Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Hier haben alle Themen über Religion, Politik oder das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen platz.
Benutzeravatar
Nebelwald
aktiv
aktiv
Beiträge: 63
Registriert: 24. Januar 2017, 16:18
SPS: Eher Ja
Wohnort: Berlin

Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Nebelwald » 6. Oktober 2021, 18:27

Neben Rücksichtslosigkeit gibt es da so viele Situationen.

Im Bus gar niemanden ansprechen oder sich neben sie/ ihn setzen. Statt "kann Ich bitte durch " sagen, nur durchquetschen und rempeln.

Im Laden die Menschen an der Kasse völlig ignorieren, wenn es länger dauert, höchstens sich bei dem Kassierer entschuldigen.

Nachbarn haben, mit denen man noch nie ein Wort gewechselt hat.

Als Fahrradfahrer nicht danke sagen, wenn fussgängerin Platz machen.

Diese Frage in einem schizioden forum Zu stellen scheint etwas unsinnig, aber wir sind Einzelgänger und nicht automatisch unfreundlich oder ignorant.
Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, wenn überhaupt mal jemand lächelt oder freundlich und sympathisch ist.
Denn in den letzten Jahren ist mir das immer mehr aufgefallen. Ich finde es überhaupt nicht angenehm, wenn man von fast jedem nur ignoriert oder wie ein alien angeglotzt wird ohne Regung. Man muss ja nicht jeden anquatschen, aber ich finde, fremden Leuten kann man schon eine gewisse zugewandheit und zumindest Freundlichkeit zeigen. Und wenn es nur ein zunicken ist(mir fällt lächeln leider oft schwer).
Irgendwie kommt mir das Wohnumfeld immer irgendwie "schizoid" vor, auf eine unfreundliche und deprimierend Weise, ob Großstadt oder kleinere Stadt im ländlichem. Ich hatte auch schon gelesen, daß ist so eine deutscje/ nordeuropäische Sache.
Es ist gar nicht natürlich, mit tausenden wildfremden an einem Ort zu leben, wie wir es heute tun.

Benutzeravatar
2ost
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 941
Registriert: 10. August 2019, 13:43
SPS: Ja

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon 2ost » 6. Oktober 2021, 20:26

