Seite 1 von 3

Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 7. Juli 2020, 21:03
von träumer
Warum werden eigentlich Tätigkeiten, die keiner machen möchte, schlecht bezahlt? Zum Beispiel Spargelstechen.

Was wird passieren, wenn Menschen nicht mehr zur Arbeit gezwungen werden können, was ja seit dem Hartz 4 Urteil des Bundesverfassungsgerichts eigentlich der Fall ist?

Wird die öffentliche Ordnung zusammenbrechen? Werden gewisse Lebensmittel knapp?

Wie wäre es, wenn der wirkliche Marktpreis für Arbeit gezahlt werden müsste?

Warum erhalten die Kapitalisten seit Jahrzehnten ein bedingungsloses Zinseinkommen und werden auch noch vom Staat gerettet, wenn es eine Bankenkrise gibt?

Ich finde, wir sollten die Kapitalisten entmachten.

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 08:33
von Geextah
träumer hat geschrieben:Warum werden eigentlich Tätigkeiten, die keiner machen möchte, schlecht bezahlt? Zum Beispiel Spargelstechen.


Weil sich immer Menschen finden lassen, die sich unter Wert verkaufen. Die sich sagen "Hey der wills nicht für 7,50 die Stunde machen, mach' ich es halt."

Sie erkennen nicht, dass sie in ihrer ach so tollen Chance, sich eigentlich nur selber reinlegen. Deswegen finde ich das bedingungslose Grundeinkommen auch so intessant: Arbeit, die nicht mehr gemacht werden muss oder schlecht bezahlt wird, würde plötzllich höher bezahlt werden, weil es eben sonst niemanden gibt, der sie macht und auch niemand darauf angewiesen ist sie zu machen - zumindest theoretisch).

Meist sind es jedoch Arbeiter aus Ländern, in denen es weniger zu verdienen gibt und somit müsste erst eine Gleichheit dahingehend geschaffen werden, was aber nicht der Fall sein wird.

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 09:10
von träumer
Geextah hat geschrieben:Deswegen finde ich das bedingungslose Grundeinkommen auch so intessant

Ich glaube jeder, der gegen das BGE ist, gönnt den Menschen ihr Existenzminimum nicht, weil er selber in einem ausbeuterischen Job arbeitet, der ihm gar nicht gefällt, nach dem Motto "wenn ich leide sollen auch alle anderen leiden", oder ist unmenschlich gierig und möchte von seinem hohen Verdienst nichts abgeben, auch wenn dafür andere auf der Straße landen, zu Alkoholikern werden und wegsterben.

Skandalös finde ich auch, dass unsere Regierungen immer wieder verfassungswidrige Gesetze machen. Meiner Meinung nach sind sie einfach nur Marionetten der Geheimdienste (Snowden lässt grüßen) und des Kapitals.

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 17:03
von Ghostvoice
träumer hat geschrieben:Ich glaube jeder, der gegen das BGE ist,...

ICH bin ein erklärter Gegner des BGEs!
...und ich arbeite nicht in einem ausbeuterischen Job, noch verdiene ich mir Reichtümer.

Bei all dem Zuspruch, den diese Idee von allen Seiten bekommt und den immer gleichen Argumenten dafür, sollte man meinen, daß gerade schizoide Menschen diese Utopie erstmal kritisch hinterfragen (und vielleicht darin die Dystopie sehen, die sie viel eher ist...)

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 17:21
von träumer
Ghostvoice hat geschrieben:ICH bin ein erklärter Gegner des BGEs!

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts haben wir meiner Meinung nach bereits so etwas wie ein BGE in Deutschland, vielleicht sogar etwas besseres, weil die, die es nicht benötigen, nicht bekommen. Aber ist halt etwas bürokratisch...

Ich finde auch die Höhe ist angemessen, weil wer auf die Grundsicherung angewiesen ist, sollte nun mal aufhören zu rauchen und mit seinem Geld sparsam sein.

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 17:57
von Ghostvoice
Auch hier gibt es fast schon ein Grundentgelt, wenn es auch nicht bedingungslos ist.
Es ist schon alleine bedenklich, dass von Befürworten gerne die Behauptung aufgestellt wird, dass ein BGE ein Grundrecht ist! Gleichzustellen mit sauberem Wasser oder Atemluft.
Und man braucht wirklich nicht besonders weit denken, um die Probleme zu sehen, die ein echtes Grundentgelt mit sich bringen würde.

(Allerdings hatte ich diese Diskussion hier schonmal vor Jahren und führe sie seitdem nicht mehr... ;) )

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 18:09
von träumer
Ghostvoice hat geschrieben:Es ist schon alleine bedenklich, dass von Befürworten gerne die Behauptung aufgestellt wird, dass ein BGE ein Grundrecht ist!

