Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

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2ost
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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon 2ost » 8. Juli 2020, 21:16

Kalliope hat geschrieben:So traumhaft ein bedingungsloses Grundeinkommen zunächst scheint, so bezweifle ich stark, dass es zu erhofftem Umbruch gesellschaftlich führen würde oder gar zu mehr Gerechtigkeit [...] glaube ich, dass entsprechend die Preise so ansteigen würden, dass es sich letztlich genauso wieder einpendeln würde, wie zur Zeit, nur dann eben auf höherem Preisniveau.
Vielleicht gehöre ich schon zur "Früher war alles besser"-Generation, aber ich bilde mir ein, das die "Geiz ist geil"-Manier sich über die Jahrzehnte verstärkt hat und es früher – okay – nicht besser, aber doch von mehr Gemeinschaftssinn alles getragen war. Hoffen und Glauben habe ich aufgegeben, aber die Möglichkeit, das solch ein gesamtgesellschaftlicher Akt, wie die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, die Gesellschaft als ganzes wieder weg vom Ellenbogenegoismus und zu mehr Gemeinsinn zumindest doch führen… könnte.
träumer hat geschrieben:"Wer schwerbehindert ist und Leistungen aus der Grundsicherung erhält, hat das Recht auf einen finanziellen Mehrbedarf, wenn man den Nachteilsausgleich „G“ zuerkannt bekommen hat.
Und wer Hilfsbedürftig ist und Pfleger braucht, aber noch gut zu Fuß ist? Oder wer Medikamente braucht, die keine Kasse zahlt, etc.?
träumer hat geschrieben:Es gibt viele gesunde, günstige Lebensmittel. Ich kann zum Beispiel jedem empfehlen, sich einen Brotbackautomaten zuzulegen.
Wenn das bedingungslose Grundeinkomme auf Hart4-Level liegt, dann wüste ich gerne, wie viele Harzter sich einen Broctbackautomaten für *googel* z. B. 75 bis 213 € (hab die ersten drei Trefer hier nur grad berücksichtigt) leisten kann. Außerdem sprach Kaliope auch von Kraft. Gibt es nicht auch hier Menschen, die kaum die Kraft finden, einen bloßen Einkauf auch nur zu bewerkstelligenen und das nicht etwa wegen einer Gehbehinderung?
träumer hat geschrieben:Ich schaffe keine 8 Stunden und die Arbeitskollegen machten mich bisher immer depressiv.
Dann vielleicht 6 oder 4, oder…?

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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon träumer » 8. Juli 2020, 21:21

2ost hat geschrieben:Dann vielleicht 6 oder 4, oder…?

Im Moment wäre ich ehrlich gesagt lieber tot, als mich mit einem Vorgesetzten und Arbeitskollegen abzuquälen. Zu viele schlechte Erfahrungen. Aber vielleicht ändert sich das ja irgendwann wieder.

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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon 2ost » 8. Juli 2020, 21:23

Viel Erfolg! [:)]

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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon Kalliope » 8. Juli 2020, 23:00

träumer hat geschrieben:Ich kann zum Beispiel jedem empfehlen, sich einen Brotbackautomaten zuzulegen.

Du hälst Brot für gesund?

Ich habe jahrelang mein Brot selbst gebacken - geht auch wunderbar ohne Backautomaten btw..
Im vergangenen Jahr im Juli konnte ich einige Zeit gar nichts essen (war zwar andere Ursache, aber krankheitsbedingt ist das bei mir ohnehin phasenweise "inklusive" dank Antikörper gg. die eigene Magenschleimhaut) und in diesem Rahmen habe ich dann auch - endlich - die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sämtliches Weißmehl und auch andere Mehle aus Getreide aus dem Programm geschmissen.

Seitdem hat sich mein Energielevel deutlich gesteigert!
(Ich bemühe mich, alles, was "in Masse" erzeugt wird, was nur geht, indem man zu ungesunden Mitteln greift, um eben diese Massen herzustellen - betrifft natürlich auch und sowieso Tierisches - wegzulassen.)

Ok, das halbwegs OT. Nur halte ich ausgerechnet Brot für nicht das Vorzeigelebensmittel in Bezug auf "gesund".

Der s.g. Mehrbedarf wiegt bei weitem nicht auf, was er in Realitas bedeutet. Zudem ist es eine Sauerei, dass erheblich Eingeschränkte für wirklich jeden Pups betteln und kämpfen müssen. Das zehrt noch mal mehr an den Kräften und auch noch am Selbstwertgefühl.

Brot backen die 2te: dazu benötigt man wahrlich keinen extra-Automaten, wenn man eine normalen Herd hat.
Allerdings verbraucht der Strom und das nicht unerheblich. Seitdem ich eben nicht mehr regelmäßig Brot backe, sind meine Stromkosten natürlich entsprechend gesunken. Gehupft wie gesprungen: alles kostet eben auch Geld.