Im Bus gar niemanden ansprechen oder sich neben sie/ ihn setzen
Vor wie nach einem für mich anstrengenden Arbeitstag des mich Verstellens will ich unterwegs nicht reden. Ein "Ist dort frei?" ist also da das höchste der Gefühle bei mir.
Statt "kann Ich bitte durch " sagen, nur durchquetschen und rempeln.
Wenn ich die Energie hab, bin ich höflich. Aber wenn z. B. mich wer im Weg stehend anglotzt und nicht von allein drauf kommt, das ich vorbei will, kann ich auch schon mal drängeln oder gar patzig werden.
Im Laden die Menschen an der Kasse völlig ignorieren, wenn es länger dauert, höchstens sich bei dem Kassierer entschuldigen.
Wenn was länger dauert? Wenn ich in der Schlange stehe will ich mit den Leuten um mich her nicht reden. Wozu auch? Oder meinst du, wenn es wegen mir für die Anderen länger dauert? Das versuch ich zu vermeiden, aber wo es doch passiert: Einkaufen für sich stresst schon. Mit Umstehenden noch zu interagieren, kostet Erstens Energie, die ich oft nicht habe und Zweitens: Wozu?
Nachbarn haben, mit denen man noch nie ein Wort gewechselt hat.
Ich habe nichts mitzuteilen, niemals, niemandem. (Franz Kafka) Neim, im Ernst: Ich kenn die nicht und manche wollen selbst bei meinem Schweigen noch reden, sich austauschen - etwa wenn ich nach einem (sozial) anstrengenen Arbeitstag nur noch meine Ruhe will. Wenn ich mit denen redete, wäre das so unaufrichtig und gehäuchelt, wie mein Auftreten bei der Arbeit. Da das m. E. keine solide Basis bieten kann, lass ich's halt lassen.
Als Fahrradfahrer nicht danke sagen, wenn fussgängerin Platz machen.
Das ist in der Tat risikolos, da ich eh längst weg bin, wenn denen einfiele, daraus den Beginn einer wunderbaren Freundschaft Konversation machen zu wollen.
[...] aber wir sind Einzelgänger und nicht automatisch unfreundlich oder ignorant.
Und doch kostet mich jede, wirklich jede soziale Interaktion etwas der mir eh nur begrenzt zur Verfügung stehende Energie für den Tag. (Plus fast jede Freundlichkeit als Einladung zu weiterem Austausch verstanden wird, mich also noch mehr Energie kostet und mir aber absolut Nichts bringt - zumindest in den allermeisten Fällen nicht.) Es geht hier nicht um Höflichkeit, sondern darum, das der Alltag mir eh schon oft genug einem Hürdenlauf gleicht. Da kann ich oft solche "Kleinigkeiten" nicht unbegrenzt auch noch bringen.
Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, wenn überhaupt mal jemand lächelt oder freundlich und sympathisch ist.
Dann hättest du mich früher wohl gemocht. Ich hab fast immer ein Lächeln auf den Zügen gehabt (jetzt fehlt mir selbst dazu oft die Energie). Und das war aber nicht, weil ich stets gut gelaunt war, sondern als Teflon, unberührt durch die Menge damit zu streifen.
Denn in den letzten Jahren ist mir das immer mehr aufgefallen. Ich finde es überhaupt nicht angenehm, wenn man von fast jedem nur ignoriert oder wie ein alien angeglotzt wird ohne Regung.
Ich lächlte durch die Leute durch, die mir dennoch meist nichts bedeuteten. Manchmal merkte ich erst an einem erwidernden Lächeln, das ich wohl freundlich geschienen hatte. Menschen bedeuten mir nun mal (ob nun eingebildet oder nicht) meist nichts.
Man muss ja nicht jeden anquatschen, aber ich finde, fremden Leuten kann man schon eine gewisse zugewandheit und zumindest Freundlichkeit zeigen.
Selbst wenn ich sie am liebsten in der Luft zerreißen würde, etwa wenn ich unterwegs deren Geplapper (Und du, der Eduard seine Frau hat da gesacht: "Eva", also se nennt mich imma Eva, oder auch Evelchen. "Also Eva", hat se gesacht, "Eva, weiste?" Un' dann hat se den Kopf geschüttelt und so schrill gelacht, weiste? "Hihihi!", so richtich schrill halt. Un' dann hat se gesacht, "Evelchen, weeste, Evelchen...) So wirkt das etwa auf mich, der ich einfach nur noch meine Ruhe will, darob aber regelrecht ausrasten könnte. Lächeln, oder auch nur nicken/zur Kenntnis nehmen ist da - tut mir leid - in letzter Zeit einfach kaum mehr drin, weil nicht auszurasten mich schon fast alle Kraft kostet.
Es ist gar nicht natürlich, mit tausenden wildfremden an einem Ort zu leben, wie wir es heute tun.
Ich habe die Anonymität der Großstädte dem Tratsch der Dörflichkeit stets vorgezogen und war auch – weniger durchb Arbeit und Co. belastet, denn heute – dort auch in fast allen Belangen [unverbindlich] freundlich. Das du mich heute eventuell eher als Arsch bezeichnen würdest, hat, denke ich, nichts mit dem Wohnumfeld, sondern nur mit der gesteigerten sozialen Belastung (Arbeit) für mich zu tun.

GeromeBaeumlin
interessiert
interessiert
Beiträge: 21
Registriert: 23. Juli 2021, 18:40
SPS: Vielleicht

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon GeromeBaeumlin » 7. Oktober 2021, 13:27

Ich finde es eher unhöflich, unnötig angesprochen zu werden. Das meiste sind auch nur "Floskeln" zur Höflichkeit - vorgespielt. (Muss nich mal sein, dass derjenige tatsächlich sich für einem interessiert und/oder höflich sein will. Sondern dass er es eher nur tut, weil so "üblich".)

Leider erlebe ich eigentlich eher viel zu viel unnötiges "Geschwätz". Das Danke, etc. wenn man den Weg frei macht - ist je nach Person. Manchmal kommt es. Manchmal nicht. Aber ich will eigentlich auch weiter ohne mich mit denen zu befassen. Und mache deshalb schon den Weg frei, um unnötige Verzögerung (und längeren/intensiveren) Kontakt zu vermeiden.

Umgekehrt wenn Leute sich treffen aufm Gehweg und den dann blockieren und nich von sich aus merken, dass ich angelaufen komme ... lauf ich vorbei - statt erst die zu bitten den Weg frei zu machen. (Was sicher länger dauern würde.) Gehe dann auch auf die Straße.