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezieht sich auf Art 1 GG.
Ghostvoice hat geschrieben:Und man braucht wirklich nicht besonders weit denken, um die Probleme zu sehen, die ein echtes Grundentgelt mit sich bringen würde.

Weniger Arbeit, weniger Konsum, die Rettung der Erde.

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 19:50
von Kalliope
träumer hat geschrieben:Ich finde auch die Höhe ist angemessen,

Und wie findest Du es, wenn alte Menschen und chron. Kranke, die aufgrund dessen eine EM-Rente erhalten ebenfalls sich mit Grundsicherung durchschlagen müssen? Beide Gruppen haben im Alltag Mehraufwand durch z.B. spezielle Ernährung. med. Leistungen, erschwerte Mobilität etc.pp.
Und können sich häufig nicht den "Luxus" gesunder Ernährung hinzuverdienen mangels Kraft.

So traumhaft ein bedingungsloses Grundeinkommen zunächst scheint, so bezweifle ich stark, dass es zu erhofftem Umbruch gesellschaftlich führen würde oder gar zu mehr Gerechtigkeit. Zwar glaube ich auch nicht, dass stante pede alle nur noch auf der faulen Haut liegen würden, jedoch glaube ich, dass entsprechend die Preise so ansteigen würden, dass es sich letztlich genauso wieder einpendeln würde, wie zur Zeit, nur dann eben auf höherem Preisniveau.

Ergo finde ich den Gedanken zu kurz gedacht.

Was ich mir sehr wünsche wäre eine menschlichere (und gesündere) Arbeitswelt in der wirklich jede/r/s seinen Platz finden könnte und sich dabei noch in seiner Komfortzone bewegt. Aber ich fürchte, auch das ist eine Utopie. Denn ich kenne kein anderes Lebewesen, welches so genial darin ist, sich Umgebungen selbst zu schaffen, die unerträglich sind.

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 20:02
von Ghostvoice
träumer hat geschrieben:
Ghostvoice hat geschrieben:Es ist schon alleine bedenklich, dass von Befürworten gerne die Behauptung aufgestellt wird, dass ein BGE ein Grundrecht ist!

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezieht sich auf Art 1 GG.
... in welchem nichts von einem Recht für auf Unterhaltszahlung steht. Das Urteil - wenn ich das beim Überfliegen richtig mitgekommen habe - beruft sich auf Artikel 1 des Grundgesetzes, um festzustellen, daß Arbeitssuche nicht hilflos demütigende Sanktionen billigen müssen.
träumer hat geschrieben:
Ghostvoice hat geschrieben:Und man braucht wirklich nicht besonders weit denken, um die Probleme zu sehen, die ein echtes Grundentgelt mit sich bringen würde.
Weniger Arbeit, weniger Konsum, die Rettung der Erde.
... dazu fällt mir jetzt leider nichtmal eine gute Antwort ein. :lachen:

Da kommen wir nicht zusammen und ich weiss, wenn jemand dazu bereits eine positive Meinung hat, will er nichts Gegenteiliges überdenken. Nichts für ungut. :peace:

Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Verfasst: 8. Juli 2020, 20:29
von träumer
Kalliope hat geschrieben:Und wie findest Du es, wenn alte Menschen und chron. Kranke, die aufgrund dessen eine EM-Rente erhalten ebenfalls sich mit Grundsicherung durchschlagen müssen? Beide Gruppen haben im Alltag Mehraufwand durch z.B. spezielle Ernährung. med. Leistungen, erschwerte Mobilität etc.pp.
"Wer schwerbehindert ist und Leistungen aus der Grundsicherung erhält, hat das Recht auf einen finanziellen Mehrbedarf, wenn man den Nachteilsausgleich „G“ zuerkannt bekommen hat. Der Mehrbedarf soll die Kosten für die erhebliche Gehbehinderung ausgleichen."
Kalliope hat geschrieben:Und können sich häufig nicht den "Luxus" gesunder Ernährung hinzuverdienen mangels Kraft..
Es gibt viele gesunde, günstige Lebensmittel. Ich kann zum Beispiel jedem empfehlen, sich einen Brotbackautomaten zuzulegen.
Kalliope hat geschrieben:Zwar glaube ich auch nicht, dass stante pede alle nur noch auf der faulen Haut liegen würden.
Jäger und Sammler haben in der Steinzeit 2-3 Stunden am Tag gearbeitet. Der Mensch hat sich mit der Zeit selbst versklavt. Leider gibt es heute viele Menschen, die Arbeit als Tugend begreifen (und somit auch den Konsum).
Kalliope hat geschrieben:Was ich mir sehr wünsche wäre eine menschlichere (und gesündere) Arbeitswelt in der wirklich jede/r/s seinen Platz finden könnte und sich dabei noch in seiner Komfortzone bewegt.
Ich schaffe keine 8 Stunden und die Arbeitskollegen machten mich bisher immer depressiv.