Btw: die Merkzeichen werden nur noch nach hartem Kampf vergeben und die Damen und Herren in den entsprechenden Ämtern kennen leider auch nur "g" bei "Beinamputiert" "im Rolli". Da rutschen sehr Viele durchs Raster, allein schon deswegen, weil sie für die Streitereien mit den Behörden auch keine Kraft mehr haben. Egal, ob nun organische Ursache oder psychische.

Deswegen hielte ich es für gerecht(er), wenn es auch für Menschen, die ja nun mal nachweislich "nicht mehr können" auch eine Art Grundrente oder eben ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt, von dem man dann aber auch ohne in der Mülltonne kramen zu müssen über die Runden kommt. Es geht mir da nicht um prallen Luxus, sondern darum, ein bescheidenes, aber eben angstfreies Leben führen zu können. Das könnte auch erheblich positiv zu den Krankheitsverläufen beitragen und damit auch das System wieder entlasten kostentechnisch. Aber der Sozialverband VdK kennt das Problem und kämpft bereits.


@2ost: bei aller Hochachtung vor Deinen hehren Gedanken - indes: da fehlt mir leider Dein Glaube an die Möglichkeit, dass das gut ginge. Brachial-Kapitalisten und Ellenbogenmenschen bleiben auch erhalten, wenn ein solches Grundeinkommen eingeführt. Sie werden weiterhin danach trachten, sich "abzusetzen", sich Vorteile zu schaffen mit unsozialen Mitteln. Ein Grundeinkommen wird leider nicht die Menschen von Grund auf erneuern :S.
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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon träumer » 8. Juli 2020, 23:26

Kalliope hat geschrieben:Du hälst Brot für gesund?
Ich backe zu 90% Vollkornbrot.

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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon sdsdsdsv » 9. Juli 2020, 04:28

Kalliope hat geschrieben:Du hälst Brot für gesund?

Im vergangenen Jahr im Juli konnte ich einige Zeit gar nichts essen (war zwar andere Ursache, aber krankheitsbedingt ist das bei mir ohnehin phasenweise "inklusive" dank Antikörper gg. die eigene Magenschleimhaut) und in diesem Rahmen habe ich dann auch - endlich - die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sämtliches Weißmehl und auch andere Mehle aus Getreide aus dem Programm geschmissen.

Seitdem hat sich mein Energielevel deutlich gesteigert!

Seitdem ich eben nicht mehr regelmäßig Brot backe, sind meine Stromkosten natürlich entsprechend gesunken.

Hast du da ein paar verträgliche Alternativen? Wovon ernährst du dich hauptsächlich?

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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon Kalliope » 9. Juli 2020, 09:41

@träumer: und Du hälst Vollkornbrot für gesund?

@sdsdsdsv: Alternativen? Nein. Es braucht (für mich) keine Alternativen.
Halte es für eines von unzähligen kulturellen Mantren, dass man Brot benötigen würde.

Wie ich bereits erwähnte, ich bemühe mich, weitestgehend auf alle Lebensmittel zu verzichten, die seit vielen Jahrhunderten oder Jahrzehnten in Masse produziert werden, bzw. hochgezüchtet sind und für diese Massenproduktion einen Haufen Chemie benötigen. Das schließt Kartoffeln, Reis ein, ergo auch alle "Sättigungsbeilagen" (wer hat so ein Wort erfunden? Heutzutage ist hierzulande jeder satt. Auch ohne diese leeren Kohlehydrate).

Aber um auf Deine Frage zurückzukommen: im weitesten Sinne laufe ich wohl am ehesten unter dem Label "cleaneater", was nicht meint, dass ich den Teller sauberlecke, sondern möglich unverarbeitete Lebensmittel zu mir nehme. Sieht man vom Kochen ab, das muss ich leider, weil eben mein Magen-Darmtrakt "Verdauen" irgendwie als Affront auffasst und das als unzumutbare Schwerstbelastung - um wenigstens ein bisschen beim Thema Arbeit zu bleiben.