Hängt immer auch von der Person/Situation ab. In der Regel bin ich - wenn ich "unterwegs" bin so drauf, dass ich in Gedanken bin und nich gestört werden will. Weil ich dann schon andere Sachen verabeite (nachdenken was am Zielort so weiter zu tun ist). Wenn natürlich einer höflich ist und sympathisch wirkt ... versuche ich auch höflich zurückzureagieren. Im Supermarkt/Discounter schon erlebt (aber selten) dass Leute einem wegen nem Produkt ansprechen - ob das schmeckt oder sowas. (Weil die es auch kaufen wollen aber noch nich sicher waren. Natürlich gebe ich kurz meine Meinung wieder, verweise aber darauf, dass ja jeder nen andern Geschmack hat - und einfach mal ausprobieren soll. Nich so dass ich dann gar nich reagiere. Das wäre auch komisch. Bin aber froh, wenn wenige einem "random" ansprechen.)

Insuffizienz
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 710
Registriert: 4. Juli 2014, 20:10
SPS: Vielleicht

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Insuffizienz » 9. Oktober 2021, 21:27

Hallo Nebelwald,

mir geht es teilweise auch so wie den bisherigen Kommentaren. Einerseits möchte ich meistens in Ruhe gelassen werden, gerade wenn man keine Kraft mehr hat (aufgrund von Arbeit, Depression usw.), da sozial kompetentes Agieren für mich schon anstrengend ist (anscheinend für viele ander auch), oder wenn man enfach Zeit und Ruhe für sich haben will, aber unfreiwillig Leute im Alltag begegnet (bei Notwendigkeiten wie Einkauf oder Arbeit, oder in der Freizeit: Wenn man nicht im letzten Hinterland wohnt, begegnet man beim Spaziergang im Wald dann doch immer wieder irgendwelchen Menschen...). Andererseits wenn ich Energie habe und auch kontaktfreudig bin, dann könnte ich durchaus offener für einen kurzen Wortwechsel werden. Aufgrund meiner starken sozialen Angst werde ich da aber vermutlich eine passive Rolle einnehmen und nicht die Initiative ergreifen. Jemanden freundlich anlächeln, grüßen, kurze Wortwechsel, Austausch von Freundlichkeiten usw. würde mir in dem Zustand der Kontaktfreudigkeit doch durchaus etwas nützen, also irgendwo soziale Verbundenheit in mir befriedigen, wonach ich auch ein Bedürfnis habe. Das Lächeln, das ich sonst auflege, ist jedoch reine Höflichkeit, nur um dem anderen zu signalisieren, dass ich nichts Böses will - aber mein vermeidendes Verhalten zeigt dann, dass ich kein Interesse an sozialer Interaktion habe, vermutlich aber bei dringendem Bedarf zur Verfügung stehe (z.B. wenn jemand Hilfe braucht, einen Ort in der Umgebung zu finden oder so etwas).

Gruß

Ambivalent
suchend
suchend
Beiträge: 5
Registriert: 8. Oktober 2021, 04:21

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Ambivalent » 15. Oktober 2021, 08:27

Hallo Nebelwald,

im Prinzip gehts mir eher so, dass ich auf Höflichkeit mir gegenüber keinen großen Wert lege, weil vieles meistens eh nur aufgesetzt ist, oder einem Standard entsprechend „abgearbeitet“ wird. So hasse ich es, wenn ich irgendwo anrufen muss und dann erstmal nach Iso Standard ein begrüßungsgelaber herunter gebetet wird, statt einfach auf den Punkt zu kommen. Die Normen an Höflichkeitsfloskeln gehn mir gehörig auf den Zeiger, da sie in kleinster weise einen fehlenden Respekt dem anderen gegenüber ersetzen können. Das zeigt sich dann meist schnell, wenn man sachlich eine Problematik schildert und dann die anfänglichen standardisierten Höflichkeiten ins pampige umschlagen.

Was mir also eher wichtig ist, ist ein respektvoller Umgang mit anderen. Das bedeutet für mich, nicht beleidigend zu werden genau so, wie ich nicht beleidigt werden will. Sachlich zu sein und es auch dabei so kurz wie möglich zu halten. Wenn ich in der Bahn sitze und jemand an mir vorbei muss um sich auf einen freien Platz zu setzen, ziehe ich meine Beine an und lass denjenigen vorbei. Wenn er/sie sich bedankt ists gut, wenn nicht, auch gut. Schließlich ist ein Sitzplatz auch zum sitzen gedacht und da muss man nicht fragen, ob man da sitzen darf.

Aber es scheint tendenziell ein Mangel an Respekt gesellschaftsfähig zu werden. So zumindest mein subjektiver Eindruck.

