle" denkt, nämlich so, als seien sie uns vielmehr im Wege.
Ich gebe dir recht, aber ich glaube, er definiert Gefühle für sich auch anders. Er wiederholt ja auch mehrfach, dass er bereit sei, mit Julie wegzulaufen. Er bietet ihr später auch an, sie zu lieben, was immer er damit meint. Mein Eindruck ist, dass er seine Gefühle seiner Lebensplanung unterordnet. Natürlich erniedrigt er auch seine ehemalige Herrin, woran ersichtlich ist, wie sehr er die herrschende Gesellschaftsordnung verinnerlicht hat. Anfangs warnt er Julie ja auch inständig dem Pöbel nicht noch weitere Gründe zu geben, sich das Maul zu zerreißen, da ist er sicherlich ehrlich um ihr Wohl bemüht. Später ist er ohne Mitleid, erfasst die Lage und ihre Möglichkeiten aber auch sehr scharfsinnig. Ich bin trotz allem geneigt, in ihm nicht nur den böswilligen Antagonisten zu sehen. Als sich auch diese letzte Möglichkeit zerschlägt, spitzt sich die Situation noch einmal bis zum Äußersten zu und er erteilt ihr selbst die Aufforderung sich gewaltsam das Leben zu nehmen. Das ist grauenhaft. Die volle Schuld möchte ich ihm dennoch nicht zuweisen."Jean" mag wohl realistisch sein, aber er hat vorsätzlich geschwärmt und vorgetäuscht, was in meinen Augen das Allerschlimmste ist.
Das ist halt schon eine komplexe Sache, wenn ich das richtig verstehe. Einerseits will er den "Rücken des Falken" einmal in seinem Leben sehen, d. h. es geht wohl ein ungeheurer Reiz davon aus, die Standesunterschiede aufzuheben und zu sehen, ob die feinen Herrschaften wirklich so fein und überlegen sind, wie sie selbst vorgeben zu sein. Vor dem geschichtlichen Hintergrund vielleicht verständlich, außerdem sagt er ja von sich selbst, er sei in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen, also unendlich weit von dem adligen Stand entfernt. Andererseits hat er wohl Julie lange Zeit wirklich geliebt und idealisiert und war nun umso stärker enttäuscht, dass sie sich so gehen ließ (am Anfang der Geschichte). Daneben zeigt er sich ja auch anfangs nicht opportunistisch, sondern weist Julie mehrfach darauf hin, dass er den ersten Tanz der Köchin Christine versprach. Erst als das Kind in den Brunnen gefallen ist, kehrt er seine barsche Seite hervor, versucht aber auch das Beste aus der Situation zu machen. Wer weiß, vielleicht hätten die Beiden unter anderen Umständen noch eine glückliche Ehe im Ausland geführt. Das vertrackte ist ja, dass er seiner Herrin nicht direkt widersprechen oder den Dienst verweigern will und es gerade deshalb letztlich zu den Verwicklungen kommt. Dennoch wirkt er hier äußerst herzlos.WAS???? hatte er davon, außer eine weitere Erfahrung dieser Art? Hat es sein Herz berührt, hatte er Freude daran sich am Leid dieser "Julie", ihrem eigenen Unglück in das sie sich begab, zu ergötzen? Ihr den Spiegel vor zu halten und sie Stück für Stück nieder zu machen?
Ich kenne das Vorwort noch nicht, aber ich vielleicht kann man es auch so lesen, dass ein emotionales Wesen in dieser Gesellschaft keinen Platz hat, was einer Anklage gegen die Gesellschaft gleich kommt (es wird ja auch als ein "Trauerstück" bezeichnet).Jeder kann sich an die eigene Nase fassen. Sie, wie er,und unmoralisch ist meiner Meinung nach der Autor, der diese peinliche Situation in dieser Weise wieder zu geben vermag.
Ja, es ist ein völlig unromantisches Stück, quasi 'ne Erklärung gegen die romantische Liebe.Trotzdem danke für den Link, aber ich muss mich wohl erst einmal von dieser niederschmetternden Story erholen. Ist wohl nichts für mein romantisches, harmoniebedürftiges Wesen...
Habe gerade das Vorwort gelesen. Ugh. Das klingt tatsächlich ziemlich unmenschlich. Weg mit den Gefühlsduseln, weg mit dem alten Adel, mehr Sachlickeit oder sowas. Naja, der Zeit Artikel las sich etwas anders. Ich erwartete irgendwas, das für das Forum und sein Thema verwertbar ist.
Eine Geschichte lese ich aber noch von dem Herrn.[/align]