So esse ich eine ganze Menge Obst und Gemüse (Beeren aller Art, Spinat, Mangold, Petersilienwurzeln, Porree, Lauch, rote Beete, Möhren - ich liebe Wurzeln), Schafsmilchprodukte (leider aber auch noch viel zu viel Milch :-((, davon wäre ich auch gern ganz weg und hätte ich mehr Einkommen, dann wäre die Kuhmilch schon längst weg aus meinem Haushalt und Magen), Linsen, Kichererbsen (wobei bei denen auch nicht sicher bin, wie sehr die belastet sind), Hülsenfrüchte halt, (Wal-)Nüsse, Oliven. Viele Kräuter, die hier um mich herum wachsen, sehr lokale Produktion also wie auch der Lauch. Obst gern aus dem riesigen Garten meiner alten Freundin, die auch noch dankbar für die Abnahme ist. Alles ungespritzt. Sie hat mal - von mir ;D - einen Weinstock geschenkt bekommen. Die Trauben sind wie Bonbons, der trägt, davon kann man ganze Armeen ernähren und die Vögel auch noch gleich mit.
Selten Fisch (Forelle, Scholle), extremst selten Fleisch (1-2 x /Jahr, wobei ich mich im letzten und diesem sowieso nicht mal mehr an Konsum erinnern kann und wenn, dann Wild und da am liebsten "selbstgeschossen" vom Jäger-Bekannten). Wie gesagt, das ist eher "Erinnerung" als aktuelle Tatsache. Im Alltag bin ich am ehesten als vegan zu bezeichnen. (Bei der Ernährung, bei der Arbeit verarbeite ich Leder. Meistens Hirsch.)
Kein Käse (erhebliche Probleme mit Fett), keine Eier, kein Alkohol, keine Säfte, keine Sweeties, keine Schokolade, keine Chips.
Kaffee nur als "Schluck" in den Caro, der mein Alltagsgetränk. Ist leider auch Getreide, dazu fand ich noch keine Alternative. Ich mag keine Kräuterteees, bzw. trinke die sehr selten. Kaffee für den besseren Geschmack und bisschen Koffein. Kaffee aus Kaffeerösterei und nicht den Müll aus dem Discounter - da habe ich mal eine Bericht gesehen/gelesen und erfahren, dass in den Discounterkaffees sozusagen die Reste = Stöckchen aus dem Ausguss verwertet werden.
Ich bemühe mich, viel aus heimischer und lokaler Produktion zu kaufen.

Nun, ich bin ja dank Remission wieder engagierte Amateursportlerin und das eine geht auch Hand in Hand mit dem Anderen. Ensprechend ist auch grad meine Body Shape. Essen ist halt nicht meine Hauptbeschäftigung, wobei ich es durchaus gern tue :). Aber am gernsten, wenn ich nicht irgendwelchen Müll in mich hineinkippe.

Soweit. Ich bin allerdings komplett Ideologie-frei, habe keinerlei Missionierungsbedürfnis. Mir ist das Label auch komplett wurscht, was mir jemand dranklebt. Jeder soll so machen, wie er für richtig hält, bzw., was sein Körper und sein Hirn signalisiert, was er braucht. Andersherum mag ich ja auch nicht missioniert werden.

Ich weiß nicht, ob das "radikal" ist, für mich hat es sich so ergeben, hauptsächlich durch die chron. Gastritis halt. Immerhin benötige ich dank dessen nunmehr schon sehr lange keine Protonenpumpenhemmer mehr, außer halt, ich sündige dann mal (Mohnkuchen ;D und zu viel Fett sind trigger, was den Mohnkuchen ja einschließt, Mohn ist Fett pur. Aber SEHR lecker *lach*).
Gelenkprobleme haben sich zumindest reduziert seit den Umstellungen, insbesonder Rückenschmerzen. Da wusste und ahnte ich schon lange, dass die maßgeblich vom Darm herrühren (gibt ja reichlich und bekanntermaßen Nervenverbindungen zu den Organen). Bei manchen Lebensmitteln weiß ich vorher schon, dass mir das wieder Rücken-Aua bescheren wird. Nun, wo ich aber weiß, dass das dann von der Verdauung kommt, macht mir das aber immerhin auch keine größeren Sorgen.

Btw: der Sport hilft erheblich (und hörbar ;D) beim Verdauen!

Seit vergangenem Jahr - oder war es schon eins davor? - beschloss ich, mich um meine Körpermitte zu kümmern mit dem Hintergedanken, dass es auch im übertragenen Sinne Rückwirkung auf meine Mitte hat. So trainier(t)e ich intensiv die Rumpfmuskulatur. Auch das bringt Schmerzfreiheit und unterstützt die Verdauung.

Vielleicht betreibe ich eine gewissen Körperkult, ja. Aber ich mache das nicht primär, um irgendwelche äußeren Ziele zu verfolgen - das ist dann eher Nebeneffekt, durchaus willkommen, ja -, sondern eben, um mit mir und meinem Körper in Einklang zu leben.
Dasselbe gilt natürlich auch für die moralischen, inneren Werte und mein Handeln. Ich möchte in mir stringent und konsequent sein. Freilich ohne, das zu einer Zwanghaftigket werden zu lassen - daher halt auch (selfmade) Mohnkuchen, wenn mir eben danach ist ;D.
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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon träumer » 9. Juli 2020, 09:48

Kalliope hat geschrieben:@träumer: und Du hälst Vollkornbrot für gesund?
Absolut.

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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon Kalliope » 9. Juli 2020, 10:10

Na dann: guten Appetit (ist nicht sarkastisch gemeint, Brot ist lecker und wer es verträgt, soll es essen)!
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Re: Arbeitsvergütung, Zuckerbrot und Peitsche

Beitragvon sdsdsdsv » 9. Juli 2020, 10:15

Danke für deine ausführliche Antwort, Kaliope! :glück:


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