Yuri87
engagiert
engagiert
Beiträge: 127
Registriert: 25. Dezember 2014, 16:39
SPS: Eher Ja
Wohnort: Brandenburg (LOS)

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Yuri87 » 15. Oktober 2021, 12:29

Entstand der Text eher aus einer Tageslaune heraus oder ist das dein mehrheitlich so empfundenes Gefühl?

Ich bin froh über jeden Mensch der kommentarlos einfach sein Vorhaben erledigt ohne dabei soziale Bedürfnisse ungefragt auf unbekannte Andere (Am schlimmsten auf mich) abzuwälzen.
Freundlich zu sein ist natürlich immer besser als grundlos aggressiv aufzutreten, aber vieles von dem was du da beschreibst wäre für mich schon eher aufdringlich.

Bei Leute die mir im Weg sind wähle ich immer ausweichen statt anquatschen.
Wäre doch unsinnig ein Konflikt zu riskieren wenn genug Platz ist um ausweichen zu können.
Gegen begründbare, kurze, Gespräche und auch kleine Höflichkeitsfloskeln habe ich nichts einzuwenden. Mehr als das muss es für mich nicht sein.

L.G. Yuri

Distanzierte
engagiert
engagiert
Beiträge: 231
Registriert: 29. Juli 2013, 10:19
SPS: Ja
Wohnort: Niedersachsen

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Distanzierte » 1. Januar 2022, 11:07

Hallo Nebelwald,

ich kann deine Gedanken absolut nachvollziehen.
Die Verhaltensweisen, die hier als normal/üblich gelten, irritieren mich auch immer. Warum ist hier gerade etwas Bestimmtes üblich und nicht etwas anderes? Warum wird erwartet, dass man in bestimmten Situationen offen ist und (viel) erzählt, während in anderen Bereichen so eine Ignoranz herrscht?

Mir kommt das sehr willkürlich vor, da es in anderen Ländern/Kulturen wiederum ganz anders ist. Da sind Verhaltensweisen und Gesprächsthemen, die hier als tabu gelten, ganz normal oder sogar gewünscht.

Diese Kultur des Nicht-gestört-werden-Wollens irritiert mich auch sehr, aber ich mache auch mit und versuche die anderen nicht zu stören und habe auch ständig Angst, jemanden zu stören, weil ich oft nicht weiß, ob es z.B. höflicher ist, jemanden in Ruhe weiterarbeiten zu lassen, oder ich Smalltalk mit ihm halten sollte. Einem Nachbarn nur Hallo sagen oder ihn in ein Gespräch verwickeln (obwohl er vielleicht seine Ruhe will)? Diese Abwägungen sind für mich anstrengend und manchmal gibt es auch Missverständnisse: Ich will höflich sein und jemandem seine Ruhe lassen, aber genau das wirkt unhöflich/desinteressiert von mir.

Chrisp
engagiert
engagiert
Beiträge: 214
Registriert: 8. Juni 2022, 06:54
SPS: Ja

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Chrisp » 8. Juni 2022, 10:00

Hallo Nebelwald,

mir kommen diese sogenannten sozialen Interaktionen auch merkwürdig vor. Studiert man die Regeln dieser und beobachtet wie sich Menschen verhalten, muss man irritiert sein. Denn diese Regeln werden meist gar nicht eingehalten.

Dein Beispiel mit dem Radfahrer gefällt mir besonders gut. Während mir "beigebracht" wird, mich für "Gefälligkeiten" zu bedanken und ich das Prinzip verstehe und einsehe, mache ich die Erfahrung, dass gerade ein "Danke" den meisten Menschen sehr selten über die Lippen kommt. Als sei es selbstverständlich, dass der Fußgänger Platz macht. Und um das Ganze noch zuzuspitzen werde ich nicht selten von hinten "angeklingelt" , nicht etwa, damit ich mich nicht erschrecke (denn genau das Klingeln erschreckt mich) , sondern, um Platz zu machen. Ich erwarte dann (nach den Regeln) ein "Danke", erhalte aber keins, während ich schon manchmal beobachtet habe wie sich genau dieser Fahrradfahrer immens aufregt, weil ihn ein entgegenkommendes Fahrzeug "nötigt" langsamer zu fahren...?!??

