Das Trolley-Problem

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Das Trolley-Problem

Beitragvon SystemZwang » 15. Juli 2021, 12:27

Siehe Threadtitel. Kurze Übersicht hierzu gibt es bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Trolley-Problem

Meistens wird die Variante genommen, wo eine Straßenbahn 5 Menschen zu überrollen droht - eine Verstellen der Weichen jedoch umleiten könnte, wodurch nur eine Person sterben würde. Hier sind dann auch noch genug andere Varianten bei Wikipedia gelistet.

Bei andern Varianten ist zum Beispiel der Unterschied, dass man aktiv jemanden töten würde. Bei Umtsellen der Weiche leitet man nur die Straßenbahn um. Beim "fetten Mann" würde man aktiv jemanden töten. (In dem Beispiel wäre es nur möglich die Straßenbahn zu stoppen, indem man einen fette Mann von ner Brücke stößt der dann die Bahn zum Halten bringt.)

In unterschiedlichen Kulturen und bei unterschiedlichen (einem nicht bekannten) Personen könnte es auch zu unterschiedlichem Handeln kommen. (Kinder werden oft gegenüber Älteren bevorzugt. Bei gleicher Anzahl Opfer würden wohl viele auch die Kinder eher leben lassen?)


Meine Vorgehensweise/Ansicht wäre wie folgt: Sofern mir bekannte/wichtige Personen dabei wären ... würde ich diese als wichtiger einschätzen und retten wollen. (Das ist in diesen Denkbeispielen aber üblicherweise ausgeschlossen.) Wenn da 100 Babies wären und meine Mutter - als gegenseitige Alternativen ... ja ich würd sogar aktiv den Zug bzw. Straßenbahn umleiten von meiner Mutter (wenn er auf die zusteuern würde) in Richtung der Babies.

Bei total neutralen (mir unbekannten) Menschen ... würde ich wohl permanent "nicht eingreifen" bevorzugen - da ich nicht Gott spielen will, wenn mir alle andern gleichwertig sind. Da kann ich nich einfach sagen 5 sind jetzt mehr Wert als 1. Weil genau der 1 vor dem Grundgesetzt ja auch das (gleiche) Recht auf Leben hat. Sonst nix dazukommt, was ihn mir persönlich wichtiger/rettenswürdiger macht. Die andern 5 haben halt einfach Pech - wenn Straßenbahn auf diese zufährt. Und ich bin nicht Gott genug da einzugreifen. (Im andern Fall wäre es unproblematischer. Richtung 1 Person würde ich auch nich eigreifen. Und die die rein zahlenmässig denken wären da - zufällig - auch bei selber Option am Ende.)

Bei gleiche Anzahl vs. gleiche Anzahl wäre ich wohl aber auch dabei, nicht einzugreifen. (Kinder vs. Alte - da ziehe ich nich eine Option vor. Wenn die Straßenbahn halt Richtung Kinder geht haben halt die Kinder das Pech.)


Interessanter wäre es, wenn man quasi in einer bestimmten Situation wäre, in der besonders erwartet wird, dass man handelt. Quais nicht ein unbeteiligter Dritter der vorbeikommt am Weichenstellhebel. Sondern ein Mitarbeiter der Verkehrsgesellschaft. Da würde ich bei mir wichtigen Personen trotzdem dies retten wollen. (Ist irgendwo menschlich. Menchen die das nicht tun wollen würden ... wären mir suspekt.)

Aber beim Zahlenvergleich oder Kinder vs. Ältere (bei gleicher Anzahl) ... hätte ich schon eher Probleme. Würde mir genaue "Spielregeln" (Seitens der Verkehrsbetriebe/Vorgesetzte) erhoffen - gäbe es diese ... dann immer danach handeln. Ansonsten wohl geneigt sein bei gleicher Anzahl (aber z. B. 3 Kinder vs 3 Erwachsene) nicht einzugreifen. Bei ungleicher Anzahl und ohne Regeln ... mit Bedenken des Rufs der Verkehrsbetriebe, etc. ... wohl die Anzahl der Toten versuchen doch zu verringern.


Es gab auch einen Film (dazu auch Pressemeinungen zu finden) in dem etwas Ähnliches thematisiert wurde. Kam auf ARD oder ZDF:
https://de.wikipedia.org/wiki/Terror_%E ... Ihr_Urteil

Da ging es darum, dass ein Bundeswehrsoldat (der ist ja quasi in ner besonderen Position Leute retten zu müssen) nen Flugzeug mit Zivilisten abschoss um dafür viel mehr Leute (Stadtion auf das es zuflog und von Terroristen gekapert dort abzustürzen drohte) zu retten.

Der war wegen Mord angeklagt und die Zuschauer durften anrufen (je nach Entscheidung strahlte man andere Version vom Ende aus seitens des Fernsehsenders) ... und es war wohl in der Kritik, dass viele ihn freisprachen. Viele hier als Laien "juristisch" nicht gut genug entschieden. (Weil er juristisch - nach herrschender Meinung - wohl hätte nich abschießen sollen/dürfen.)

Bei so nem Spezialfall - das Handeln anderer zu beurteilen: Würde ich sagen ... er hätte nich abschießen sollen, da er als Soldate auch dem Grundgesetz verpflichtet ist und irgendwo die andern gleich viel Anrecht auf Leben haben (und das so unenedlich stark wirkt, dass man nicht zahlenmässig gegeneinander aufwiegen kann). Er hat auch nicht den Befehl dazu erhalten.

Aaaber: Wenn jeman din so einer krassen Situation doch anders reagiert sollte man ihn dafür nicht verurteilen. (Was nicht heißt, dass man das billigen soll oder Befehle in der Richtung erteilen soll.)

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