Kunstliebhaber, meldet euch!

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NaturalBornOutsider

Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon NaturalBornOutsider » 16. Dezember 2013, 12:14

Hey, wo verstecken sich die Kunstliebhaber, diejenigen, die sich ins Museum wagen und ergriffen und in andächtigem Schweigen vor einem Gemälde verharren? Diejenigen, die sich ganz in ein Bild vertiefen können oder vielleicht auch selber dem Schöpferischen frönen und eigene Farbkompositionen kreieren? Welche sind eure Lieblingskünstler und warum?

Die Kunst ist für mich ein Refugium geworden, eine Fluchtmöglichkeit vor der rauen und schnöden Wirklichkeit... Besonders die vor ungezügelter Kreativität und Schaffensdrang strotzenden Werke von Art-Brut-Künstlern ziehen mich in ihren Bann, also von Menschen, die ein Dasein am Rande der Gesellschaft fristen, Outsider-Künstler, allen voran Adolf Wölfli, der wegen Schizophrenie interniert wurde und mehr als 30 Jahre seines Lebens in einer Anstaltszelle verbrachte... Er schuf sich eine imaginäre Autobiographie und eine eigene fantastische Welt, die nur auf dem Papier und in seinem Kopf existierte...

WWSCDneutrino

Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon WWSCDneutrino » 16. Dezember 2013, 16:41

Ich liebe Salvador dali und allgemein surrealismus.
Ich war vor einigen Wochen z.b. in München in der Pinakothek der moderne wo ich u.a. auch 2 seiner Kunstwerke bestaunen durfte.
Ich weis in der Kunst geht es eigentlich nur um den Ausdruck und nicht um die Technik, aber ich kann mir nicht helfen:
da ich selbst auch male muss ein Bild um richtig gut zu sein (für mich) auch von der Technik her wirklich nicht leicht sein. Ein gutes Beispiel wären die meisten Sachen die im Brandhorst Museum momentan hängen:
da gibt es z.b. einen großen Raum mit riesigen Gemälden von Rosen mit Gedichten- ich meine mal im ernst ich hätte es genauso gut hingekriegt mit vielleicht 11. Es hat für mich keinen Ausdruck wenn es einfach nur dahin geschmiert ist völlig ohne Liebe zum Detail.

LG

NaturalBornOutsider

Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon NaturalBornOutsider » 17. Dezember 2013, 12:57

Oh ja, Salvador Dali war ein Meister darin, das traumhaft Verschwommene auf der Leinwand zu manifestieren, seine Seeleninhalte mit Farben Gestalt annehmen zu lassen, jedes Bild ist wie ein gestaltgewordener Traum, und das Schöne an seiner Kunst ist, dass die Hürde der Logik und des rationalen Verstandes auf solch wundervolle Weise übersprungen wird, dass eine Welt dargestellt wird, die fernab jeder Rationalität liegt... Das ist Kunst, die mich in ihren Bann zu schlagen vermag, eine Kunst, die einen fantasievollen Gegenentwurf bildet zur kalten, entzauberten Realität... Kennst du den "Andalusischen Hund"? Auch Salvador Dali war an der Entstehung des Filmes beteiligt... Dieses Meisterwerk war wie ein Erweckungserlebnis für mich... :)

Naja, ich seh das nicht so eng mit Technik und Perfektion in der bildenden Kunst... Für mich kommt es vielmehr darauf an, dass ein Bild ein aufrichtiger Ausdruck des Seelenlebens ist, eine authentische Momentaufnahme des Gefühls... Viele Bilder der Art-Brut-Künstler sehen aus wie Kinderzeichnungen oder die "primitiven" Ausdrucksformen, die man an Höhlenwänden fand... Ist diese Kunst deswegen weniger wert? Nur weil sie nicht unbedingt den gängigen akademischen Richtlinien entspricht und nicht hochprofessionell ausgeführt wurde? Ich denke nicht, denn diese Kunst ist rein, ursprünglich, entspringt impulsiv einem starken Gefühl, ist ein direktes Abbild eines tief empfundenen Seelenbildes, und dabei ist es völlig egal, ob das Ergebnis nun perfekt gemalt ist oder nicht...

Die Menschen streben heutzutage schon genug nach Perfektion und Vollkommenheit, da ist es schön zu wissen, dass es noch Künstler gibt, die sich über diese akademischen Richtlinien und Vorgaben hinwegsetzen und einfach ohne hemmende ästhetische Vorstellungen aus der Tiefe schöpfen...

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Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon andersoderwie » 17. Dezember 2013, 21:25

Die Surrealisten haben es mir schon angetan. Magritte und De Chirico. Dalí eher weniger. Für mich bedeutet "bildene Kunst" nämlich genau das, dass man die Realität überwindet. Nach Regeln, aber man überwindet sie.

Wobei ich auch die Werke der "alten Meister" nicht unterschätze. Gerade im Bezug auf das Christentum wurde viel mit Symbolen und Botschaften gearbeitet, die man erst bei genauer Analyse betrachtet. Da Vinci, Michelangelo und divers andere. Und dann gibt es noch diejenigen, die so gut dokumentieren können, z.B. Rembrandt. Oder Diverses aus dem 20. Jh. Allerdings hat es mich dieses realistische nie so sehr gereizt wie der Surrealismus.

NaturalBornOutsider

Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon NaturalBornOutsider » 17. Dezember 2013, 22:38

Auch die "alten Meister" haben ihre Reize und Vorzüge, ich mag die religiösen Inhalte und Sujets, die sich in den Werken finden, und ich bewundere auch die Meisterschaft und künstlerische Fähigkeit, mit der die Gemälde geschaffen wurden, doch zieht es mich immer wieder als überzeugter Freudianer zu den Bildern, die direkt aus dem Unbewussten geschöpft zu sein scheinen, ich denke da nur an die Dripping-Technik von Jackson Pollock, da gab es keinerlei Regeln bei der Ausführung, sondern nur den Künstler, die auf dem Boden liegende Leinwand und die Farbe, die hinterher in wilden Schlieren auf dem Weiß zu sehen war... Ausschaltung des lähmenden rationalen Verstandes, Übernahme der Regie durch das Unbewusste...

So ist es auch bei psychisch kranken Künstlern - bei den "geistig Gesunden" befindet sich meiner Ansicht nach eine Membran zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten, es findet ein osmotischer Austausch statt zwischen diesen beiden Ebenen, bei den psychisch kranken Art-Brut-Künstlern jedoch ist diese Membran entweder sehr löchrig oder gänzlich durchlässig, sodass das Bewusstsein von Inhalten aus dem Unbewussten stets überschwemmt wird und reine Kunstwerke entstehen, die im Verborgenen gedeihen und noch nicht von den akademischen Richtlinien und Regeln kontaminiert wurden...

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Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon WWSCDneutrino » 17. Dezember 2013, 23:17

@NaturalBornOutsider

Du könntest ein Thema über Sigmund Freud eröffnen. Mich persönlich würde es sehr interessieren wie du zu deiner Überzeugung gekommen bist...
Ich persönlich finde es ein wenig ...nunja...pervers mit z.b. der Frau die ihr ganzes Leben damit verbringt nach ihrem "verloren gegangenen" männlichen Geschlechtsteil zu suchen und daher nicht aufhört bis sie einen Mann gefunden hat der auch noch möglichst etwas älter ist (wegen der Vaterolle).
Klar Sexualität spielt eine große Rolle aber um es mit den (scherzhaft gemeinten) Worten meiner besten Freundin auszudrücken: "...was? Du hast Schizophrenie! ? dann willst du wahrscheinlich insgeheim mit deiner Mutter schlafen! :lachen: "

\[O.O]/

MfG

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Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon Zamis » 17. Dezember 2013, 23:43

WWSCDneutrino hat geschrieben:@NaturalBornOutsider

Du könntest ein Thema über Sigmund Freud eröffnen. Mich persönlich würde es sehr interessieren wie du zu deiner Überzeugung gekommen bist...
Ich persönlich finde es ein wenig ...nunja...pervers mit z.b. der Frau die ihr ganzes Leben damit verbringt nach ihrem "verloren gegangenen" männlichen Geschlechtsteil zu suchen und daher nicht aufhört bis sie einen Mann gefunden hat der auch noch möglichst etwas älter ist (wegen der Vaterolle).
Klar Sexualität spielt eine große Rolle aber um es mit den (scherzhaft gemeinten) Worten meiner besten Freundin auszudrücken: "...was? Du hast Schizophrenie! ? dann willst du wahrscheinlich insgeheim mit deiner Mutter schlafen! :lachen: "

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MfG

Ich finde dein Posting traurig, bitte nicht als Angriff verstehen. Es gibt die Ebene der Selbstermächtigung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Empowerment
Verharre nicht dort, wo es Dir schlecht geht. Dein Gefühl will Dir etwas sagen.
[center]"I´m not an accident, i´m living in my own world, i´m not an accident, in the middle of the road..."[/center]

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Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon NaturalBornOutsider » 18. Dezember 2013, 11:49

Freud war ein Sendbote der Moderne, der scharfsinnige Verkünder einer bahnbrechenden Wahrheit... Wobei es das Erkunden des Unbewussten schon vorher gegeben hat, Dichter, Maler, viele große Geister vor ihm haben das Mysterium der Seele in poetische Worte oder Gemälde gekleidet, nur wurde es bei Freud das erste Mal richtig wissenschaftlich und konkret... Und ja, ich denke auch, dass die Sexualität die Triebfeder menschlichen Handelns ist, entweder verdeckt oder offen ausgelebt... Letztlich sind die meisten Menschen doch nur domestizierte Affen, die ihr Fell unter einem dünnen Firnis aus Kultur und Erziehung zu verbergen suchen... Primaten, die um den Erhalt ihrer Art und die Weitergabe ihrer Gene kämpfen... Nur einige wenige erheben sich darüber, erklimmen eine höhere Stufe des Seins, eben jene seltenen Individuen, die sich nicht ausschließlich von ihrer animalischen Natur lenken und beherrschen lassen, sondern sich der immateriellen Welt zuwenden, diejenigen, die ich die "Erwachten" nenne...

Papagei

Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon Papagei » 18. März 2014, 15:50

Ich mag die Bilder des Malstiels Realismus sehr - diese Bilder sind für mich fesselnd.

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Re: Kunstliebhaber, meldet euch!

Beitragvon FrenoDemergenzia » 4. Juni 2014, 19:12

Dann melde ich mich mal als Kunstliebhaber – allerdings besuche ich Museen in der letzten Zeit nur noch recht selten. Ich muß lange grübeln, um mich an den letzten zu erinnern – ich glaube, es war im Folkwang-Museum in Essen gewesen, wo ich „T-55/18“ von Hans Hartung im Original sehen wollte, das lange Zeit in originalgroßem Druck über meinem Schreibtisch hing. 2 Bram van Velde-Drucke habe ich auch noch – Mitbringsel aus meinem leider einzigen Besuch im Centre Pompidou in Paris – meine Fresse, ist das ein Laden ! Man wird regelrecht high davon, elektrisiert. Als ich dort war, hatten sie in einem Nebenräumchen mal das graphische Werk von Baselitz ausgestellt – das wäre für jedes deutsche Museuum ein „event“ – für das „centre“ reicht es grad mal für die Abstellkammer ... und die Drucke ! 20 m lange Blättergestelle im EG, eins feiner und schöner, als das andere ... man sollte seine Kreditkarte zuhause lassen, und nicht zuviel bares mitnehmen !

Ein paar Namen: Dürer, El Greco, Diego Velasquez, C.D. Friedrichs, van Gogh, Menzel, Mondrian ...

Eigentlich habe ich’s aber mehr mit der Architektur, und vor allem der Sakralen – ich stehe auf Kirchen. Meine absoluten hits sind die Kapelle „St. Marie de la Haut“ in Ronchamps (das ist zwischen Belfort und Besancon) von Le Corbusier, das Strassburger Münster und als absolut unschlagbare Nr. 1: der Dom zu Speyer ! Das ist ein dreidimensionales live-Kunstwerk, das man auf Bildern nicht einmal ansatzweise erkennen kann. Man muß hinfahren, und den „Zeremonienweg“ gehen – von dem Mittelalterlichen Stadtturm aus, den auch ein Nicht-Freudianer sofort als Phallus identifiziert, eine gebogene Pflastermagistrale lang, auf den Dom zu, dessen Fassade urplötzlich aus dem Nichts auftaucht, und sich alle paar 20 Schritte verändert. Sie lebt ! Sie zieht einen magisch in sich hinein, in das vergleichsweise winzige Portal, das der Freud-Freak sofort als vagina anspricht. Man duckt sich unwillkürlich, und steht in dem gigantischen halbdunkelen uterus des Kirchenschiffs, wird weiter hinaufgesogen bis zum „Allhöchsten“ – man kann bis knapp vorm Altar hochgehen, sollte man auch. Ein absolut irrer Trip ! Man wundert sich, wie sie das im Mittelalter so toll hingekriegt haben – rund 700 Jahre vor Freud !

Ich habe auch selbst mal ein wenig Kunst gemacht – fotographiert, digtal und analog SW, und zwar vor allem Stadtlandschaften im Stil der „new topographics“. Diese Richtung kennen eigentlich nur die Foto-freaks, einen ihrer Väter, Anselm Adams, schon ein paar mehr Leute. Es geht darum, die verborgene Ästhetik im banalen aufzuspüren. Die Schönheit von Mülleimern, Kanaldeckeln und Bordsteinkanten, Fleischereifachgeschäften, Bratwurstbuden und Behindertenparkplätzen. Ich nehme mir vor, mal ein paar Beispiele hochzuladen, es gibt ja eine Rubrik dafür hier. Das Schöne an dieser Beschäftigung ist: der triste Alltag verändert sich – man sieht die Welt mit ganz anderen Augen. Meine photographische Phase reichte von 2005 – 2009. Im Mai 2009, nach einer Motorradtour an den Gardasee, habe ich die „Knipse“ aus der Hand gelegt und seither nie wieder vorgenommen – ich weiß auch nicht, warum. Wahrscheinlich fehlt mir eine geeignete Muse. Das war eine Zeit lang eine Künstler-Freundin gewesen – und: meine Hündin „Radar“, die von 2007-2010 bei mir war (sie starb dann an Hirnschlägen, mußte eingeschläfert werden). „Radar“ war ein begeistertes Fotomodell. Sie liebte es, sich vor der Kamera in Szene zu setzen, war ausserordentlich fotogen und kooperativ gewesen. Sojemand fehlt mir heute halt, nehme ich an.


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