Ich bin bestimmt nicht der Mensch, der beim Spaziergang (oder auch sonst) in ein Gespräch verwickelt werden möchte, schon überhaupt nicht smalltalk betreiben möchte, könnte, aber ein "Danke" ist für mich eine respektvolle Erwiderung auf respektvolles Verhalten. Und so wie Du könnte ich daher viele andere Beispiele aufzählen, in denen ich nicht nur das Wohnumfeld, sondern die Welt für nicht weniger "schizoid" als mich selbst betiteln würde. Doch genau genommen bin eben nur ich es, denn die anderen Menschen verstehen nicht nur die sozialen Regeln, sondern auch, wenn diese oft nicht angewendet werden. Und da hakt es bei mir erheblich.

Kalliope
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1392
Registriert: 18. Dezember 2015, 21:33
SPS: Nein

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Kalliope » 8. Juni 2022, 12:52

@Chrisp: also ich habe meine Klingel so ausgewählt, dass ich sie nur ein ganz feines "Ping" machen lasse, wenn ich von hinterrücks anrücke (z.B. auf einem komb. Rad-/Fußweg). Da ich auch weiß, wie sehr die Klingel erschrecken kann. Leider hoppsen dann nämlich manchmal Menschen genau in die Richtung, in die man sie nicht haben will, vors Rad.
Ansonsten hilft bisweilen auch ein freundliches "ich komm dann mal von links (oder rechts)." Leider ist meine Erfahrung, dass sehr viele Menschen das gar nicht wahrnehmen/überhören. Ältere sind auch total schwerhörig und kriegen offenbar gar nichts mit.
"Danke" = logo.

Andersherum kann ich mir (mitunter sehr) darüber aufregen, wenn Menschen in ihrem Phlegma und in ihrer Mitdenkunfähigkeit (ich will es gar nicht Empathie nennen), direkt einem vor die Füße oder vors Rad latschen (mit oder ohne Hund und Smartphone) oder einfach stehen bleiben, Weg versprerrend. Im Park sehr auffällig: bevorzugt Families und "Quatschtanten" (insbesondere die mit Kinderwagen) bauen sich im Pulk gerne genau auf Wegkreuzungen auf, so dass dann gleich vier Wege in dem Bereich blockiert sind. Da geht mein Puls schneller. Und nicht vom Laufen.

Rücksichtnehmen und Mitdenken haben heutzutage Seltenheitswert. Höflichkeit sowieso. Liegt am mangelnden Respekt und der Ich-Bezogenheit, schätze ich. Allerdings sind es wirklich nicht "alle". Ich erlebe auch tolle Situationen und kenne Wege, wo sich die Menschen bestens miteinander arrangieren. Könnte hier zwei Langstrecken nennen in town und drumherum, wo sich Radfahrer, Skater, Läufer, Rollis und Spaziergänger problemlos und aggressionsfrei schaffen zusammenzuraufen. Warum klappt das nicht überall?
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

Chrisp
engagiert
engagiert
Beiträge: 214
Registriert: 8. Juni 2022, 06:54
SPS: Ja

Re: Ich finde es seltsam, wie fremde Menschen miteinander umgehen

Beitragvon Chrisp » 8. Juni 2022, 17:06

Ja, das Radfahrerbeispiel ist wirklich ein sehr gutes. Denn so wie Du @Kalliope es beschreibst, ist es auch aus Sicht der Fahrradfahrer ein "Hindernislauf". Ich gehöre auch schon zu den "Alten", die fast nichts mehr mitkriegen, hüpfe trotzdem wie ein junges Reh an die Seite für einen Fahrradfahrer (für Autos, Trecker, Familien mit Kindern, Rollstuhlfahrer, verliebte Paare und griesgrämige Alte wie ich es bin) . Und natürlich kenne ich auch Radfahrer, die sich freundlich dafür bedanken.
Ich wollte nicht alle Radfahrer über einen Kamm scheren, sondern nur etwas verdeutlichen. Ähnlich dem, was Du auch aussagst: Würde jeder die (sozialen) Regeln einhalten, gäbe es sehr viel weniger (zwischenmenschliche) Probleme. Um es einmal anders auf den Punkt (und wieder zum Thema) zu bringen: Stumpfheit, unangemessenes soziales Verhalten ist eben ALLEN Menschen zu eigen. Und nimmt zu. Die Welt wird "schizoider" ist mein Eindruck. Und Deine Ausführungen bestärken das auch. Denn egal der Sicht, ob Fußgänger oder eben Radfahrer, gleich ist, dass Rücksicht und Mitdenken in der Tat immer seltener wird.


Zurück zu „Gesellschaft und Kultur“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste